Sonderforschungsbereich Uni Bayreuth erforscht Auswirkungen von Mikroplastik

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Mikroplastik. Foto: red Foto: Peter Gisder

BAYREUTH. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB) an der Universität Bayreuth einrichten. Der SFB wird die Effekte von Mikroplastik sowie dessen Migration und Bildung erforschen und neue Lösungsansätze für dieses immense Umweltproblem erarbeiten. Dafür stellt die DFG in den kommenden vier Jahren rund zehn Millionen Euro zur Verfügung.

 
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Dies berichtet die Hochschule in einer Pressemitteilung. „Ein weiterer Beweis für die hohe wissenschaftliche Qualität, mit der an der Universität Bayreuth geforscht wird“, kommentierte Universitätspräsident Prof. Stefan Leible am Montag nach der Bekanntgabe durch die DFG. „Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass wir anspruchsvolle Grundlagenforschung betreiben und auch anwendungsbezogen forschen und helfen, um auch Themen und Fragestellungen der Gesellschaft zu bearbeiten und zu Lösungen beizutragen“, sagt Leible mit Blick auf die Mikroplastik-Forschung, die mittlerweile zu einem Aushängeschild der Universität Bayreuth geworden ist.

Mikroplastik (MP) und seine Risiken für Ökosysteme und letztlich für unsere Gesundheit bewegen die Menschen. Bis dato habe man sich seitens der Forschung vorwiegend auf die Entwicklung geeigneter Monitoringverfahren, auf die quantitative Abschätzung der Umweltverschmutzung, auf die Identifikation relevanter Eintragspfade und auf erste Eintragsminimierungsansätze sowie auf Effektstudien beschränkt.

„Bei all diesen Ansätzen fehlte jedoch ein fundamentales Verständnis von den physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, denen MP in der Umwelt unterworfen ist“, sagt Prof. Christian Laforsch, Inhaber des Lehrstuhls Tierökologie und Sprecher des neuen SFB. „Die wissenschaftliche Komplexität der Thematik MP erfordert für ein ebensolches Verständnis einen interdisziplinären Ansatz, der die traditionellen Fachgrenzen überbrückt – also ein Bayreuth-typisches Vorgehen.“

31 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus drei Profilfeldern der Universität Bayreuth (Ökologie und Umweltwissenschaften, Polymer- und Kolloidforschung, Molekulare Biowissenschaften) arbeiten in 16 interdisziplinären Teams fortan gemeinsam in diesem SFB.

Sie wollen ein grundlegendes Verständnis jener Prozesse und Mechanismen gewinnen, die je nach physikalischen und chemischen Eigenschaften der Kunststoffe die biologischen Effekte von MP bedingen, das Umweltverhalten und die Migration von MP-Partikeln in und zwischen Umweltkompartimenten beeinflussen und die Bildung von MP verursachen.

 „Diese Erkenntnisse werden eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für die Bewertung der Umweltrisiken von MP existierender Massenkunststoffe bieten“, so Laforsch. Darauf aufbauend sollen neue umweltfreundliche Kunststoffe im Sinne einer nachhaltigen Polymerchemie entwickelt werden. Diese neuen Kunststoffe werden unter anderem schnellere Abbauprozesse aufweisen und zur Vermeidung bzw. Reduzierung von MP beitragen.

Kunststoffe sollen langfristig – ausgehend von den Erkenntnissen des SFB – gezielt so modifiziert werden, dass sie aufgrund ihrer neuen Eigenschaften keine schädigenden Effekte auf Organismen und auf die Umwelt insgesamt mehr aufweisen.


Was ist ein SFB?

Laut DFG sind Sonderforschungsbereiche „langfristige, auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten.

SFB ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller, aufwendiger und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben durch Koordination und Konzentration von Personen und Ressourcen in den antragstellenden Hochschulen. Damit dienen sie der institutionellen Schwerpunkt- und Strukturbildung.“

Diese Anforderungen stellt die DFG an einen SFB: „Hohe wissenschaftliche Qualität und Originalität auf international kompetitivem Niveau; anspruchsvolles und langfristig konzipiertes Forschungsprogramm; kohärente Vernetzung der Teilprojekte; hervorragend ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler; angemessene personelle, finanzielle und infrastrukturelle Grundausstattung; überzeugende Beiträge zur Schwerpunkt- und Strukturbildung an den antragstellenden Hochschulen; Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Gleichstellung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern; professionelles Management.“

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