Thema: Blühwiesen Versöhnung oder clevere Geschäftsidee?

Leserbrief von Johannes Barfuß, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Bauern suchen Blühwiesen-Paten“, Kurier vom 9. März.

 
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Es klingt doch ganz schlau, wenn Bauern landbesitzlose Bürger auffordern, sich als Pate an den Kosten für Blühwiesen und -streifen für den Insekten- und Tierschutz finanziell zu beteiligen. Das war auch stets die Forderung des Bauernverbands.

Rechnet man die in dem Artikel ausgewiesenen Preisvorstellungen aber mal nach, entdeckt man doch einen beachtlichen Geschäftssinn der Anbieter. Mit den folgenden abgerundeten Zahlen stütze ich mich auf aktuelle Veröffentlichungen des Statistischen Landesamts Bayern und des Portals „agrarheute“.

Das Angebot, die Anlage einer Blühwiese zu unterstützen mit einem Euro pro Quadratmeter erbrächte für einen Hektar (10.000 Quadratmeter) satte 10.000 Euro, das sind für 50 Euro pro 100 Quadratmeter 5000 Euro und für die gleiche Fläche mit gebräuchlichen Futterpflanzen Klee und Luzerne 3000 Euro.

Vergleicht man dies mit den statistisch ermittelten Hektarerträgen und Erlösen in den genannten Quellen, kann man nur staunen: Mit den festgestellten Erträgen von 2017 und den Preisen von heute errechnet sich ein bewusst abgerundeter Erzeuger-Erlös pro Hektar für Weizen von rund 1200 Euro, für Gerste von etwa 1300 Euro, für Raps von rund 1200 Euro und für Kartoffeln von etwa 10.000 Euro.

Solche Durchschnittswerte weisen immer eine große Schwankungsbreite auf, das ist selbstverständlich zugestanden.

Dass es aus dem Kulturlandschaftsprogramm 600 Euro pro Hektar für die Anlage von Blühflächen gibt, und dass der Wert des auf den Patenflächen geernteten Futters den Bauern bleibt, sei nebenher bemerkt.

Jedem sei es gegönnt, sein Geld mit legitimen Mitteln zu verdienen, und jeder Käufer oder Pate muss sich überlegen, was ihm Ware und Umwelt beziehungsweise sein Gewissen wert sind. Schnäppchen sind die vorgestellten Angebote jedenfalls nicht.

Und wenn sich nur wenige Paten finden, dann vielleicht gerade deswegen und weil auch sie rechnen können. Schade ist nur, dass auf diese Weise ein drängendes Anliegen des Artenschutzes zum Geschäft verkommt.