Tiefer in die Region gegangen sind die Bayreuther Forscher nicht; sie haben nicht untersucht, ob in Oberfranken mehr Rentner weiter arbeiten müssen, weil sie nach vielen Jahren Arbeit nur ein karges Einkommen haben. Etwa wegen niedriger Löhne, entsprechend geringer Rentenbeiträge sowie oft auch noch langer Phasen von Arbeitslosigkeit. Darauf weisen die Gewerkschaften immer wieder hin.
Die Bayreuther Wissenschaftler hätten für ihre Ergebnisse wenig Widerspruch geerntet für die Resultate auf nationaler Ebene. Aber Maier betont: "Bei uns ging es nur um Leute, die 2012 wirklich auch schon Rentner waren." In fünfzehn oder zwanzig Jahren könnten sich die Altersarmut und der Zwang zum Arbeiten erheblich verschärfen.
Strikte Regelung für den Zwang zur Verrentung lockern
Für die politische Diskussion bedeute die Untersuchung das Plädoyer, die strikte Regelung für den Zwang zur Verrentung zu lockern, sagt Maier. Es gehe nicht um einen Zwang zur längeren Arbeit, wohl aber um das Schaffen flexibler Möglichkeiten, falls dies gewünscht wird.
Ältere mit ihrem Erfahrungsschatz wären dann für den Betrieb nicht verloren, sondern könnten beispielsweise die Funktion des Mentors für Jüngere einnehmen.
Ein Beispiel ist Uwe Lempert (Name geändert). Als er mit 65 Jahren in Rente ging, freute er sich darauf, endlich Zeit für seine Interessen zu haben. Für den Ingenieur, der die IT-Abteilung eines großen deutschen Unternehmens geleitet hatte, waren 60-Stunden-Wochen normal gewesen.
Nachdem er aber ein Jahr lang viel gereist war und seinen Garten gepflegt hatte, reichte es ihm. "Mir war langweilig. Ich wollte wieder geistig gefordert sein, sagt er.
Der Ruheständler sah sich nach einer Beschäftigung um. Fündig wurde er bei der Unternehmensberatung "Die Silberfüchse" in Duisburg, die Senior-Experten an Firmen vermittelt. Jetzt leitete er ein kleineres Projekt für ein Unternehmen.
Jeder zweite angehende Rentner hat Interesse an einer Beschäftigung
"Jeder zweite angehende Rentner hat Interesse an einer beruflichen Beschäftigung", sagt Jürgen Deller, Professor an der Leuphana Universität Lüneburg und Forschungsdirektor des Silver Workers Research Institutes, Berlin.
Schon heute arbeiteten 1,3 Millionen Ruheständler. Und die Zahl werde weiter steigen. Dabei sei es nicht zunehmende Altersarmut, die immer mehr Rentner zurück an den Schreibtisch oder die Werkbank treibe, stellen die Bayreuther Forscher fest, die ihre Studie im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge, DIA), erstellt haben.
Menschen mit geringer Rente seien im Alter nicht häufiger erwerbstätig als Ruheständler mit hohem Einkommen. Alle Einkommensgruppen seien nahezu gleich vertreten.