Tagungshotel Pegnitz Hotelzimmer dringend gesucht

Von Wolfgang Karl

PEGNITZ. Früher kamen die Gäste, die ein schönes Hotel suchten, von Nürnberg nach Pegnitz. Seit der Schließung von Pflaums Posthotel geht der Trend in die andere Richtung: Gäste von Pegnitzer Firmen übernachten oft in Nürnberg. Nach einem Business-Hotel für Geschäftsreisende sucht man in der Gegend vergeblich. So hat alleine die KSB rund 3000 Übernachtungen vor Ort zu buchen.

 
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Nach Pflaum kam nichts

Lange Zeit stand in Pegnitz mit Pflaums Posthotel eines der führenden Hotels Deutschlands. Michael Jackson, der gerade erst 60 Jahr alt geworden wäre, stieg hier ebenso ab, wie Plácido Domingo oder - noch als Kardinal - Joseph Ratzinger. Inzwischen ist das Hotel abgerissen, das Gelände neu bebaut, aber der Bedarf noch vorhanden. Der Kurier hat bei Firmen und der Stadt nachgehakt.

Rund 3000 Übernachtungen

Der Pumpenhersteller KSB ist der größte Arbeitgeber in Pegnitz – mit internationaler Kundschaft. „KSB würde es begrüßen, wenn in Pegnitz ein Hotel zur Verfügung stünde. Pro Jahr haben wir rund 3000 Übernachtungen“, so Alexandra Leiner von der Konzernkommunikation bei KSB. Darunter seien Besucher des Pegnitzer Werks und Mitarbeiter anderer Standorte. Natürlich gebe es im Ort und in der Region verschiedene Gasthäuser, in denen man unterkommen könne, sowie Hotels in Bayreuth. Doch durch die internationale Ausrichtung von KSB seien eben viele Gäste zu Besuch, die nicht mobil sind, also kein Auto zur Verfügung haben. Gerade für sie sei ein ortsansässiges Hotel eine praktische Einrichtung.

Neues Hotel würde genutzt

Auch der Schmiersystemhersteller Baier und Köppel hat pro Jahr zahlreiche Geschäftsreisende zu Gast: Rund 800 Übernachtungen muss das Unternehmen auf verschiedene Gasthäuser aufteilen. „Aufgrund des mangelnden örtlichen Angebotes buchen wir entweder in der unmittelbaren Umgebung, wie Pottenstein, oder aber in der Region Bayreuth oder Nürnberg. Die Auswahl der Hotels erfolgt nach den jeweiligen Qualitätsansprüchen unserer Gäste. Wir haben uns mit dem Mangel entsprechender Hotels in Pegnitz inzwischen arrangiert“, teilt die Geschäftsleitung dem Kurier mit. Der Bedarf müsse abgedeckt werden, egal, ob in Pegnitz oder der Umgebung. „Ein neues Hotel in Pegnitz würde von uns jedoch sicherlich genutzt werden.“

Gerade für Seminare wichtig

Die Versicherungs- und Finanzmanagement-Gesellschaft VFM sieht ein großes Problem: „Wir können bisher nur die Veranstaltungen in Pegnitz machen, die bei uns stattfinden“, sagt Klaus Liebig, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter. Bisher gebe man allen Seminarteilnehmern eine Empfehlungsliste für Hotels, die sei zwei Seiten lang. Auch das Tagungsgeschäft leide unter dem Hotelmangel: „Bei Schulungen bis 60 Personen bekommen wir das in unseren eigenen Räumen hin. Aber darüber hinaus wäre es gut, ein Hotel mit größeren Tagungsräumen zu haben.“ VFM lagere deswegen einige Seminare nach Würzburg aus, selbst die eigene Weihnachtsfeier finde schon seit Jahren in einem Hotel in der Nähe von Neumarkt statt. „Dabei wäre es uns allen viel lieber, wenn wir das alles in Pegnitz machen könnten. Wir brauchen hier dringend ein Tagungshotel“, sagt Liebig. Gut 1000 Übernachtungen sehe er aktuell als Bedarf. Mit mehr Platz in einem Seminarraum könne die Zahl aber auch steigen.

