Sparsamer, einfacher, komfortabler Wertvolle Tipps für den Weg ins Eigenheim

Die eigenen vier Wände sind für die meisten Menschen ein Projekt in XXXL. Zahlreiche Dinge gilt es zu beachten, zu überlegen, auszuwählen. Doch es gibt auch so manche Kniffe und Abkürzungen.

 
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Als Xavier Naidoo seinen als WM-Hit bekanntgewordenen Song „Dieser Weg (wird kein leichter sein)“ dichtete, ahnte er wohl nicht, wie haargenau er die Lebensrealität von Häuslebauern beschrieb. Gerade bei uns in der Region, mit ihrem Mix zwischen ländlicher Ruhe einerseits, aber attraktiven Zentren mit guten Arbeitsmöglichkeiten andererseits, erfahren das seit einigen Jahren Unzählige – denn hier wird gerne und viel gebaut. Doch Bauen ist für Privatleute, die sowas noch nie zuvor gemacht haben, voller Verwirrungen und Fallstricke. Auf den folgenden Zeilen möchten wir Hilfen anbieten, um die gröbsten Untiefen und Fallen zu vermeiden.

1. Das Finanzielle

Anfangen wollen wir mit dem wohl wichtigsten Punkt, den Finanzen. Denn ein Eigenheim ist selbst für Besserverdienende kein Pappenstiel.

Wirklich kaufen?

Und da muss die Grundsatzfrage lauten „soll es tatsächlich ein Eigenheim sein?“. Natürlich, das eigene Haus hat Vorteile, die mit der absoluten Freiheit, darin tun und lassen zu können, was man möchte, noch längst nicht aufgezählt sind. Aber es ist durchaus notwendig, wirklich alle Vor- und Nachteile sorgsam gegeneinander aufzurechnen, um absolute Gewissheit zu bekommen. Ein Haus ist nun mal auch eine große Verpflichtung, die das Leben über Jahrzehnte unflexibler macht.

Die Finanzierung

Wenn die Abwägung ergeben hat, dass man bauen will, dann kommt direkt die nächste Frage auf: Wie wird es finanziert? Für die meisten lautet die Antwort darauf „per Kredit“. Bloß sollte man da niemals den Fehler machen und sich nur auf das stützen, was Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder raten. Jede Lebensrealität ist anders. Was beim einen funktioniert hat, muss es beim anderen noch lange nicht.

  • Der Eigenkapitalanteil sollte mindestens 20 Prozent betragen. Alles darunter treibt die Zinsen unnötig hoch.
  • Besser zu viel als zu wenig leihen. Nachfinanzierungen sind meist unglaublich teuer.
  • Sich nicht von der Niedrigzinsphase blenden lassen. Im langjährigen Vergleich sind genau deswegen die Hausbaupreise generell gestiegen.
  • Die monatliche Abtragungsrate sollte nicht wesentlich mehr als 40 Prozent des Haushalts-Nettoeinkommens betragen, sonst wird der Alltag finanziell zu sehr eingeschränkt.
  • Niemals die Baunebenkosten vernachlässigen. Notar, Steuern und Co. können bis zu zehn Prozent der Gesamtsumme ausmachen.

Wenn man sich dann noch an den Grundsatz „vergleichen, vergleichen, vergleichen“ hält, ist man auf der sicheren Seite.

Die „anderen“ Häuser

Beim Thema Eigenheim denken viele an Neubauten. Allerdings, mit dem Finanziellen im Hinterkopf sollte man sich auch die Frage stellen, ob es das sein muss. Eigenes Wohnen kann auch anders funktionieren:

  • Generell sind Altbauten eine Wohlfühl-Lösung, denn man bekommt Haus und Grundstück im Paket.
  • Selbst eine umfangreiche Sanierung ist selten teurer als ein Neubau. Auch wenn man das alte Haus abreißt und ein neues errichtet, kommt man zumindest mit einem größeren Grundstück weg.
  • In kommunalen Arealen mit Bestandsbauten sind die vorhandenen Bebauungspläne oftmals weniger restriktiv als in Neubau-Gebieten.

Tatsächlich könnte man sogar eine Zwangsversteigerung ins Auge fassen. Ein oftmals sehr günstiger Weg, der allerdings naturgemäß die Wahlfreiheit einschränkt.

Flexibilität bei der Frage der passenden Lage

Dieser Punkt ist besonders wichtig, denn er kann das entscheidende Zünglein sein. Dazu muss man sich bewusst sein, dass jede Region in Bayern, bis hinunter in einzelne Dörfer, unterschiedlich wertig ist. Das beginnt bei den Quadratmeterpreisen und zieht sich bis in die kommunalen Bebauungspläne hinein.

