Stahlbeton für Bröckel-Brücken

Von Stefan Linß
Auf den Sandsteinbrücken der Ludwig-Süd-Nord-Bahn aus dem Jahr 1846 fahren bis heute die Züge. Im dem Bereich westlich von Kulmbach steht im Sommer eine umfangreiche Sanierung an. Die Strecke ist sieben Wochen dicht. Foto: Stefan Linß Foto: red

Einst war sie der Garant für den wirtschaftlichen Aufschwung. Dank der neuen Brücken, Dämme und Gleise machte Kulmbach 1846 einen Sprung in die Zukunft. Die Stadt erhielt viel früher als andere den Anschluss an die Eisenbahn. Doch jetzt muss aufwendig saniert werden.

 
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Die Ludwig-Süd-Nord-Bahn, benannt nach dem Bayern-König Ludwig I., war ein Segen für den Bier-Export. Doch weil die historischen Sandsteinbrücken zwischen Mainleus und Kulmbach immer mehr bröckeln und zerbröseln, steht im Sommer die große Sanierung an. Und wie vor 172 Jahren haben die Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke wieder Einfluss auf das Leben in der Bierstadt. Die damals gerade gegründete Reichelbräu heißt heute Kulmbacher Brauerei und veranstaltet vom letzten Juliwochenende an ihre traditionelle Bierwoche. Wer dieses Jahr zum Fest aus Richtung Mainleus mit der Bahn anreisen will, hat schlechte Karten und muss den Ersatzbus nehmen. Die Sperrung beginnt am 29. Juli und dauert sieben Wochen.

Sandsteinbrücken sollen erhalten bleiben

Die denkmalgeschützten Sandsteinbrücken sollen auf jeden Fall erhalten bleiben, teilte die DB Netz AG im Gespräch mit dem Kurier mit. Dass an den Bauwerken schon lange der Zahn der Zeit nagt, lässt sich nicht abstreiten. 3,5 Millionen Euro will die Bahn zwischen Mainleus und Kulmbach nun investieren. Geplant sind stabilere Fahrbahnplatten aus Stahlbeton.

Kopf einziehen

Die Bahndämme an den Mainauen werden zur Großbaustelle. Dass die alten Brücken stehen bleiben, wird die Fußgänger und Radfahrer freuen, die die Natursteinbauwerke zwischen Burghaig und dem Industriegebiet gerne als Abkürzung nutzen. Wer auf die andere Seite will, muss dort zwar den Kopf einziehen. Aber das Unterqueren der Gleise ist gefahrlos möglich.

Brücken zu niedrig

Zu niedrige Brücken waren also schon zur Zeit der Königlich Bayerischen Eisenbahn üblich. Eine Anspielung auf Probleme bei aktuellen Verkehrsprojekten. Denn bei neuen Bauwerken an der Bahnstrecke zwischen Lichtenfels und Neuenmarkt-Wirsberg fehlt ebenfalls die nötige Höhe. In Untersteinach droht bekanntlich eine spätere Elektrifizierung der Bahnstrecke zu scheitern, weil die Brücken der künftige Umgehungsstraße zu niedrig über den Gleisen verlaufen sollen. In Mainroth gibt es dasselbe Problem. Der Raum Kulmbach, der 1846 vom technischen Fortschritt so stark profitierte, könnte dadurch abgehängt werden.

250 Millionen für ganz Oberfranken

Die Bahn gibt für ihr Netz in diesem Jahr in Oberfranken zwar 250 Millionen Euro aus. In Kulmbach reicht es aber nur für den Erhalt der uralten Strecken. Auf den sieben Kilometern zwischen Mainleus und Kulmbach soll zumindest der Verfall der Steinbrücken bald ein Ende haben. An den vergangenen Tagen fanden neben den Gleisen bereits Rodungsarbeiten statt. Um freien Zugang zu den Baustellen zu bekommen, hat die DB Netz AG etliche Bäume und Sträucher gekürzt oder fällen lassen. Damit ist der Weg bereitet für einen der größten Eingriffe auf der Kulmbacher Bahnstrecke seit dem Bau.

Auch Neuenmarkt-Bayreuth dicht

Neben der Bahnstrecke Mainleus-Kulmbach sind in diesem Jahr auch auf der Verbindung zwischen Neuenmarkt-Wirsberg und Bayreuth Bauarbeiten geplant. Vom 21. März bis zum 8. April und vom 15. Mai bis zum 6. Juni ist dieser Abschnitt jeweils voll gesperrt. Die Regionalexpress-Züge, die auf der Linie Hof-Nürnberg alle zwei Stunden über Bayreuth fahren, müssen umgeleitet werden. Alle anderen Züge von DB Regio und der Privatbahn Agilis werden durch Busse ersetzt. Die DB Netz AG lässt 15 Kilometer Gleise in zwei Etappen erneuern. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf 8,5 Millionen Euro.

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