Thema: Jägerinnen Ätzende Weltverbesserung

Leserbrief von Georg Hofmann, Heinersreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Leserbrief „Immer mehr kranke Hirne“ von Reinhard Wittke,  Kurier vom 4. Februar. 

 
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Am Tag als der Wittke kam – langersehnt – heißerfleht! Lange mussten wir sie schmerzlich entbehren, schluchz! Nun endlich wieder eine neue Folge aus der beliebten Serie „Dr. Wittkes verbindliche kleine Ethiklektionen in Leserbriefen“.

Anders als die Tierschutzbeiträge des Ärzteehepaares Hennig in freundlich mahnendem Ton geht Dr. Allwissend elegant mit dem Florett zur Sache, um sich bei der Zerstückelung aller Andersdenkenden und genüsslichen Betrachtung seiner Jagdstrecke einen inneren Reichsparteitag zu verschaffen.

Wir kennen und schätzen mittlerweile seine Lieblingsfeindbilder: Kaum erscheint etwas über Wildsäue, Jagd, Fleischesser, Saunagänger, Nichtsportler, macht’s auch schon Klick und der giftspritzende Medicus gießt seinen sarkastischen Sermon über uns Ungläubige aus. Jagd ist bäh, Fleischessen sowieso, und alle Saunagänger, Nicht-Marathonläufer sind eigentlich nur geistig verirrte und nichtswürdige Vollpfosten.

Jeder sollte eigentlich so sein wie er, nach seinem Bilde geschaffen; indes grübelt man, was an diesem selbst ernannten Ethik-, Moral- und Weisheitspächter abstoßender ist: Die Überheblichkeit und Menschenverachtung oder der pervertierte Weltverbesserungswille.

Die maßlose Arroganz, mit der unser Gesinnungs-Ikarus sich über ganze Menschengruppen erhebt („kranke Hirne“), erinnert fatal an die Jahre im Bayreuther Tierschutzverein, wo man die selbstgestellte Aufgabe so wörtlich nahm, dass man zu diesem Behufe schon gern mal einen Mitmenschen zur Sau machte.

Den hippokratischen Eid, den dieser gallespuckende Menschheits- und Tierbeglücker mal geschworen hat, nämlich anderen Menschen helfen zu wollen, lautet in Wittkes Lesart: „Euch werd’ ich schon helfen!“ Damit wird er zum geistigen Wegbereiter einer irgendwann gewaltbereiten „humanen“ Bewegung, die sich durch die Wahl ihrer Mittel selbst disqualifiziert.

Wenn Weltverbesserung so ätzend daherkommt, dann will ich keine. Was einen Teil solcher Menschen ausmacht, in die Nähe einer Ideologie rückt und dabei mit Strömungen wie dem Islamismus verbindet, ist die Lust am Niedermachen. Sie neigen dann dazu, im Verlaufe ihres Einsatzes für ein ursprünglich oft löbliches Ziel dieses zu idealisieren, die Mittel zur Erreichung allmählich frustbedingt zu radikalisieren. Damit sind die Fäuste in der Tasche geballt und der erste Schritt getan zur Liquidierung Andersdenkender. Am Ende sitzen sie dann selig inmitten eines Schlachthofes, gegen den sie ursprünglich antraten.

Zum Schluss ein frommer Wunsch: Mögen Wittkes fleischlose Ernährung und der Lorbeer seiner körperlichen Meisterleistungen dazu beitragen, dass er nicht kontaminiert werde durch seines eignen Geistes Gift und die Säure seiner Gedanken nicht seinen sportgestählten Leib zersetze.