Syrische Familie in Plech wieder vereint

Von Kerstin Goetzke
Die Töchter Zeynab, Sahinas, Mutter Noura, Tochter Fatima, die Söhne Mohammad und Omar sowie Akram Mohammad, und Pfarrer Christoph Weißmann (von links) in ihrer noch fast leeren Wohnung in Plech. ⋌Foto: Kerstin Goetzke Foto: red

Eigentlich wollte Akram Mohammad mit seiner Familie in eine größere Stadt ziehen. Doch über die Caritas haben sie nach Plech gefunden und sind damit doch glücklich, weil sie viel Unterstützung bekommen. Und für den fünffachen Vater zählt am Ende nur eins: Die Familie ist nach zwei Jahren Trennung endlich wieder vereint.

 
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Die vergangenen Wochen waren anstrengend für die siebenköpfige syrische Flüchtlingsfamilie: Mutter Noura ist Anfang August mit den Kindern aus einem irakischen Lager nach Deutschland gekommen. Dort haben sie vier Jahre lang gelebt. Nach zwei Jahren hat Vater Akram Mohammad sich auf den Weg nach Deutschland gemacht. Über die Balkanroute ist er nach Deggendorf gekommen. Von dort aus ging es weiter nach Kelheim und Heinersreuth bei Bayreuth, wo er über ein Jahr lang alleine war.

Viel Unterstützung

Als er anerkannt wurde, träumte er eigentlich von einer großen Stadt, in die er mit seiner Familie ziehen wollte. Eine Mitarbeiterin der Caritas hat ihm dann geholfen, eine Wohnung zu finden. Nicht in einer großen Stadt, sondern in Plech. „Aber das ist egal. Am wichtigsten ist, dass meine Familie und ich wieder zusammen sind“, sagt Mohammad und lächelt. Er sei froh, dass die Familie in der 1000-Einwohner-Gemeinde so viel Unterstützung erhalte. Allen voran von Pfarrer Weißmann und der stellvertretenden Bürgermeisterin Renate Pickelmann.

Mail von einer Caritas-Mitarbeiterin

„Das ist der Vorteil auf dem Land. Man kennt sich und hilft sich“, sagt Weißmann. Knapp drei Wochen vor Schulbeginn hat er eine Mail von einer Caritas-Mitarbeiterin erhalten, die ihm mitteilte, dass eine syrische Familie eine Wohnung in Plech gefunden hat und Unterstützung brauche. Weißmann ließ sich eine Liste mit Schuh- und Kleidergrößen der Familie geben und hat eine Rundmail durch die Gemeinde geschickt. So ist die Familie fürs Erste mit warmer Kleidung versorgt. Denn mitgebracht hat jeder nur die Kleidung, die er trug. Was vor allem noch fehlt, sind Teppiche für die Wohnung, die noch recht leer ist. Außer einem alten Sofa, ein paar gebrauchten Sesseln, Betten und zwei Schreibtischen wirkt sie noch sehr kahl.

Küche vom Vormieter übernommen

Die Küche hat die Familie weitgehend vom Vormieter übernommen. Kühlschrank und Herd hat der Familienvater gebraucht gekauft. Akram Mohammad macht ein wenig den Eindruck, dass ihm die Hilfe, die er in der Gemeinde erfährt, unangenehm ist. Er möchte selber Geld verdienen und seine Familie ernähren. Doch Weißmann sagt betont: „Ihr könnt mir gerne sagen, was ihr braucht und ich frage die Leute mal.“ So kann sich der fünffache Vater um andere Angelegenheiten kümmern.

Einschulung der Kinder

Der Pfarrer und die Helfer haben sich zügig um die Einschulung der Kinder gekümmert. Die Jüngste, die dreijährige Sahinas, hat sogar noch einen Kindergartenplatz bekommen. Sie wird täglich abgeholt und nach Riegelstein gebracht, weil es für die Plecher Einrichtung eine lange Warteliste gibt. Die kleine Tochter Fatima (neun Jahre alt) besucht seit Kurzem die zweite Klasse der Grundschule. Ihre Brüder Mohammad (elf), Omar (13) und die große Schwester Zeynab (15) gehen in die Christian-Sammet-Mittelschule nach Pegnitz. Doch sie sind nicht die einzigen der Familie, die frühmorgens das Haus verlassen.

Mit dem Bus nach Bayreuth

Vater Akram steht um 5 Uhr auf und fährt eine Stunde später mit dem Bus nach Bayreuth. Dort macht er noch drei Monate lang einen Sprach- und Integrationskurs. Neben Grammatik und Vokabeln muss er auch 300 Fragen zu deutscher Kultur und Rechtssystem lernen. Aber eigentlich möchte er arbeiten, so wäre es für ihn leichter, im Alltag Deutsch mit Muttersprachlern zu üben. In seiner syrischen Heimat hatte er einen eigenen Lastwagen und hat damit Obst und Gemüse über hunderte von Kilometern transportiert.

Bombe hat das Fahrzeug getroffen

Bis das Fahrzeug von einer Bombe getroffen und zerstört wurde. Deshalb hat sich die Familie zur Flucht aus dem unsicheren Gebiet entschieden. Weil Mohammad jahrelange Erfahrung mit dem Fahren hat, möchte er auch in Deutschland Brummifahrer werden. Doch sein syrischer Führerschein wird nur für Autos anerkannt. Jetzt setzt er auf das Jobcenter: Er hofft, dass er über die Einrichtung die Möglichkeit bekommt, den Lastwagen-Führerschein zu machen.

Betreuung der Kinder am Nachmittag

Das Geld würde er später zurückzahlen. Momentan ist er der Einzige in der Familie, der Deutsch spricht. Seine Frau soll auch einen Sprachkurs machen, sobald er fertig ist. So ist die Betreuung der Kinder am Nachmittag sichergestellt. Momentan ist es noch schwierig für sie, weil sie sich erst eingewöhnen muss und sich um die Kinder und den Haushalt kümmert. Wenn alle (einschließlich des Vaters) nachmittags nach Hause kommen, hat sie schon einen großen Topf mit Essen zubereitet. Sie genießen es, wieder zusammen zu sein.

INFO: Wer der Familie helfen und Pfarrer Weißmann bei seiner Arbeit unterstützen möchte, kann sich im Pfarrbüro melden, Telefon 0 92 44/ 91 63.