SPD: Machtkampf statt Schulterschluss

Von Thorsten Gütling
Drei wollen in den Landtag. Thomas Bauske, Irene von der Weth und Halil Tasdelen. Foto: red

Sie ist nicht nur die älteste Partei Deutschlands, sondern in Bayreuth auch immer noch die mit den meisten Anhängern. Und dank des Mitgliederansturms, den ihr der Kanzlerkandidat Martin Schulz beschert hat, stünden die Zeichen günstig für die SPD, wieder an glanzvollere Zeiten anzuknüpfen. An Zeiten, als man in Bayreuth beinahe automatisch den Oberbürgermeister und 20 Stadträte stellte – und nicht acht wie jetzt. Aber statt Aufbruchsstimmung und Schulterschluss herrscht ein innerparteilicher Machtkampf.

 
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Halil Tasdelen ist der Vorsitzende des Stadtverbandes. Erst vor wenigen Wochen haben ihn die Mitglieder mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt. Anders als vielerorts üblich, hat er damit aber, vielleicht weil er Türke ist, noch lange kein Vorrecht auf die Kandidatur für den Landtag. Im Gegenteil. Im Ortsverein Laineck, also dort, wo Tasdelen seit Jahren den Sportverein ASV führt, spricht sich der Vorstand für Thomas Bauske, den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bayreuther Stadtrat aus. Der Chef des Ortsvereins in Laineck ist Jörg Grieshammer. Der wiederum war noch Anfang des Jahres als Revisor beim ASV tätig und stimmt damit gegen seinen früheren Vorsitzenden.

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Auf der anderen Seite gehört Thomas Bauske dem SPD-Ortsverein Bayreuth-Mitte an. Dem Verein also, dessen Vorstandschaft sich geschlossen hinter Tasdelen stellt. Dem Verein, der Bauske nicht einmal zum Delegierten machen wollte und ihm nur den Platz des Nachrückers einräumte. Dem Verein, bei dessen Vorstandssitzung auch die Unterbezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Anette Kramme anwesend war.

Apropos Unterbezirk: Auf dessen jüngster Sitzung soll sich Bauske auch auf Nachfrage nicht zu einer Kandidatur bekannt und Tasdelen damit in dem Glauben gelassen haben, seine Kandidatur könnte ein Selbstläufer werden. Kurze Zeit später warf Bauske dann schriftlich seinen Hut in den Ring. Darüber ausgesprochen haben sich die beiden Konkurrenten seitdem nicht. Noch nicht einmal der Wille dazu ist erkennbar.

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Dass der bis Herbst 2019 gewählte Stadtverbandsvorsitzende Tasdelen eine OB-Kandidatur Bauskes im Frühjahr 2020 unterstützt, darf also bezweifelt werden. Sollte Bauske nach dem Bundestag auch am Einzug in den Landtag scheitern, dürfte es das gewesen sein mit einem höheren Amt für den ambitionierten Lehrer.

Wer aber glaubt, dieses verwirrende Schauspiel gehe alleine auf Bauskes Taktieren zurück, der irrt. Tasdelen selbst hatte mit seiner Kandidatur gegen den Amtsinhaber Christoph Rabenstein im Jahr 2012 den Ärger eines Teils der Partei auf sich gezogen. Zwar sprachen sich 40 Prozent der Genossen für Tasdelen aus, aber eben auch 60 Prozent nicht. Seitdem ist die Bayreuther SPD tief gespalten.

Irene von der Weth, die lachende Dritte

Schon damals blieb eine Absprache aus, wonach Tasdelen Rabenstein bei seiner letzten Wahl vor dem Ruhestand unterstützen und Rabenstein umgekehrt zum späteren Steigbügelhalter Tasdelens hätte werden können. Genau wie heute. Statt dass der eine dem anderen in den Landtag hilft und dafür auf dessen Unterstützung bei der Wahl zum Oberbürgermeister vertrauen kann, stehlen sich Tasdelen und Bauske die Stimmen. Nach Anzahl der Delegierten ist der Landkreis der Stadt sowieso weit überlegen. Lachende Dritte könnte dank der beiden Streithähne darum die relativ unbekannte Weidenberger Gemeinderätin Irene von der Weth sein. Ob dann noch ein aussichtsreicher Listenplatz für die Bayreuther SPD rausspringt, bleibt abzuwarten. Es geht um nicht weniger, als um die Vertretung unserer Interessen im nächsten Landtag.

thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de

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