Thema Wahlkampf: Elendes Gemecker

Von Moritz Kircher
Foto: Christina Peters/dpa Foto: red

Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt nach Bayreuth, für einen Auftritt im Bundestagswahlkampf. Im Internet spucken die Menschen Gift und Galle. Dieses ständige Gemoser ist bald nicht mehr auszuhalten.

 
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Man muss Angela Merkel nicht mögen. Man muss CDU und CSU nicht mögen. Und niemand wird gezwungen, bei der Bundestagswahl am 24. September sein Kreuz bei der Kanzlerinnenpartei zu machen. Ein Mindestmaß an Anstand sollte man jedoch wahren.

Eier zum Merkel-Auftritt mitbringen - geht's noch?

Weit gefehlt. Hier zwei Kommentarkostproben aus dem Netz zum geplanten Merkel-Auftritt in Bayreuth: „Schick’ die Alte auf den Mond, wo sie hingehört.“ Und: „Die Lügnerin kommt.“ Die nächste ruft dazu auf, Eier mitzubringen, wenn die Kanzlerin im Ehrenhof spricht. Es gebe im Moment ja genügend nutzlose.

Diesen würdelosen Kommentaren schließt sich einer an und analysiert, nur weil ein paar Leute ihren Hass ins Netz kübeln, müsse doch die ganze Wahl gefälscht sein. Wie sonst erkläre sich, dass Merkel und ihre CDU bei Bundestagswahlen auf 30 bis 40 Prozent kommen? „Fake Wahl!!??“, schiebt er hinterher. Die Summe der Frage- und Ausrufezeichen hat sich in den sozialen Netzwerken längst als vermeintliches Maß für die Schlagkraft eines Arguments etabliert. Wer schreit, hat Recht.

Demokratie ist Kompromiss

Den Wahlkampf könnte man auch ganz gelassen als das nehmen, was er ist – periodisch wiederkehrende Wochen, in denen die Wähler von ihrer favorisierten Seite das bekommen, was sie hören wollen. Und genauso gelassen könnte man nehmen, dass es hernach doch anders kommt, weil es die politische Erkenntnis schlechthin ist: Demokratie ist Kompromiss.

Stattdessen wird geschimpft. Wenn nicht auf Merkel, dann gleich auf sämtliche „realitätsfremden Politeliten“, von denen man sich nicht mehr verschaukeln lasse. Die da oben gegen die da unten also. Der Stammtisch-Klassiker. Und geschrieben hat das im Netz einer, der sich nach eigener Aussage den Wahlkampf gar nicht mehr antut und stattdessen für ein paar Wochen in den Urlaub entschwindet.

Die Parteien stehen jedem offen

Ob ihm mal jemand gesagt hat, dass es diese „realitätsfremden Politeliten“ waren und sind, die die Rahmenbedingungen schaffen, dass er so viel Geld verdienen kann, um wochenlang in Urlaub zu fahren? Da ist es nicht zu viel verlangt, den Wahlkampf zu ertragen, den Wahlkämpfern mit einem Mindestmaß an Respekt zu begegnen und am 24. September wählen zu gehen.

Wem das nicht genug politischer Gestaltungsspielraum ist (es wird ja auch gerne gemosert, dass man als vermeintliches Stimmvieh nur einmal alle vier Jahre sein Kreuzchen abzugeben hat), der kann jederzeit einer Partei beitreten und dann jeden Tag Politik machen. Abseits von leeren Parolen.

moritz.kircher@ nordbayerischer-kurier.de

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