Thema: Heimpflege Unfaire Kostenaufteilung

Kommentar von Peter Rauscher
Foto: dpa Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Ein Leben voller Arbeit – und dann als Pflegebedürftiger Sozialfall: Das ist leider Alltag in Deutschland. Weil Pflege in Deutschland so teuer ist, dass ein Normalrentner sie sich nicht leisten kann.

 
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Von 1600 bis gut 2200 Euro reicht die Spanne der Zuzahlung, die Pflegebedürftige respektive Ehepartner und Kinder für Heime in der Stadt Bayreuth aufbringen müssen. Wer in Rente geht, erhält aber im Schnitt nur rund 1100 Euro als Mann und knapp 700 Euro als Frau. Das reicht hinten und vorne nicht fürs Heim.

Und wer ein bisschen was auf die hohe Kante gelegt hatte, ist womöglich auch noch der Dumme: Bis auf weniger als 10.000 Euro Schonvermögen werden die Ersparnisse durch die Pflege aufgezehrt. Dann müssen entweder die Kinder zahlen oder der Staat. Fast 4000 Oberfranken sind auf Hilfe zur Pflege angewiesen. Für jemanden, der als Pflegefall ohnehin gerade vom Schicksal schwer getroffen wurde, kann das ein zusätzlicher schwerer Schlag sein.

Das Problem wird sich noch verschärfen. Pflegekräfte sind kaum zu bekommen und müssen für ihre anspruchsvolle Arbeit gut bezahlt werden. Die Leistungen der Pflegekassen an Heime sind aber gedeckelt, wurden in 24 Jahren nur zweimal angepasst. Das heißt: Kostensteigerungen gehen allein zulasten von Pflegebedürftigen, ihren Familien und des Sozialhilfeträgers. Fair ist das nicht.

Fast könnte man den Eindruck gewinnen, die hohen Kosten sollen vor der Pflege im Heim abschrecken. Rein unter Kostengesichtspunkten kommt die Gesellschaft am billigsten weg, wenn Angehörige für beschämend wenig Geld die Pflege zu Hause übernehmen. Aber in vielen Fällen sind die Familien überfordert und haben keine andere Wahl als das Heim. Oder Unterbringung dort ist die einzig sinnvolle Lösung. Freiwillig gehen sowieso die wenigsten hin. 

Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen und ist nicht selbstverschuldet. Die Kosten dafür müssen deshalb solidarisch getragen werden. Eine Vollkaskoversicherung, die alles zahlt, würde das Solidarsystem zwar überfordern. Aber auch für eine Teilkasko-Pflegeversicherung wäre es das Mindeste, die Leistungen an die Kostensteigerungen in der Pflege zu koppeln. Das ist bei der Pflegereform 2017 aber nicht geschehen. Ein Versäumnis, das den Reformern jetzt auf die Füße fällt.