Studentenfilm Kleines Großprojekt zum Schluss

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Nach dem Roman "Die Stunden" von Michael Cunningham planen die Studentinnen Jessica Layher und Linda Kieckbusch ihren ersten eigenen Film. Diesen wollen sie später als Festivalbeitrag einreichen. Foto: red Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die eine hat das Drehbuch verfasst und führt Regie. Die andere leitet die Produktion und das Team. Jessica Layher und Linda Kieckbusch sind die beiden Frauen, die hinter dem Bayreuther Film „Der Moment“ stehen.

 
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Was als Abschlussprojekt im Studiengang Theater und Medien an der Universität Bayreuth gedacht war, entwickelte sich in den vergangenen zwölf Monaten zu einem kleinen Großprojekt. „Im April sind wir dann richtig durchgestartet“, sagt Produktionsleiterin Linda Kieckbusch. Und der Drehbeginn im Herbst rückt immer näher.

Die 22-Jährige ist wie ihre Filmpartnerin Jessica Layher noch Studentin und hat bereits Erfahrungen beim Film gesammelt. So war sie beim Dreh der zweiten Staffel des TV-Spielfilms „Tannbach“ in Prag dabei. Als Praktikantin in der Ausstattung sei sie am Set ins kalte Wasser geworfen worden, wie sie beim Treffen im RW-Café am Campus erzählt. „Ich habe dabei schnell gemerkt, dass das Organisatorische genau mein Ding ist.“

Das erste Drehbuch

Um das Künstlerische kümmert sich Jessica Layher, die das Drehbuch schrieb. „Ich wollte das schon immer mal machen und dachte mir, warum soll ich das nicht als Abschlussarbeit probieren“, sagt die 24-Jährige. „Es sollte um das Thema Lebensglück gehen und darum, in welcher Gesellschaft wir leben. Und dann sind wir einfach losgeschwommen.“ Doch es gab einen Rettungsring, der zumindest eine Orientierung bot: Der Roman „Die Stunden“ von Michael Cunningham, der einen Tag im Leben dreier Frauen beschreibt. Das Buch bildet die Vorlage für das musikalische Drama der beiden Studentinnen. „Ich habe einen Handlungsstrang aus dem Buch genommen und umgearbeitet“, sagt Jessica Layher. „Dazu habe ich eigene Songtexte komponiert.“ Sie hat schon genaue Vorstellungen, wie der Film aussehen soll. Jessica ist die Kreative, die auch mal träumt und kreativ abhebt, Linda ist die Realistische, „die den Laden zusammenhält“, wie sie selbst sagt.

Dreharbeiten starten im Oktober

Doch noch ist keine Szene im Kasten: Die Dreharbeiten für den später gut zwanzig Minuten dauernden Streifen beginnen im Oktober. Gedreht werden soll in einem Wald bei Pegnitz, bei Kommilitonen in der Wohnung und weiteren Schauplätzen in Bayreuth. „Man lernt beim Filmen genauso dazu wie beim Schreiben“, sagt Jessica Layher, die vor dem Studium als Assistentin am Theater Heilbronn arbeitete. „Nur so kann etwas Neues entstehen.“ Und Linda Kieckbusch ergänzt: „Man guckt bei anderen, holt sich Rat und baut dann alles zusammen. Bisher hatten wir viel Glück, es läuft einfach.“

Zwei professionelle Schauspieler gewonnen

Zum Beispiel bei der Besetzung. Neben zwei Amateurschauspielern wollten die Studentinnen am liebsten zwei professionelle Schauspieler im Team haben. Mit Nikolai Radke („Deutschlands große Clans – Dr. Oetker) und Nadine Rosemann („Soko Wismar – Der Pate“) haben sie diese gefunden. Zu Radke bestand schon Kontakt. Auf die Potsdamer Schauspielerin stießen die Studentinnen über eine Agentur. „Wir haben uns in Berlin getroffen. Das war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Jessica Layher. Denn Nadine Rosemann ist genau die „Helena“, die zu der Rolle passt, wie sie findet. Nikolai Radke dagegen soll den „Grafen“ verkörpern. Tobias Vogt spielt „Ben“ und Noemi Spano „Mina“. Helena ist eine „durchorganisierte Businessfrau“ und mit Ben befreundet, mit dem sich auch kurz zusammen war. Ben ist ein Freigeist und krank, Helena kümmert sich um ihn und organisiert für ihn eine Party. Die Geschichte wird auch in dem Kinofilm „The Hours“ erzählt, der sich auf Cunninghams Roman und folglich unter anderem auf das Leben der Schriftstellerin Virginia Woolf bezieht.

Blick in die Köpfe der Figuren

Der „Graf“ kommt aber nur in „Der Moment“ vor. „Er ist eine fiktive Figur, die Bens Seele überschattet“, erklärt die Drehbuchautorin, warum sie ihn erfand. „Unser Dozent sagt: Er verkörpert alles oder nichts.“ Am Ende des Films werde das Rätsel jedoch aufgelöst. Ihre Herangehensweise sei eher eine psychologische. „Wenn die Zuschauer die Köpfe der Protagonisten öffnen könnten – was würden sie sehen?“

Als Beitrag für Festivals gedacht

Um die Stimmungen und Gefühle besser ausdrücken zu können, wird die Handlung musikalisch unterlegt. Zwei Mitstudenten haben sich dafür ans Klavier gesetzt und die Songs vertont. „Wir lassen in der Szenerie freien Raum für Improvisation“, sagt Jessica Layher. Die Musik wird nicht einfach unterlegt: Sie wird direkt live zu den einzelnen Szenen gespielt. „Wir haben uns viel Gedanken darüber gemacht, warum Filme wirken wie sie wirken. Jedes Detail soll einfach stimmen.“ Zum 15- bis 20-köpfigen Team gehört Kameramann Jakobus von der Heyden. Alle arbeiten ohne Gage, nur die Schauspieler bekommen die Reise- und Hotelkosten bezahlt. Ab Frühjahr 2019 soll „Der Moment“ fertig sein – und mit etwas Glück bei Festivals zu sehen sein.

Erfolgreiches Crowdfunding

Der Aufwand für das Projekt ist ziemlich hoch. „Jeder denkt, ein 20-Minuten-Film ist schnell gemacht“, sagt Linda Kieckbusch. „Nein, eben nicht.“ Sie hat acht bis zehn Drehtage für den Film angesetzt. Wenn das Vorhaben wie geplant über die Bühne geht, folgt die Postproduktion. „Wenn alles klappt wie wir uns das vorstellen, können wir im März Premiere feiern.“ Dafür wurde bereits das Hotel Goldener Anker angefragt, das den „Moment“-Film neben der Uni und dem Laden Vapor fördert. Um die geschätzten Kosten von 1500 Euro abzudecken, haben die Studenten zudem über Startnext ein Crowdfunding gestartet (www.startnext.com/der-moment). Das Ziel von 500 Euro ist bereits erreicht. „Wir sind natürlich über jede weitere Spende dankbar“, sagt Linda Kieckbusch, die mit zusätzlichen Ausgaben rechnet.

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