Thema Seilbahn privat: Ohne Alternative

Von Andreas Gewinner
Neue Seilbahn, neuer Betreiber -- das ist derzeit die Option am Ochsenkopf. Das muss nicht schlecht sein. Foto: Archiv/Simone Werner-Ney Foto: red

Manchmal können auch Entscheider nur das nachvollziehen, was ihnen durch Tatsachen vorgegeben wird. Das zeichnet sich nun auch bei den Ochsenkopfseilbahnen ab. Bisher ein Betrieb, in dem Kommunalpolitiker und Verwaltungsleute das Sagen hatten und bis zu gewissem Grad der Betriebsleiter vor Ort.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vor wenigen Jahren hatte der Kurier in einem Bericht das Thema mögliche Privatisierung der Seilbahn aufgegriffen. Damals in der Region noch ein Tabuthema, dem kaum jemand was abgewinnen konnte.

Das hat sich unter dem Druck der Tatsachen nun grundlegend geändert. Denn wenn man eine neue Seilbahn will, geht es offenbar nicht ohne einen privaten Investor. Und ein privater Investor wird natürlich keinen zweistelligen Millionenbetrag in ein Unternehmen stecken, das weiter von Lokalpolitikern und Verwaltungsleuten geführt wird. Noch dazu eines, das wie bisher rein betriebswirtschaftlich dicke rote Zahlen einfährt. Denn der Umlagebedarf steigt und steigt; dieses Jahr wird er wohl die Millionengrenze überschreiten.

Nun war die Seilbahn (oder auch die Therme in Obernsees) nie als gewinnbringendes Unternehmen angelegt. Sondern als Infrastrukturmaßnahme, die in der Region Einnahmen und Arbeitsplätze generieren soll. Der Gewinn fällt also in der Breite an.

Trotzdem darf gefragt werden, ob ein noch dazu wachsendes Dauerdefizit eine gottgegebene Tatsache sein muss. Und ob die Seilbahn – alt oder neu – unter diesen Gegebenheiten langfristig zukunftsfähig gewesen wäre. Auch deswegen muss es keine schlechte Sache sein, wenn vielleicht in Zukunft ein Geschäftsmann an der Seilbahn das Sagen haben sollte.

Dann freilich wird sich Einiges ändern. Nicht nur für die Mitarbeiter der Seilbahn. Auch Nutzer und Touristiker, die auf die Seilbahn bauen, würden sich zum Beispiel daran gewöhnen müssen, dass die Bahn öfter mal steht, wenn keine Gäste in der Region sind. Dass die Fahrt teurer wird.

Andererseits wird ein Unternehmer Neues und Anderes ausprobieren, wie flexiblere Fahrzeiten: zum Beispiel längere Fahrzeiten abends in einem schneereichen März, damit auch Berufstätige noch Ski fahren können. Oder eine Seilbahnfahrt zum Sonnenaufgang auf dem Ochsenkopf.

Aber egal, ob man eher die Vorteile oder die Nachteile sieht: Nach Lage der Dinge führt an diesem Weg eh nichts vorbei.

Mail schreiben: andreas.gewinner@nordbayerischer-kurier.de