Thema: Landwirtschaft Der bäuerliche Hürdenläufer: „Kein Verband, keine Partei hilft“

Leserbrief von Hans Thiem, Poppendorf
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Ergebnis für 
Volksbegehren „Rettet die Bienen“ nimmt Zehn-Prozent-Hürde 
deutlich“, Kurier vom 14. Februar.

 
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Es war einmal ein Land in Deutschland, nennen wir es Bayerisch-Franken. Die Bewohner waren so fleißig und sparsam und ihr Reichtum wuchs und wuchs. Aber auch die Bürokratie wuchs mit, machte ihnen Vorschriften über Vorschriften. Und es entstand ein großes Heulen und Klagen.

Bis einer aufstand und verkündete: Ich habe die Lösung. Dieser Mann, nennen wir ihn Eddy, verkündete: „Wir bauen die Bürokratie ab!“ Und sofort schickten ihn seine Kollegen nach Brüssel.

Auf dem Weg dorthin überlegte und überlegte er. Und er hatte nur noch eine halbe Stunde bis zum Ziel. Doch auf einmal durchfuhr ihn die Lösung: „Wir bauen noch ein größeres Monster darüber. Dann sieht man nichts mehr vom alten.“ Denn eines wusste er ganz genau. Das bestehende Monster konnte er nicht verkleinern. Er hatte es selbst mit konstruiert, er kannte die starken Säulen, auf denen es stand. Und würde man an einer Säule ziehen, um es zum Einsturz zu bringen, würden gleich zwei weitere Säulen nachwachsen, um die gesetzliche Kraft wiederherzustellen. Diese Monsterkraftarme hatten die Menschen in ihrer Gewalt. 

Und nun kommt der Bauer ins Spiel, genannt „bäuerlicher Hürdenläufer“. Er wurde am meisten von der Bürokratie getroffen. Von morgens bis abends hatte er zu kämpfen mit: Landschaftsprogrammen, Blühwiese, Schnittzeitpunkt, Pflanzenschutzmaßnahmen, Großvieheinheiten, Haltungsverordnung in Ställen, schriftliches Dokumentieren im Stall und auf den Äckern und Wiesen und so weiter. Und dann kam das Jahr 2018 mit einer großen Dürre und Trockenheit, die vor allem in Franken verheerend war. Da schlug das Bürokratiemonster richtig zu – in Form eines Bund- und Länderprogramms. Und das traf den bäuerlichen Hürdenläufer grausam.

Man hätte den Verlust, den der bäuerliche Hürdenläufer durch die Trockenheit erlitten hat, leicht ausrechnen können. Zum Beispiel beim Getreideverkauf: Man nehme den durchschnittlichen Ertrag aus den drei vorherigen Jahren, und vergleiche das Ergebnis mit dem gegenwärtigen Jahr. Auf unserem Hof errechnete sich dadurch ein Verlust von 50 Prozent.

Nun zum Hilfsprogramm. Nachzuweisen sind: Girokonten/Barvermögen, Sparbücher/-konten, Sparbriefe, sonstige Wertpapiere, Aktien, Fondsanteile, Zero Bonds, kurzfristig verwertbares Privatvermögen, Summe der Gesamteinkünfte laut Steuerbescheid, davon Summe der Einkünfte aus gewerblichen, nicht landwirtschaftlichen Betriebszweigen, Anteil gewerblicher, nicht-landwirtschaftlicher Einkünfte.

Nun macht sich der bäuerliche Hürdenläufer auf den Weg zum Amt. Um den Einkommensverlust auszugleichen, hatte er sich viele Standbeine geschaffen, zum Beispiel Direktvermarktung, Biogasanlage, Urlaub auf dem Bauernhof, Altenpflege, Arbeiten beim Maschinenring, Lohnarbeiten, Futterverkauf und so weiter.

Weil der Staat und die Kirche daran interessiert sind, die Lebensmittelpreise niedrig zu halten, braucht er dringend diese Standbeine. Und diese Standbeine machen ihm nun große Schwierigkeiten. Denn wenn er die erste Hürde nicht schaffte, ist der ganze Antrag ungültig.

Als er im Amt ankam und an die Tür klopfte, ging ganz schnell die Tür zum Bürokratiemonster auf, das dann auch sagte: „Wenn du eine Frage mit ,trifft nicht zu‘ beantwortest, bekommst du nichts.“ Und er wusste, mit zehn Standbeinen, die er nun einmal hatte, konnte er nicht über die Hürde kommen. Trotzdem versuchte er es – und er knallte auf den Boden. Er ging nach Hause und wurde nachdenklich. Er stellte für sich fest, dass er keine Zukunft mehr hatte und seinen Stall schließen würde. Es gab keine Hilfe für ihn. Kein Amt, kein Verband, keine Partei half ihm. Nur die Regenwaldbesitzer freuten sich, denn sie können ihn weiter vernichten.