Telefonaktion Glücksspielsucht: Spieler muss die Folgen spüren

Bis zum letzten Euro: Glücksspielsucht kann verheerende Folgen haben. Foto: Ole Spata/dpa Foto: Ole Spata

BAYREUTH. Glücksspielsucht kann zur finanziellen Katastrophe werden, für den Betroffenen und seine ganze Familie. Es ging in unserer Telefonaktion um solche Extremfälle, aber auch um Ursachen und Therapiemöglichkeiten. Hier die wichtigsten Fragen und die Antworten der Berater der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

 
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Am Wochenende hat mir mein Lebenspartner unter Tränen gestanden, dass er sein ganzes Geld verspielt und noch dazu Schulden hat. Er schwor mir, damit aufzuhören. Kann ich ihm glauben?

Wenn Ihr Lebenspartner bereits in eine Spielsucht gerutscht ist, hat er kaum noch Kontrolle über sein Handeln. Die Spieler fühlen sich wie ferngesteuert. Auch wenn sie Versprechen halten wollen, schaffen sie es oft ohne Hilfe nicht. Sie können Ihren Mann bitten, sich einen Termin bei einer Beratungsstelle für Glücksspielsucht zu holen. Gegenwärtig gibt es zum Beispiel in Bayreuth keine langen Wartezeiten. Es gilt herauszufinden, woher der Drang nach dem Spiel kommt und was man tun könnte, um wieder andere Ziele im Leben zu finden, als die Spielhalle.

Meine Spielschulden sind im fünfstelligen Bereich. Ich muss weg von den Automaten. Aber es zieht mich jetzt schon wieder mit aller Macht dorthin.

Vielleicht hatten Sie in letzter Zeit nur noch an den Automaten intensive Glücksgefühle. Das Grundbedürfnis nach Glück wird sich immer wieder melden. Versuchen Sie, es anders zu befriedigen. Überlegen Sie, was Ihnen früher Freude gemacht hat und was Ihnen heute gut tut. Wäre es ein Gespräch mit einem guten Freund, eine Jogging-Runde, ein Kreuzworträtsel, ein spannender Film oder was auch immer. Schreiben Sie ein paar Varianten auf, die sich schnell umsetzen lassen, wenn die Lust aufs Spiel übermächtig zu werden droht. Leichter wird es aber mit der professionellen Hilfe einer Suchtberatungsstelle.

Freunde haben mich in eine Kneipe eingeladen. Da stehen Automaten. Nun habe ich gerade eine Therapie wegen des Glücksspiels hinter mir. Könnte ich hingehen?

Wenn Sie wirklich weiterhin nicht spielen wollen, dann gehen Sie besser nicht dorthin, wo Automaten stehen. Sie würden sich unnötig der Gefahr aussetzen, dass Sie wieder anfangen. Zusammen mit Alkohol ist diese Gefahr noch größer. Bestimmt werden Ihre Freunde das verstehen und Sie finden gemeinsam einen anderen Ort.

Mein Mann hat sich endlich entschlossen, etwas gegen seine Spielsucht zu tun. Welche Therapie empfehlen Sie – ambulant oder stationär?

Der eine kommt gut damit zurecht, in seinem Alltag zu bleiben und einmal in der Woche im Rahmen einer ambulanten Therapie das Problem zu bearbeiten. Für den anderen ist eine stationäre Therapie in einer Reha-Klinik besser. Die Entscheidung trifft man am besten im Gespräch mit den Experten einer Suchtberatungsstelle, die sich auf Glücksspielsucht spezialisiert hat. Dort wird auch bei der Klärung der Kostenfrage geholfen.

Mein Sohn spielt online um Geld. Wie komme ich dagegen an? Wir finanzieren zum Teil seine Lehre.

Sagen Sie ihm, dass Sie gern Geld für seine Lehre geben, nicht aber für sein Glücksspiel. Je klarer Sie das formulieren, desto bessere Orientierung ist es für ihn. Spielt er trotzdem weiter, können Sie Ihre finanzielle Unterstützung völlig abbrechen. Drohen Sie aber nicht mit Maßnahmen, zu denen Sie nicht wirklich bereit sind. Sie müssen komplett dahinter stehen, sonst werden Sie nicht ernst genommen.

Mein Bruder zockt und verliert viel Geld. Ab und an hat er schon Momente, in denen er davon weg will. Aber dann verschwindet er wieder in der Spielhalle. Was kann ich tun?

Versuchen Sie, mit ihm im Gespräch zu bleiben. Wenn Ihr Bruder schon selbst merkt, dass er etwas ändern muss, können Sie ihm anbieten, ihn zu einer Beratungsstelle zu begleiten. Wenn er aber weiter spielen will, dann bleibt Ihnen nur, dafür Sorge zu tragen, dass er die Konsequenzen seines Glücksspiels mit aller Wucht spürt. Borgen Sie ihm kein Geld – auch nicht für Benzin, auch nicht für Lebensmittel, auch nicht für die Miete. Manchmal ist es sogar heilsam, zu laufen, zu hungern oder ein paar Nächte auf der Straße zu verbringen.

Mein Sohn (26) verdient gut, zockt aber am Computer nächtelang und hat heftig Schulden gemacht. Da er noch bei mir wohnt, kriege ich das alles mit und es macht mich regelrecht krank. Was kann ich tun?

Vor allem loslassen – Ihr Sohn ist ein erwachsener Mann. Nur er selbst kann letztlich entscheiden, ob er weiter spielen will oder nicht. Bisher sind ihm daraus ja offenbar auch keine gravierenden Nachteile entstanden. Sie lassen ihn mietfrei bei sich wohnen, kaufen ein, machen für ihn sauber . . . Deshalb wird er auch bestimmt sein Leben gar nicht ändern wollen. Es mag hart klingen, aber eine Chance auf Veränderung hat er nur, wenn Sie Ihre Hilfe einstellen, wenn er voll mit den Folgen seiner finanziellen Verluste konfrontiert wird. Vielleicht können Sie ihm zunächst einmal einen Termin nennen, bis zu dem er ausgezogen sein muss.


Hier gibt es Hilfe

Spielsüchtige können sich bei der Beratungsstelle der Diakonie in Bayreuth in der Kolpingstraße 1 melden. Dienstags von 8 bis 9 Uhr findet eine offene Sprechstunde statt, man braucht also keinen Termin. Telefonisch kann man unter der Nummer 09 21/78 51 77 30 Kontakt aufnehmen. Zudem gibt es rund um die Uhr anonyme Hilfe über eine sichere Internetverbindung unter www.evangelische-beratung.info/gluecksspiel-bayreuth.

Telefonberatung zur Glücksspielsucht gibt es auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter 08 00/1 37 27 00 (Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr).

Infos im Internet unter: www.check-dein-spiel.de, www.spielen-mit-verantwortung.de. und www.bzga.de/infomaterialien

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