Hier der Tipp: Niemals sollte man sich auf einen Ort versteifen. Es ist gut möglich, dass es oft nur wenige Kilometer weiter ungleich günstiger ist, den Weg ins Eigenheim zu finden.

Die falsche Sparsamkeit

Der letzte Punkt dieses ersten Kapitels widmet sich dem, was viele Häuslebauer als Sparsamkeit ansehen, sich im Nachhinein aber als gegenteilig erweist. Nun gibt es viele Wege, einen Bau günstiger zu gestalten. Ein beliebter ist es, den Keller wegzulassen – was meist rund zehn Prozent der Gesamtkosten ausmacht. Doch vielfach ist das ein Paradebeispiel für falsche Sparsamkeit, denn man verzichtet damit bei einem Einfamilienhaus auch auf rund 25 Prozent Wohn- und Stauraum – zehn Prozent weniger Kosten, 25 Prozent weniger Fläche.

Solche falschen Sparsamkeiten lauern an vielen Ecken bis nach der Fertigstellung, bei der viele es mit dem Heizen nicht so genau nehmen und dadurch Schimmelprobleme provozieren.

2. Im Planungs-Dickicht

Ein Häuslebauer hat selten tiefergehendes Planungswissen. Gleichsam lauern aber an allen Ecken Menschen, die einem ihr Hausprodukt verkaufen möchten. Eine gefährliche Mischung. Doch auch bei der Planung gibt es gute Tipps.

Sich aufs Bauchgefühl verlassen

Immer weniger Einfamilienhäuser werden heute vom Architekten geplant, immer mehr Menschen wenden sich an Bauträger oder Fertighausfirmen. Kein Problem, wenn man eine Regel beherzigt: Was einem trotz der Lobeshymnen von Verkäufern nicht hundertprozentig „schmeckt“, sollte man nicht kaufen. Ein solcherart vorgeplantes Haus muss einem schon im Katalog und erst recht als Musterhaus auf Anhieb gefallen. Ein „das gibt sich mit der Zeit“, geht zu oft nach hinten los.

Für das Heute und das Morgen planen

Ein Fall für die Statistiker: Wer heute ins Eigenheim zieht, ist im Durchschnitt um die 30 Jahre alt mit starker Tendenz zu den 40ern – bei uns im Freistaat sind es 39 Jahre. Man befindet sich also in der Lebensmitte. Doch überhäufig wird bei der Planung zu sehr aufs Heute geschaut und nicht die kommende Lebenshälfte. Das beginnt bei der großmaßstäblichen Lage, geht über Größe und Grundriss und zieht sich bis in kleinste Einrichtungsfragen hinein.

Wer hier falsch plant, hat, wenn erst einmal die Kinder ausgezogen sind, überspitzt formuliert, ein großes, teilweise unbewohntes Haus, lauter Details, die man im gesetzteren Alter nicht mehr so gut erreichen/nutzen/bedienen/reinigen kann und das auch noch in einem Umfeld, in dem man ohne Auto aufgeschmissen ist.

Die Grundregel sollte also lauten, so zu planen, dass man sein Haus noch in 20/30/40 halbwegs normal nutzen kann – auch wenn das erfordert, sich einigen unangenehmeren Gedanken zu stellen. Ein Blick auf die Anforderungen für altersgerechtes oder barrierefreies Wohnen kann hier aufschlussreich sein.

Luxus macht nur wenig – superbillig aber auch

Es ist eine Aufgabe, in der man sich verlieren kann: Das Aussuchen sämtlicher Details zwischen Fensterrahmenfarbe, Tapeten, Badezimmerfliesen, Armaturen. Tatsache ist, der Markt ist nicht nur voll, er ist so brechend voll, dass man als Bauherr seine Gesamtheit nicht einmal ansatzweise erfassen kann. Dadurch gerät man sehr schnell in eine Situation, in der man durch unnötigen Luxus überflüssig viel Geld ausgibt. Klar wirken Fliesen zu 60 Euro pro Quadratmeter im Geschäft wahnsinnig gut. Im Haus selbst jedoch hat man sich an sie nach einem Jahr ebenso gewöhnt, wie an die günstigen Stücke, die bereits für 20 Euro pro Quadratmeter erhältlich sind.

Allerdings soll das nicht bedeuten, grundsätzlich nur auf Günstiges zu setzen. Denn es ist eben nach wie vor eine Tatsache, dass solche Dinge oftmals eine kürzere Lebensdauer haben. Die alte Regel „wer billig kauft, kauft zweimal“ gilt auch im Eigenheim und hier vor allem bei der Technik.

