Spitzenforschung für unsere Lebensmittel

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Das Massenspektrometer ist eines der wichtigsten Arbeitsgeräte von Professor Dr. Andreas Römpp. Der erste Lehrstuhlinhaber der Uni Bayreuth, der in Kulmbach unterrichtet, hat ein hochkomplexes Forschungsgebiet, in dem es darum geht, neue Analysemethoden zu finden. Foto: Melitta Burger Foto: red

Schon seit 2015 gibt es einen Lehrstuhl der Uni Bayreuth in Kulmbach. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, forscht Andreas Römpp mit seinen Mitarbeitern und Studenten an neuen Analysemethoden. Sein Fachgebiet: Bioanalytik und Lebensmittelanalytik. 

 
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Alle reden über den Campus, der schon bald 1000 Studenten nach Kulmbach bringen soll. 20 Lehrstühle sollen im Lauf der kommenden Jahre in der 7. Fakultät der Uni Bayreuth am Standort Kulmbach entstehen. Schon seit 2015 hat die Bayreuther Uni ihre Fühler nach Kulmbach ausgestreckt und dort am Max Rubner Institut einen Lehrstuhl angesiedelt.

Grundlagenforschung, die den Menschen Nutzen bringt

Professor Dr. Andreas Römpp forscht und lehrt seitdem in Kulmbach. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet ist mit Andreas Römpp ein international renommierter Wissenschaftler in Kulmbach tätig. Sechs wissenschaftliche Mitarbeiter und fünf Doktoranden arbeiten an seinem Lehrstuhl, dessen Angebot sich vor allem an Absolventen eines Masterstudiengangs richtet.

Das wissenschaftliche Team in Kulmbach arbeitet an Dingen, die zahllosen Menschen Nutzen bringen. Welche Inhaltsstoffe sind in einem Lebensmittel? Wie viel davon ist darin enthalten? Wo genau sind diese Stoffe? In Zusammenarbeit mit der Ireks geht es zum Beispiel um das Thema, wo sich Pilze bevorzugt auf einem Getreidekorn ansiedeln. An welcher Stelle greift welcher Organismus das Getreide an?

Die größte Gefahr: Pilze und mikrobielle Schadstoffe

"Mit unserer Analytik geht es auch darum, Stoffe zu entdecken, die nicht erwünscht sind", erklärt der Wissenschaftler. Die zahlreichen Untersuchungen, die Professor Römpp durchgeführt hat, bringen ihn zu dem Schluss: "Die größten Risiken werden in Zukunft nicht von Pestiziden, sondern von mikrobiellen Schadstoffen ausgehen." Pilze oder auch Schimmel sieht Römpp als die große Gefahr für unsere Lebensmittel.

"Pestizide werden zugelassen. Man weiß, was drin ist und damit auch, wonach man sucht.. Pilze kann man schwer nachvollziehen." Das liegt laut Andreas Römpp auch daran, dass es vielfältige Ursachen für Pilzbefall gibt und zudem regionale Unterschiede auftreten.

Wie kann man die Haltbarkeit von Fleisch verlängern?

In engem Zusammenhang mit dem Hausherrn, dem Max Rubner Institut, steht ein weiteres Thema, dessen sich vor allem eine Mikrobiologin gerade annimmt: Wie ist die mikrobielle Entwicklung auf Fleisch? Wie lange hält es sich und vor allem: Wie kann man die Haltbarkeit verlängern?

All das und mehr bedarf gründlicher und ausgereifter Analysemethoden. Da ist die Entwicklung längst noch nicht am Ende, weiß der Professor. "Besser geht immer." Das Massenspektrometer ist das Instrument der Wahl für Andreas Römpp. Auf diesem Gebiet gilt er als ausgewiesener Fachmann. Rund eine Million Euro kostet das Gerät, das dem in Kulmbach angesiedelten Lehrstuhl zur Verfügung steht. Feinste Untersuchungen sind mit der Massenspektronomie möglich. Das Hochleistungsgerät kann einzelne Inhaltsstoffe aufspüren und sehr spezifisch nachweisen. Ein weiterer Vorteil: Ein Massenspektrometer bringt schnelle Ergebnisse und kann genau Aufschluss geben, wo ein bestimmter Stoff ist.

Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen

"Wir machen Grundlagenforschung. Vieles, was wir hier machen, ist Zukunft", erklärt Andreas Römpp seine Arbeit. Auf sein Fachgebiet bezogen heißt das, mit zu bestimmen, wie Analysen künftig aussehen sollen.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis am Lehrstuhl für Bioanalytik und Lebensmittelanalytik: Konservierungsstoffe auf Käse dürfen nach einer Vorgabe der EU höchstens fünf Millimeter in den Käse eindringen. Aber wie weit dringt der Stoff tatsächlich ein? "Es gab noch keine Methode, mit der man das messen konnte", erklärt Andreas Römpp. Zusammen mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist das in Kulmbach erforscht worden. Ein weiterer Schritt zu mehr Wissen.

Ist Kaffee gesund? Der Forschergeist ist geweckt

Ist Kaffee nun gesund oder nicht? "Eine Studie zeigt: Wir wissen es nicht", erklärt Andreas Römpp. Es gebe noch viele Bereiche, in denen man nichts Genaues sagen könne, in denen komplexe Aussagen nicht getroffen werden können. Das mache die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Bevölkerung nicht leichter. Es weckt aber den Forschergeist. Genau der ist gefragt.

Nicht nur auf dem Gebiet der Lebensmittel wird in Kulmbach geforscht. Im Bereich Bioanalytik steht ein ausgesprochen spannendes Thema an: Die Entwicklung von Medikamenten gegen Tuberkulose. "Das ist eine Krankheit, die immer noch viele Probleme macht, auch vor dem Hintergrund von Antibiotika-Resistenzen", erläutert Römpp. Er hat mit daran gearbeitet, eine Methode zu finden, die zeigt, ob verabreichte Medikamente wirklich dort ankommen, wo sie ihre Wirkung entfalten sollen.

Dem Pionier sollen weitere Wissenschaftler nach Kulmbach folgen

"Dafür haben wir eine Methode entwickelt." Auf kleinste Strukturen ermöglicht diese Analysemethode einen genauen Zugriff. Man kann genau die kranken Bereiche sehen und - farbig abgesetzt - die Wirkstoffe des Medikaments, die diese Regionen erreicht haben. Für die Entwicklung dieser weltweit erstmals entwickelten Analysetechnik hat Andreas Römpp einen Preis erhalten. "Das ist alles sehr komplex. Es gibt Zehntausende Stoffe. Wir wollen den einen nachweisen."

Andreas Römpp und seine Kollegen freuen sich schon darauf, wenn sie nicht mehr allein Kulmbach auf ihrer kleinen wissenschaftlichen Insel sind, sondern Teil des neuen Campus. Als Pionier für Kulmbach habe er sich verstanden. "Jetzt kommt mehr nach. Dann lohnt sich das auch."

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