Thema: Informations-Chaos um die B 303

Von Andreas Gewinner
Ab Montag, 25. September, ist die B 303 zwischen Bad Berneck und Himmelkron gesperrt, der Verkehr wird umgeleitet. Die Öffentlichkeit hat von der Sperrung nur per Zufall erfahren. Muss das sein? Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Wenn am Montag die B 303 zwischen Bad Berneck und Himmelkron zwecks Sanierung verriegelt wird, ist Chaos auf den Umleitungsstrecken vorprogrammiert. Das ist unvermeidlich, wenn man sich nicht über kaputte Straßen ärgern will. Vermeidbar gewesen wäre hingegen das Informations-Chaos im Vorfeld.

 
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Im Staatlichen Bauamt in Bayreuth weiß man seit mindestens einem halben Jahr, dass im Herbst eine der wichtigsten Routen im östlichen Oberfranken vorübergehend geschlossen werden muss. Und die Welt erfährt es per Zufall wenige Tage zuvor, weil in einem örtlichen Bauausschuss, der öffentlich tagt, die Sorge umgeht.

Erst auf Nachfrage teilte die Behörde dann mit, bereits im Frühjahr (!) „Behörden und Gemeinden“ (!!) informiert zu haben. Aha.

Und was ist mit den Tausenden Autofahrern, die hier täglich unterwegs sein müssen? Was ist mit den vielen Firmen in Himmelkron – darunter nicht wenige Speditionen – was ist mit den Hunderten Mitarbeitern dieser Firmen, die massiv von den Einschränkungen betroffen sind?

Die Firmen werden wenige Tage vor Beginn der Sperrung in einer eigenen Veranstaltung informiert. In Bayreuth.

Nun ist das Staatliche Bauamt Bayreuth eigentlich eine sauber und effizient arbeitende Behörde. So wie man das von der öffentlichen Verwaltung in Deutschland allgemein und in Bayern im Besonderen gewohnt ist. Baustellen werden in aller Regel zügig und fristgerecht und im Budget abgearbeitet, Ausnahmen wie das halbe Jahrzehnt kreuzungsfreier Ausbau bei Bischofsgrün vor einigen Jahren bestätigen die Regel. Die Ingenieure und Straßenbauer finden immer eine Umleitung und sei es durch den Wald, wie unlängst bei Fichtelberg. Umleitungsbeschilderungen sind korrekt und vollständig.

Warum aber klappt es mit der Öffentlichkeitsarbeit so schlecht? Die Behörde verkehrt seit einiger Zeit nur noch schriftlich mit der Presse. Das ist nicht das Problem. Wenn sich Behördenvertreter falsch zitiert fühlen, gibt es eben keine mündlichen Auskünfte mehr, da müssen sich die Medien an die eigene Nase fassen.

Die schriftlichen Auskünfte aus dem Staatlichen Bauamt sind aber häufig in einer Mischung aus Verwaltungs-Kauderwelsch und Ingenieurs-Fachjargon verfasst, dass sie ein Laie und damit der normale Leser nicht versteht. Und das ist schon eher ein Problem. Bei der Rückübersetzung in normales Deutsch sind dann Fehler vorprogrammiert. Ist schon passiert – auch, aber nicht nur im Kurier.

Doch das wahre Problem scheint ein Mentalitätsproblem zu sein. Wenn über einseitige Sperrungen auf wichtigen Routen häufig nicht mehr informiert wird, wenn von einer massiven Maßnahme wie der B 303-Sperrung „Behörden und Gemeinden“, aber nicht die Allgemeinheit informiert werden, was sagt das aus?

Ist das historisch bedingt? Weil die Tradition autoritärer Strukturen und eines öffentlichen Dienstes, dem man sich nur in gebückter Haltung nähern durfte, eine ältere, längere Tradition in Deutschland hat als die Demokratie? Das wäre eine Erklärung. Aber keine Entschuldigung.

Liebe Baubeamte von der Bayreuther Wilhelminenstraße: Öffentlicher Dienst ist genau das, was der Begriff sagt – Dienst an der Öffentlichkeit!

Und die besteht nicht nur aus „Behörden und Gemeinden“, sondern aus Autofahrern, Unternehmern, Arbeitnehmern, Pendlern – die, nebenbei bemerkt, den öffentlichen Dienst mit ihren Steuern am Laufen halten.

Mail schreiben: andreas.gewinner@nordbayerischer-kurier.de