Daraus ergibt sich ein gutgemeinter Rat: Hochwertig sollte man vor allem dort kaufen, wo etwas viele Jahre halten muss. Und Luxus wirkt als Akzent immer besser, als wenn er mit der groben Kelle verteilt wird.

Die Details nicht vergessen

Ein Beispiel: Man kauft ein Fertighaus. Das hat, je nach Raum, eine DIN-Norm-entsprechende Anzahl und Lage von Steckdosen. Doch spätestens, wenn das erste Weihnachtsfest nach dem Einzug ansteht, stellt man verärgert fest, dass eine Außendose gleich neben der Haustür, in die man die Vorgarten-Weihnachtsbeleuchtung hätte einstecken können, eine ziemlich sinnvolle Zusatzausgabe gewesen wäre – bloß hat man an ein solches Detail nicht gedacht.

Wer den Sinn hinter diesem Beispiel versteht, der versteht auch, wie wichtig ein Auge für die Details ist. Denn abermals gilt, jede Lebensrealität unterscheidet sich teils signifikant von dem, was in Sachen Immobilien möglichst vielen potenziellen Käufern passen muss. Es sollte also Pflicht sein, sich immer wieder bei der Planung die Frage zu stellen, was für das eigene künftige Leben im Haus verbessert oder verändert werden sollte. Das ist beim Bau grundsätzlich ungleich günstiger und einfacher zu bewerkstelligen als hinterher – und selbst Fertighäuser erlauben immer eine gewisse Planungsfreiheit.

3. Vorsicht, Selbstüberschätzungsgefahr

Rund 2.200 Baumärkte gibt es in ganz Deutschland. Allein in Nordbayern findet sich davon (gefühlt) die Hälfte. Dazu noch unzählige Läden, die sich anderweitig an Selbermacher richten und zudem jede Menge Ratgeber im Netz, die ein Loblied auf die Eigenleistung am Haus singen. Doch das alles birgt auch Gefahren.

Der große Freizeitfresser

Fliesenleger verrichten ihren Job ebenso hauptberuflich wie Klempner, Maler, Teppichleger. Doch alles, was man an seinem Haus in Eigenleistung erledigen möchte, muss in der Freizeit stattfinden. Es frisst die Feierabende, die Wochenenden, die Urlaubstage auf. Viele ignorieren diese Tatsache zu einem gefährlich hohen Grad und stellen dann entsetzt fest, dass die Eigenleistung dafür sorgt, dass man außerhalb des Bettes monatelang nur noch am arbeiten ist. Und selbst wenn es noch so sehr fürs eigene Häuschen ist, das ist ein enormer Stress, der sich mit einem körperlich sehr anstrengenden Halbtagsjob vergleichen lässt, den man zusätzlich zum Vollzeitjob verrichtet.

Und: Niemals sollte man annehmen, dass man die nötigen Handwerkerstunden 1:1 auf Eigenleistungsstunden umrechnen kann. Wofür ein erfahrener Fliesenleger beispielsweise acht Stunden benötigt, kann man als Laie froh sein, wenn man es in der doppelten Zeit schafft.

Eine Frage der Fähigkeiten

Zugegeben, im Zeitalter von YouTube ist es tatsächlich einfacher geworden, auch als Laie Gewerke erledigen zu können. Allerdings ist es immer noch ein gewaltiger Unterschied, ob ein Handwerker, der seinen Beruf nicht nur erlernt hat, sondern ihn auch schon seit Jahren ausübt, einen Job macht oder „Andreas Huber, autodidaktischer Büroangestellter“.

Das klingt zwar überspitzt, aber alles, bei dem man sich in Sachen Fähigkeiten überhebt, birgt Potenzial für Ärger. Bestenfalls deshalb, weil man einfach selbst mit dem Look nicht zufrieden ist, schlimmstenfalls jedoch, weil man aus Unkenntnis wichtige Normen und Vorgaben nicht beachtete und es somit Schwierigkeiten bei der Bauabnahme gibt. An folgende Tipps sollte man sich unbedingt halten:

  • Die Eigenleistung so planen, dass sie nicht mehr als die Hälfte der (schlaffreien) Freizeit beansprucht.
  • Keine Leistungen übernehmen, die für die Abnahme normgerecht sein müssen.
  • Nur Dinge machen, auf die andere Handwerker nicht aufbauen müssen (sowohl in Sachen Zeit wie Ausführung).
  • Bei der benötigten Zeit mindestens das Doppelte gegenüber erfahrenen Heimwerkern einplanen.

Wenn bei einem ehrlichen Eruieren der eigenen Fähigkeiten herauskommt, dass man kaum mehr als Teppiche verlegen und Wände streichen kann, dann „ist es eben so“ und man sollte es akzeptieren. Nicht jeder ist ein Heimwerker-Genie.

