Silja war bei 36 von 50 Inszenierungen dabei
Man erfuhr in dieser Runde, wo auf Youtube vielleicht noch Schnippselchen von Wieland-Inszenierungen zu finden sein könnten, vor allem hörte man eine Menge über den Menschen – dank Anja Silja, die Wieland als Regisseur in heute nicht mehr möglicher Intensität kennenlernte: Von den 50 Inszenierungen Wielands machte sie 36 mit, und das innerhalb von vier Jahren. „Das kann man sich eigentlich kaum vorstellen.“
Sie sprach auch über den freundlichen und höflichen Wieland, der aber immer Distanz hielt: „Es gab keine wirklichen Freundschaften in Wielands Leben.“ Über sein enormes Arbeitspensum, den Probenwahnsinn im Festspielhaus „von morgens acht bis nachts um zwei, und das im Schichtbetrieb“, über ihre Bayreuther Anfänge: „Ich fand, dass ich mit 19 nur in Bayreuth anfangen kann, und nirgendwo anders.“ Über den ziemlich trockenen Wieland, der Experimente vermied, der das Gerücht, die Callas werde die Kundry singen und lerne sogar schon Deutsch, mit den Worten abtat: „Ich habe nichts dagegen, dass Maria Callas Deutsch lernt.“ Sie sprach auch über die „enorm statuarischen“ Inszenierungen Wielands: „Sie standen und sangen, und vielleicht fiel mal einer zu Boden.“
„Der diese Liebe mir ins Herz gelegt“
Was blieb denn nun? Eines ganz sicher. Sven Friedrich, Leiter des Richard-Wagner-Museums, sprach irgendwann die Schlussworte, er gab sich gut gelaunt enttäuscht darüber, dass auch diese Runde so einvernehmlich, so wahnfriedlich verlaufen sei, und dankte für interessante Gespräche über Wieland. Und Anja Silja fügte fast unhörbar hinzu: „Der diese Liebe mir ins Herz gelegt.“
Brünnhilde sagt das über Siegmund, im dritten Aufzug der „Walküre“. Anja Silja sagte das in Haus Wahnfried über Wieland, 50 Jahre nach seinem Tod.
Die Festspiele 2017: Unsere Kritiken