In Alarmbereitschaft Sturmtief Eberhard: In Nordbayern hunderte Einsätze

Von Markus Roider , aktualisiert am 11.03.2019 - 09:45 Uhr

OBERFRANKEN. Umgestürzte Bäume, herabfallende Dachziegel und Äste sowie umgestürzte Baustellenzäune und Verkehrsschilder sorgten am Sonntag, seit den Mittagsstunden vermehrt für Einsätze. Der überwiegende Teil der Meldungen bezog sich auf umgestürzte Bäume und herab gerissene Äste, die zum Teil die Fahrbahnen blockierten. Der Stromversorger Bayernwerk musste landesweit Stromausfälle bei mehreren Zehntausend Haushalten beheben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die ersten Zahlen: Die ILS Bayreuth/Kulmbach meldet rund 140 Einsätze. Die Einsatzzentrale der Polizei in Bayreuth, zuständig für ganz Oberfranken, spricht am Morgen bereits von 289 witterungsbedingten Einsätzen. Fast gleichlautende Meldungen erreichten uns aus Mittelfranken und der Oberpfalz. Alleine die Integrierte Leitstelle Nürnberg meldete bis Samstagabend 19.30 Uhr fast 300 Einsätze. In der Oberpfalz über 220.

Stromleitung bei Troschenreuth abgerissen

Bei Troschenreuth riss eine Stromleitung ab, weil an einem Mast die Führung abgebrochen ist. Nachdem die Feuerwehr alles gesichert hatte und die Bayernwerke den Strom abstellten, konnte der Schaden schnell behoben werden. Am Abend fiel dann auch in Lindenhard und Bischofsgrün der Strom aus. Fast immer waren abgerissene Stromleitungen schuld.

Mehr als 20 Bäume mussten alleine auf der B470 im Bereich Pottenstein beseitigt werden. Sie knickten einfach um wie Strohhalme. Teilweise brachten sich die Einsatzkräfte dabei selbst in Gefahr, weil neben ihrem Einsatzbereich weitere Bäume und Äste zu Boden gegangen sind. Jede Böe konnte zur Gefahr werden. In Neudorf bei Pegnitz flog eine Matratze auf die Bundesstraße. Die Kreisstraße Pegnitz Richtung Plech war blockiert, auch hier knickten Bäume auf die Straße. Ebenso in Speichersdorf, Bischofsgrün, Weidenberg, Bindlach, Bayreuth und Umgebung.

Plassenburg evakuiert

Kurios und glimpflich endete auch die Fahrt einer jungen Frau aus der Oberpfalz. Sie war auf dem Weg von Plech in Richtung Pegnitz und stieß dabei auf mehrere Äste auf der Straße. Als sie ihr Fahrzeug abstellte um die Polizei zu informieren, machte dieses sich selbständig und rollte in Richtung Bundesstraße. Die B85, die in diesem Bereich relativ stark befahren ist, hat das Geisterauto aber nicht erreicht. Der Wagen landete in einem Straßengraben und musste dann geborgen werden.

In Kulmbach wurde vorsorglich die Plassenburg geräumt und das Gasthaus geschlossen. Bei Memmelsdorf krachte ein Baum auf das Vordach eines Wohnhauses. Auch ein Auto wurde darunter begraben. In Hof wurden Nebengebäude und eine Bushaltestelle abgedeckt. Mobiltoiletten kippten um. In Lichtenfels wurde das Dach eines Mehrfamilienhauses am Bahnhof schwer beschädigt.

Dach droht auf Bahngleisae zu fallen

Vor allem in den Hochlagen des Fichtelgebirges und Frankenwaldes knickten Bäume reihenweise um und blockierten Fahrbahnen. Die Feuerwehren und Straßenmeistereien machten die Straßen wieder frei. In Guttenberg im Landkreis Kulmbach musste das vom Sturm stark beschädigte Blechdach einer Scheune von der Feuerwehr gesichert werden. In Hof drohte ein größeres Dach auf die Bahngleise zu fallen. Auch hier war die Feuerwehr gefordert und sicherte das Dach ab.

Als Folge von Bäumen auf Stromleitungen wurden nach Mitternacht insgesamt zehn weitere Einsätze mit regionalem Schwerpunkt im Landkreis Neustadt an der Waldnaab mitgeteilt. Inwieweit dies zu größeren oder länger andauernden Stromausfällen führte, ist hier nicht bekannt. In der Gemeinde Krummennaab verfing sich in der Nähe des Friedhofs ein umgestürzter Baum in einer Hochspannungsleitung und sorgte damit für einen länger andauernden Stromausfall. Zudem mussten Bewohner eines angrenzenden Hauses vorübergehend ihre Bleibe verlassen, da sich ihr Wohnhaus in unmittelbarer Nähe zur betroffenen Hochspannungsleitung befand.

Rettungskräfte in Alarmbereitschaft

Auf der A73 bei Memmelsdorf stürzte am Sonntagabend ein Baum auf die Richtungsfahrbahn Nürnberg. In der Folge ereignete sich ein Auffahrunfall. Der entstandene Sachschaden betrug 3000 Euro. Bei einem Verkehrsunfall, der sich auf der B299 bei Josephshof ereignete, wurden zwei Männer verletzt, als ein mit drei Personen besetzter Wagen in einen umgestürzten Baum krachte. Die Männer wurden zur Behandlung in ein umliegendes Krankenhaus verbracht. Am Auto entstand Totalschaden.

Im Minutentakt wurden die Feuerwehren alarmiert. Durch die frühzeitige Vorwarnung konnten zahlreiche Feuerwehrgerätehäuser besetzt werden. Überall herrschte Alarmbereitschaft, auch in den Integrierten Leitstellen Bayreuth/Kulmbach, Nürnberg und Hof wurde das Personal aufgestockt. Über die Anzahl der Verletzten ist bislang noch nichts bekannt. Insgesamt kam die Region wohl mit einem blauen Auge davon.

Bayernwerk hat mit zahlreichen Stromausfällen zu kämpfen

Ab dem späteren Sonntagnachmittag bis weit in die Nacht hinein führte das Sturmtief Eberhard zu Stromausfällen in allen Regionen des Bayernwerk-Netzes. Das meldet das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Am stärksten betroffen waren zunächst Oberfranken und die Oberpfalz. Ab 22:00 Uhr kam es dann in Niederbayern schwerpunktmäßig zu Stromausfällen. Auch in Unterfranken und Oberbayern kam es zu Störungen. Die Anzahl der betroffenen Haushalte war dort aber deutlich geringer. In Summe waren über die Nacht mehrere zehntausend Haushalte zeitweise ohne Stromversorgung. In der Spitze waren von 19 bis 20 Uhr rund 20.000 Haushalte vom Netz. Die Stromstörungen wurden durch umfallende Bäume oder herabgebrochene Äste verursacht, die durch die heftigen Windböen in Stromleitungen fielen.

Die Servicekräfte des Bayernwerks waren rund um die Uhr im Einsatz, um in enger Koordination mit den Netzleitstellen in Neunburg vorm Wald und Dachau betroffene Menschen so schnell wie möglich wieder versorgen zu können. Bis auf einzelne kleine Störungen in Unterfranken, die am heutigen Vormittag behoben werden, konnten alle betroffenen Haushalte wieder mit Strom versorgt werden.

Bilder