Thema: Stadtrat Da lachen die Hühner

Leserbrief von Werner Kolb, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Zwei Watschn für die OB“, Kurier vom 7. März.

 
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Vor wenigen Jahren schrieb mir auf Facebook einer aus der Anti-Merk-Erbe-Front im Stadtrat sinngemäß, dass er noch nie etwas von mir gehalten hätte, weil ich mich nie in die Gemeinschaft des Stadtrates eingefügt hätte. Ich musste damals laut lachen, weil er damit ausdrückte, was er hasst: Veränderungswillen, Nichtkonformität, Gestalten. Und was er mag: Kadavergehorsam, Status-Quo-Denken und das Sichfügen in die Horde.

Er ist damit keine Ausnahme im Stadtrat, die Mehrheit denkt genauso. Das musste Stadtrat Klaus Wührl-Struller erleben, als er vor zwei oder drei Jahren beantragte, eine „Shared-Space“-Zone einzurichten. Die Status-Quo-Mehrheit wandte sich dagegen: „Das ist grün-alternative Ideologie“ schrie einer ihrer prominenteren Vertreter.

Tatsächlich ist an „Shared Space“ nur der Name neu. Die Praxis, dass alle Verkehrsteilnehmer mit ihren Verkehrsmitteln in den urbanen Räumen durcheinander wuseln, war circa 6000 Jahre lang gängiges Alltagsverhalten auf diesem Planeten. Man kann es noch auf einer Stele am Eingang der Sophienstraße bewundern. Das abgebildete Foto zeigt eine alltägliche Situation auf dem Marktplatz, wahrscheinlich in den 1920er-Jahren.

Die strikte Teilung der Verkehrsräume wurde erst 1933 auf dem berühmten Städtebaukongress von Athen beschlossen. In Deutschland schrieb diese Teilung die allererste Straßenverkehrsordnung fest, die 1934 erlassen wurde. Es genügen zehn Minuten, um dieses kognitive Wissen zu erwerben. Man muss nur nach „Shared Space“ im Internet suchen und den Wikipedia-Eintrag lesen, der unter den Suchergebnissen ganz vorne zu finden ist.

Aber diese Status-Quo-Dschihadisten ignorieren lieber die Fakten und entscheiden auf der Grundlage ihrer Stammtischparolen und Hordengewissheiten. Dieser Sitzenbleiber-Mehrheit geht es seit Jahren nicht ums Gestalten, sondern um Obstruktion gegen die amtierende Oberbürgermeisterin.

Das wurde auch bei der Haushaltsberatung wieder deutlich, als sie eingeplante Investitionen aus dem Vermögenshaushalt herausnahmen und in Verpflichtungsermächtigungen umwandelten. Das ist ein bisschen so, als würde man Gelder vom Konto X auf das Konto Y umbuchen. Das soll „Gestalten“ sein? Da lachen ja die Hühner.