4. Einrichten, Wohnen & Glücklichsein

Wenn erst einmal Richtfest gefeiert wurde, steuern sich viele Hausbauer selbst in unnötigen Stress und Kosten hinein in dem Zwang, nach all den Ausgaben und der Wartezeit nun allzu perfektionistisch sein zu müssen. Hier sollte man sich selbst Zügel anlegen – umso leichter hat man es.

Morgen ist auch noch ein Tag

Es ist eine Realität, die für alle gilt, die aber nur wenige von Anfang an akzeptieren: Nur, weil die Bau-Endabnahme bestanden wurde und man vielleicht schon eingezogen ist, bedeutet das nicht, dass das „Projekt Haus“ nun abgeschlossen ist, abgeschlossen sein könnte. Ganz im Gegenteil, selbst „schlüsselfertige“ Häuser sind auch noch für lange Zeit nach dem Einzug in gewisser Hinsicht unfertig. Da ist der Garten noch nicht angelegt, fehlen vielleicht im Keller noch die Wandfarben…

Und es ist wichtig, dies nicht nur zu akzeptieren, sondern auch als Chance zu begreifen. Denn nun ist für die verbleibenden Arbeiten jeglicher Zeitdruck weg. Man kann sich in aller Ruhe das weitere Vorgehen überlegen, muss keine „jetzt oder nie“-Entscheidungen mehr fällen. Und das sollte man auch nutzen. Oft genug kommen einem dabei Ideen, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte, die aber das Eigenheim, wenn es irgendwann mal „wirklich“ fertig ist, viel persönlicher und harmonischer werden lassen.

Es muss nicht alles passen

In die gleiche Kerbe schlägt auch das, was viele Hausherren überkommt, wenn sie feststellen, dass sie mit den Einrichtungsgegenständen einer 80-Quadratmeter Vierzimmerküchebad-Wohnung kein Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern und zehn Räumen samt Keller gefüllt bekommen.

Gerade beim Einzug machen viele den Fehler, zu wenige Einrichtungsgegenstände auf zu viel Fläche verteilen zu wollen. Dabei muss man das gar nicht. Man muss sich nur auf die wichtigsten Zimmer fokussieren; wenn dabei Räume erst mal leer bleiben, ist das kein Beinbruch. Die Einrichtung eines neuen Eigenheims ist ein zeitlich langgestreckter Prozess. Und: Ein Haus „lebt sich“ vollkommen anders als eine Wohnung. Deshalb sollte man den Aufstellungsort von Möbeln niemals als endgültig ansehen. In den Wochen und Monaten nach dem Einzug wird man aus optischen und/oder praktischen Gründen noch so manches Bäumchen-wechsel-dich mit den Möbeln spielen.

Ein letzter Tipp: So sehr man es sich auch wünscht, das neue Haus auch mit vollkommen neuen Möbeln zu bestücken. Auch hier gilt „morgen ist auch noch ein Tag“. Wenn Couch, Bett und Co. noch gut sind, gibt es keinen Grund, sich auch noch diese teuren Ausgaben unmittelbar nach dem Bau anzutun.

Die Zeit machts – und Erinnerungen

Das Internet ist voll von Foreneinträgen, in denen Haus-Neubesitzer klagen, dass sie mit ihrem Haus nicht warmwerden. Manche nennen es sogar eine schwere Fehlentscheidung. Dem sollte man nicht folgen. Vielmehr gilt:

  • Ein Umzug stellt immer eine dramatische Veränderung dar
  • Ein Haus ist für ehemalige Wohnungsmieter nochmals dramatischer
  • Es ist in fast allen Fällen nur eine Gewöhnungssache
  • Nach dem Einzug ist ein Haus noch lange kein Heim

Gerade letzteres ist nämlich der Knackpunkt: Das neue Haus hat noch keine Geschichte, die man damit verbindet. Keine schönen Erinnerungen. Es ist nur eine leere Hülle, die einen viel Geld gekostet hat. Deshalb gilt auch, dass es nur mit der Zeit zu einem Heim wächst – und beschleunigen kann man es nur, indem man es durch Fotos, persönliche Erinnerungsstücke so schnell wie möglich von seiner unpersönlichen Musterhaus-Anmutung befreit.

Fazit

Ein Haus ist das teuerste, stressigste Projekt, das man sich als Normalverbraucher im Leben aufladen wird. Genau deshalb sollte man aber auch versuchen, jede Abkürzung zu nehmen, die sich einem bietet. Denn es lohnt sich. Das Haus bietet nun einmal Vorteile, die sich nirgendwo anders finden.