Tagungshotel wünschenswert

Auch das Automobilzuliefer-Schwergewicht ZF hat durch sein Werk in Auerbach Interessen in der Region. „Auerbach ist Hauptsitz des ZF-Geschäftsfeldes Elektronische System. In dieser Eigenschaft registrieren wir am Standort pro Jahr annähernd 10 000 Besucher. Das sind überwiegend nationale und internationale Kunden, Lieferanten, Dienstleister oder ZF Mitarbeiter von anderen Standorten“, schreibt Andreas Kohlmeyer, zuständig für Elektromobilität in der Markenkommunikation von ZF. Darüber, wie viele davon Übernachtungsmöglichkeiten in der Umgebung suchten, konnte Kohlmeyer jedoch keine Auskunft geben, da die Buchungen nicht zentral erfolgen. Ein Tagungshotel wäre wünschenswert.

Ziel im Stadtentwicklungskonzept

Die Stadt Pegnitz hat den Bedarf eigentlich schon vor zwei Jahren erkannt: Im Jahr 2016 veröffentlichte man das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK. Unter der Rubrik Maßnahmenbeschreibungen steht als Maßnahme 4.8 „Hotellerie und Tagung“ im Programm. Die formulierte Strategie: „Ansiedlung von Hotels mit unterschiedlichen Standards und Zielgruppenorientierungen und Tagungsmöglichkeiten forcieren.“ Damals wollte man Pflaums Posthotel wiederbeleben, was nun durch die neugebauten Wohngebäude am Standort unmöglich ist.

Neuer Standort in „neuer Mitte“

Inzwischen liegt der Fokus der Stadtentwicklung auf dem Pep- und K&P-Gelände. Der zweite Bürgermeister der Stadt Pegnitz, Wolfgang Nierhoff, sagt im Gespräch mit dem Kurier, vom Bedarf der Firmen vor Ort an einem Tagungshotel wisse er, weshalb das Projekt eine hohe Priorität genieße. Das Planungsverfahren für die weitere Nutzung werde mit Hochdruck vorangetrieben. „Einen genauen Zeitraum können wir natürlich nicht angeben“, sagt Nierhoff. „Das Planungsverfahren läuft - gerade auch in Zusammenhang mit der Activ Group, dem Besitzer der Immobilie.“ Die Nähe zu Bahnhof und Innenstadt, sowie zu den großen Firmen in Pegnitz machen den Standort für ein mögliches Tagungshotel aber attraktiv. Angebote von Hotelketten gebe es noch keine, die Stadt könne sich aber nach Abschluss der Planungsphase auch überlegen, aktiv auf Hotelbetreiber zuzugehen.

Hotel ein Ziel

Der Bedarf an einem Hotel für Geschäftsreisende ist also durchaus vorhanden. Die Ansiedlung eines solchen Hotels ist Ziel von Firmen und Stadt. Doch würden die Hotels und Pensionen, in denen die Geschäftsreisenden bisher unterkommen, unter dem Bau eines neuen Hauses leiden, oder wären sie vielmehr entlastet?

Ratsstube sieht keine Konkurrenz

Laut Christina Wölfel von der Ratsstube Pegnitz sei das nicht der Fall. „Wir haben Stammgäste, sowohl Urlauber, als auch Geschäftsreisende. Im Sommer könnten wir aber mitunter unsere Zimmer doppelt belegen“, sagt Wölfel. Einen Nachteil sieht sie in einem Tagungshotel daher nicht. „Natürlich ist es nicht immer so, aber im Allgemeinen sind wir gut belegt.“ Eine neues Tagungshotel würde daher nicht schaden. Seminarräume bietet die Ratsstube keine an.

Zu viele Hotels in Nürnberg?

Während in Pegnitz ein Tagungshotel fehlt, steht Nürnberg vor einer anderen Frage: Gibt es dort zu viele Hotels? Seit 2009 stieg die Zahl der Übernachtungen zwar um 56,3 Prozent und damit auch die Auslastung an, gleichzeitig reduzierte sich allerdings der durchschnittliche Zimmerpreis. Der liege im Vier-Sterne-Bereich inzwischen bei 80 Euro. Zu den bereits vorhandenen 18 000 Betten sollen in den nächsten Jahren noch bis zu 3000 weitere hinzukommen – vor allem gebaut von großen Hotelketten.

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