Thema: BR-Radl-Tour Ziemlich viel Blauäugigkeit

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Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Mal so ganz groß rauskommen im Fernsehen – mehr Werbung geht doch fast nicht, oder? Glückliches Hollfeld also, sollte man meinen. Schließlich will hier die BR-Radl-Tour Station machen im Juli.

 
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Der Vorstand des ASV hatte federführend seine Hände im Spiel, knüpfte den Kontakt zu den TV-Machern in München. Allgemeine Euphorie, als die den Zuschlag erteilten. Tausende von Gästen, Marketing für die Kommune ohne Ende.

So weit, so gut. Oder besser: fast gut. Denn im Freudentaumel verloren die lokalen Initiatoren des Spektakels einen entscheidenden Aspekt aus dem Blick: So ein Spektakel kostet Geld. Geld, das die Stadt nicht hat. Sonst müssten die Stadträte nicht seit Wochen in langatmigen Diskussionen um jeden Hunderter feilschen, der in den nächsten Monaten ausgegeben wird. Oder eben nicht.

Das Landratsamt als Rechtsaufsicht hat den Finger drauf auf den Finanzen der Kommune. Die muss Sparwillen dokumentieren, will sie nicht Gefahr laufen, eine halbe Million an Stabilisierungshilfe vom Freistaat zu verlieren. Oder gar Millionen an Zuschüssen aus den Vorjahren zurückzahlen zu müssen.

Da in den Etatentwurf für 2019 für die Radl-Tour mal so eben eine höhere fünfstellige Summe als Ausgabe ohne eine Nennung von Einnahmen auf der Gegenseite reinzuschreiben, war ein wenig blauäugig. Denn die Behörde merkte das natürlich. Und sah nicht nur den ganzen Entwurf als nicht genehmigungswürdig an. Sondern mahnte zusätzlich schriftlich an, bei den freiwilligen Leistungen – und das sind die Kosten für die Radl-Geschichte – besonders vorsichtig zu sein.

Nun wurde auf die Schnelle und mit heißer Nadel ein kostendeckendes Modell gestrickt. Weil ja erst jetzt nach einem Treffen zum Thema Sicherheit feststehe, was die Stadt konkret berappen muss und was nicht, so Bürgermeisterin Karin Barwisch. Das nicht-öffentlich zu behandeln und zu glauben, draußen bekommt das keiner mit, war auch ein wenig blauäugig. Zumal so manche Räte, wie Barwisch zu Recht vermutet, bereits in den Wahlkampfmodus geschaltet haben.

Und, mit Verlaub: Ein solches Konzept hätte schon längst stehen müssen, auch ohne jedes Detail zu kennen. Mit einem Plan A und einem Plan B. Bleibt zu hoffen, dass zumindest der neue Entwurf frei von Blauäugigkeit ist. Denn – zurück zur Euphorie – die Radl-Tour ist wirklich eine Erste-Sahne-Werbung für Hollfeld. Eine Absage wäre genau das Gegenteil – eine Blamage sondergleichen.

stefan.brand@
nordbayerischer-kurier.de

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