Venus hat die Seiten gewechselt. War sie in den letzten Monaten als helles Gestirn am Abendhimmel vertreten, so hat sie Ende Oktober die Erde auf der Innenbahn überholt. Im ersten Monatsdrittel des Novembers beginnt bereits ihre Morgensternperiode. Am 10. geht Venus kurz nach halb sechs Uhr morgens auf, Ende November schon um 4.17 Uhr. Im Laufe des Monats wird sie zu einem auffälligen Gestirn am Morgenhimmel und glänzt Anfang Dezember in maximalem Glanz am Osthimmel. Wer an einem klaren Morgen nach Osten blickt, kann Venus kaum übersehen. Gegen halb acht Uhr verblasst der Morgenstern in der zunehmenden Helligkeit.

Mars bleibt auffälliges Gestirn der ersten Nachthälfte, wenn auch seine Glanzzeit vom Sommer vorbei ist und er weiter an Helligkeit verliert. Der rote Planet wandert durch das Sternbild Steinbock und wechselt am 11. in den Wassermann. Vom 15. auf 16. November zieht der zunehmende Halbmond an Mars südlich vorbei. Dies ist eine gute Gelegenheit, den schnellen Lauf des Mondes durch die Sternenwelt zu verfolgen. Kurz vor Mitternacht sinkt Mars unter den Südwesthorizont.

Saturn lässt sich noch am Abendhimmel blicken. Der fahle Planet ist allerdings längst nicht so hell wie Mars. Seine Sichtbarkeit verkürzt der Ringplanet drastisch. Ende November wird es schwierig, Saturn nach Einbruch der Dunkelheit ohne Fernglas zu erkennen, da die horizontnahen Dunstschichten sein Licht schwächen. Er hält sich im Sternbild Schütze auf, dessen Sterne allesamt viel schwächer als Saturn leuchten und daher vom aufgehellten Stadthimmel aus kaum zu sehen sind.

Jupiter verschwindet

Geht Saturn Anfang November um acht Uhr abends unter, so sinkt er am 20. schon eine Stunde früher unter die Horizontlinie. Jupiter hat sich vom Abendhimmel zurückgezogen. Der Riesenplanet hält sich am Taghimmel auf. Auch Merkur bleibt in unseren Breiten unsichtbar.

Am 7. tritt um 17.02 Uhr die Neumondphase ein. Vollmond wird am 23. um 6.39 Uhr im Sternbild Stier erreicht. Der Vollmond beschreibt einen großen Bogen über das Himmelszelt und steht in der Geisterstunde hoch am Südhimmel. In Erdferne am 14. trennen ihn 404.340 Kilometer von uns, während er am 26. bis auf 366.620 Kilometer an die Erde herankommt.

Der Sternschnuppenstrom der Leoniden wird vom 13. bis 30. November aktiv. Die Leoniden scheinen aus dem Sternbild Löwe zu kommen. In der Nacht vom 17. auf 18. ist das Maximum zu erwarten. Diesmal ist eher mit einer bescheidenen Fallrate von 15 Meteoren pro Stunde zu rechnen.

Die Trümmerwolke des Kometen 55P/Tempel-Tuttle ist auf Kollisionskurs zur Erde. Sie kommt mit 40 Kilometer pro Sekunde auf die Erde frontal zu. Die Erde läuft mit 30 Kilometer pro Sekunde den Leoniden entgegen. Somit dringen die Meteoroiden mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometer pro Sekunde in die Lufthülle ein. Bei einer Geschwindigkeit von 252.000 Kilometer pro Stunde können die Luftmoleküle den Sternschnuppen nicht ausweichen, die Luft wird komprimiert. Dabei treten Temperaturen von einigen Tausend Grad auf, weshalb die meisten Meteoroiden verglühen. Auch eine Fahrradpumpe wird heiß, wenn man die Luft zusammenpresst.

