Thema: Abholzung Mehr als nur kontraproduktiv

Leserbrief von Joachim Kalb, Neunkirchen
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Aus dem Gemeinderat“, Kurier vom 28. Februar.

 
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Alle Jahre wieder werden die Arbeiter der Bauhöfe von den Stadt- und Gemeindeverwaltungen, die immer besser mit modernster Kahlschlagtechnik ausgestattet sind, angewiesen, bis Ende Februar großflächig hunderte Meter von Hecken und Bäumen rücksichtslos niederzumachen.

Besonders gründlich geschieht das scheinbar in Bayreuth, wie aus Kurier-Leserbriefen zu entnehmen war. Und auch im Weidenberger Einzugsbereich, offensichtlich dort mit Zustimmung des Landschaftspflegeverbandes.

Fassungslos musste ich zusehen, wie wenige Meter von meinem Haus in Neunkirchen an der Ortsverbindungsstraße von Neunkirchen nach Glotzdorf auf der ganzen Länge des Sportplatzes alle Bäume (bis auf drei) und alle Büsche (darunter auch viele Frühblüher) radikal und rücksichtslos knapp über dem Boden abgesägt und abtransportiert wurden.

Die von Bürgern zu Zeiten von Altbürgermeister Wolfgang Fünfstück mit ausgewählten heimischen Baum- und Buscharten angelegte Hecke bildete einen idealen Sicht- und Schallschutz sowohl für die Anlieger als auch für den Kinderspiel- und Fußballplatz sowie vielfältige Brutmöglichkeiten für Singvögel und Futter für Insekten aller Art.

Auch wenn es rechtlich auf den ersten Blick zulässig erscheint, ist es nach Auskunft aller Naturschutzbehörden und Vereine jenseits jeglicher Verhältnismäßigkeit. Zu einem Zeitpunkt, wo ein Volksbegehren zur Rettung der Bienen einen nie da gewesenen Zuspruch erhält und damit deutlich macht, dass die Bevölkerung umdenkt, kann man ein solches Verhalten der Behörde und des Landschaftsschutzverbandes gelinde gesagt nur mehr als kontraproduktiv bezeichnen.

Dieser Tage wurde im Kurier (19. Februar) ein Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) mit Sitz in Erbendorf umfassend vorgestellt, der sich auf Enoch zu Guttenberg beruft. Wie bitte verträgt sich das denn mit solchen Kahlschlagaktionen, die wir mittlerweile schon zum dritten Mal in unserer unmittelbaren Umgebung erleben?

Es wundert mich allerdings nichts mehr, wenn man im Kurier liest, dass der Geschäftsführer des Bauernverbandes, Harald Köppel, ungestraft 1,8 Millionen Bürger einfach so beleidigen darf. Ebenso, wenn es gegenwärtig einer Bundeslandwirtschaftsministerin und ehemaliger Weinkönigin, Julia Klöckner (CDU), nachgesehen wird mit ihrem mehrfach nachgewiesenen, nicht funktionierenden Appell an die Freiwilligkeit für einen nachhaltigen, nicht mehr reparablen Flurschaden in ganz Deutschland zu sorgen.