Spinnerei: Was wird abgerissen?

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Was soll aus der Spinnerei werden? Darüber, welche Gebäude erhaltenswert sind und welche nicht, ist eine Diskussion entbrannt. Foto: red Foto: red

Der Markt Mainleus wolle die alten Hallen der ehemaligen Spinnerei in Mainleus "beinahe komplett abreißen lassen". Diese Nachricht auf Facebook machte bereits vor der Sitzung des Gemeinderats die Runde. Doch es kam anders.

 
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Denn der Gemeinderat beschloss, die Entscheidung auf die nächste Sitzung am 18. September zu vertagen. Dann sollen Vertreter der Regierung von Oberfranken anwesend sein. Die Regierung berät die Gemeinde über Möglichkeiten, Geld aus der Städtebauförderung zu bekommen. An Bürgermeister Robert Bosch (CSU) erging der Hinweis, den Verwaltungsvorschlag zu überdenken. Bosch sagt dazu auf Nachfrage: "Wir sollten nicht vor dem Architektenwettbewerb Fakten schaffen." Und dies werde auch nicht geschehen.

"Identitätsstiftendes bewahren"

Gemeinderat Sebastian Türk (CSU) hatte einen eigenen Vorschlag zur Entwicklung der Flächen ausgearbeitet. "Ich möchte das bewahren, was lange identitätsstiftend für den Markt Mainleus war", sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. "Alles abzureißen, wäre als würden wir unsere eigenen Wurzeln abschneiden."

140.000 Quadratmeter Fläche

Türk hatte zusammen mit Arno Friedrich die Mainleus Invest GmbH gegründet. Diese erwarb das Gelände der früheren Spinnerei Mainleus nach deren Insolvenz. Seit dem 1. Januar 2017 ist jedoch der Markt Mainleus Eigentümer des Betriebsgeländes. Damit ist er Herr über ein ungefähr 100.000 Quadratmeter großes Grundstück. Der Mainleus Invest GmbH gehören noch rund 40.000 Quadratmeter im östlichen Teil des weitläufigen Geländes.

80.000 Quadratmeter frei bebaubar

Bisher sind Türk zufolge 60.000 Quadratmeter der Gesamtfläche des Spinnereigeländes bebaut. Neben den Gebäuden bestehe bereits eine Freifläche von 80.000 Quadratmetern. Anders als die Bauten der Spinnerei in Kulmbach gelten jene am Standort Mainleus Türk zufolge noch nicht als Industriedenkmal. Er ist überzeugt, dass eine nachhaltige und wirtschaftliche Nutzung des Geländes möglich ist. Selbst wenn bedeutende Bestandsgebäude erhalten blieben.

Türk: Weberei und Kesselhaus schützenswert

Zu den schützenswerten Bauten zählt Türk die Weberei, den Staubturm, das Kesselhaus und das Konsumgebäude (6200 Quadratmeter.) Erhaltenswert und als denkmalwürdig erachtet er das Verwaltungsgebäude und die Baumwollhalle (5400 Quadratmeter). Für eine Zwischennutzung kämen die Schlosserei und die Färberei in Betracht (4800 Quadratmeter). Dreißig Prozent der Fläche (42.050 Quadratmeter) - Spinnsaal Ost, Spinnerei Nord, Holzbaracken, Wasserwerk - könnten abgerissen werden, schlägt Türk vor.

Bestandsflächen werden stärker bezuschusst

Doch für bestehende Gebäude seien die Fördermöglichkeiten viel größer. Ihr Erhalt würde weitere Planungen nahezu nicht beeinträchtigen. "Das wäre ansprechender und mit Sicherheit einzigartiger als nur das Überplanen einer großen, grünen Wiese." Die wertvollsten, historischen Teile des Geländes haben seiner Ansicht nach den Stellenwert eines technischen Kulturgutes. Für Wohnen, Gewerbe und Mischgebiete sei dennoch ein ausreichendes Flächenangebot vorhanden.

"Noch nichts entschieden"

Ein "Jahrhundertprojekt" bezeichnete Bürgermeister Bosch die Entwicklung des Geländes. Planungswerkstatt, Lenkungsgruppe und Quartiersmanagement hätten sich bereits intensiv damit befasst. Der Gemeinderat habe sich zudem in Marktredwitz über die Nutzung von Industriebrachen informiert. "Es ist noch nichts entschieden", sagt Bosch und verweist auf den städtebaulichen Ideenwettbewerb, der die entscheidenden Impulse liefern soll. Bislang seien aus allen Fraktionen gute Vorschläge gekommen. Auch Freie Wähler und ABL hatten sich offen für Türks Eingabe gezeigt. Nur die SPD wollte eine Verkleinerung der Fläche und mahnte die Unterhaltskosten an.

Für Abriss von Kesselhaus und Weberei

Zum Vorschlag der Verwaltung, der bei vielen offenbar für Unruhe gesorgt hat, sagt Bosch: "Die Grundlage waren ein Gebäudezustandsbericht aus dem Jahr 2015 und eine schnellstmögliche Wiederverwertung der Fläche." Die historische Bedeutung und der Denkmalschutz hätten dabei wenig Beachtung gefunden, räumt Bosch ein. Deshalb werde der Hinweis der Regierung ernst genommen, nicht vorschnell Fakten zu schaffen. Die Verwaltung hatte das Kesselhaus und die Weberei als nicht erhaltenswert eingestuft.

Ergebnis im nächsten Frühjahr

Nach der nächsten Sitzung gelte es den Architektenwettbewerb vorzubereiten. Ab September könnten möglicherweise schon Vorgaben für den Bebauungsplan gemacht werden. Auch die Bürger brachten bereits Vorschläge ein - von Einkaufsmärkten, über Startups bis zu einer Akademie und einer Mehrzweck- oder Kletterhalle. Außerdem wünschten sie sich eine bessere Anbindung des Geländes an die Ortsmitte und den Bahnhofsvorplatz. Um zu testen, wo Wohnraum am besten entstehen sollte, werde ein Lärmgutachten eingeholt. "Das wir das Gelände haben, ist für uns ein großes Glück", sagt Bosch und hofft, bis Ostern in Abstimmung mit der Regierung ein Ergebnis vorlegen zu können.

Übrigens sollen Ausstellungen wie über die Mainleus Moto und die über die Geschichte der Spinnerei weitergehen, kündigt Türk an. Ebenso sind weitere Führungen durch das Kesselhaus und die Bunker geplant. Und eine Mainleus Moto Classics soll ebenfalls folgen.

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