Das Herbstviereck ist leicht zu erkennen

Die Herbstbilder dominieren den abendlichen Fixsternhimmel. Leicht zu erkennen ist das Herbstviereck. Das Sternenquadrat markiert den Hauptteil des Pegasus. Zur Standardbeobachtungszeit gegen 22 Uhr ist es bereits ein wenig nach Südwesten gerückt und hat damit die Mittagslinie überschritten. An das Herbstviereck schließt sich im nordöstlicher Richtung die Sternenkette der Andromeda. Bei sehr guten Sichtbedingungen und ohne Störung durch irdische Lichtquellen erkennt man schon mit bloßen Augen ein schwaches Lichtfleckchen, den berühmten Andromedanebel.

Es handelt sich um keine Gas- und Staubwolke wie beispielsweise der Orionnebel ist, sondern um eine riesige Galaxie, nämlich unsere Nachbarmilchstraße. Mit etwa 500 Milliarden Sonnen ist sie sternenreicher als unsere eigene Milchstraße. Fast drei Millionen Jahre ist das Licht ihrer Sterne zu uns unterwegs. Damit ist die Andromedagalaxie das fernste Objekt, das man noch freiäugig erkennen kann. Unser Milchstraßensystem und die Andromedagalaxie nähern sich einander und werden in rund fünf Milliarden Jahren zu einer überdimensionalen elliptischen Galaxie verschmelzen.

Hoch über unseren Köpfen ist das Himmels-W zu sehen, das Sternbild der Kassiopeia. Die mittlere Spitze des W deutet ungefähr in Richtung Polarstern. Südlich von Andromeda und Pegasus stößt man auf das kleine, aber markante Sternbild des Widders sowie auf das ausgedehnte Sternbild der Fische. Es setzt sich nur aus lichtschwachen Sternen zusammen. Tief am Südhimmel nimmt der Walfisch seinen Platz ein. Der Walfisch setzt sich ebenfalls nur aus lichtschwachen Sternen zusammen und ist schwierig auszumachen.

Der wundersame Stern im Walfisch

Im Walfisch taucht im November ein Stern auf, der in den letzten Monaten nicht zu sehen war. Im Dezember wird er noch heller und leichter zu erkennen. Er wird Mira Ceti genannt, der wundersame Stern im Walfisch. Cetus ist die lateinische Bezeichnung für das Meeresungeheuer, das weder ein Wal noch ein Fisch im zoologischen Sinn ist.

Entdeckt wurde Mira, auch Omikron Ceti genannt, vom ostfriesischen Landpfarrer David Fabricius im Jahre 1596. Ihm war ein Stern im Walfisch aufgefallen, den er vorher nie gesehen hatte. Nach etlichen Wochen verschwand der Stern wieder, um Monate später erneut zu erscheinen. Fabricius nannte ihn deshalb Mira Stella Ceti, was verwunderlicher Stern im Walfisch heißt. Heute weiß man, dass Mira ein pulsierender, roter Überriesenstern ist, mit einer Periode von 332 Tagen. Nur im Helligkeitsmaximum ist er mit bloßen Augen zu sehen. Rund 400 Lichtjahre trennen uns von Mira Ceti.

Am Osthimmel hat der Aufmarsch der Winterbilder begonnen. Auffallend sind Stier und Zwilling. Tief im Südosten ist Orion, der Himmelsjäger erschienen. Er ist das Leitsternbild des Winters. Hoch im Nordosten leuchtet die helle, gelbliche Kapella, Hauptstern des Fuhrmanns.

Die Tageslängen schrumpfen

Die Sonne wandert am absteigenden Ast ihrer Jahresbahn und nähert sich dem Winterpunkt, den sie im nächsten Monat erreicht. Am 22. tritt sie vormittags in das Tierkreiszeichen Schütze. Einen Tag später wechselt sie nachmittags aus dem Sternbild Waage in das des Skorpions. Sie bleibt nur eine Woche im Skorpion. Schon am 30. überschreitet sie die Grenze zum Ophiuchus, dem Schlangenträger. Die Mittagshöhen der Sonne nehmen um gut sieben Grad ab, die Tageslänge schrumpft um eine Stunde und zwanzig Minuten.