Solawi bringt erste Ernte heim

Von Norbert Heimbeck
Der Untersteinacher Landwirt Philipp Minier stellt dem Bayreuther Verein Solawi ein Feld zum Gemüseanbau zur Verfügung. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Zucchini und Zwiebeln - ja bitte, Spinat - nur wenig, Rote Beet - geht gar nicht. Ganz demokratisch wird beschlossen, was auf dem Feld von Philipp Minier angebaut wird. Der Untersteinacher Bauer stellt dem Verein Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Bayreuth ein Feld zur Verfügung. 41 Menschen teilen sich die Ernte.

 
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Es ist ein Experiment, eines, das im Fränkischen noch sehr selten ist. Ganze vier Orte zählt die Solawi-Landkarte auf: Bayreuth, Itzgrund (bei Coburg), Happurg und Thalmässing wagen es, die Beziehung zwischen Landwirt und Konsumenten ganz neu zu gestalten. Daniel Hornstein hat die Idee in Bayreuth vor über einem Jahr verbreitet und dafür geworben. Sympathisanten hat er schnell gefunden, einen Landwirt zum Mitmachen zu bewegen, war schon anstrengender. Mit Philipp Minier aus Untersteinach ist endlich auch das geglückt, sagt Gerlinde Wagner, die im Verein die Öffentlichkeitsarbeit macht. Am vergangenen Freitag (3. Juni) ist das erste Mal geerntet worden.

Zu wissen, wer die Lebensmittel erzeugt, die man täglich auf dem Teller hat - das ist eines der Motive, die die Unterstützer der Solawi antreiben. Regionale Wirtschaftskreisläufe in Gang zu setzen statt globalen Handel zu unterstützen, ein weiteres. Nachhaltigkeit und biologische Erzeugung der Lebensmittel gehören ebenfalls dazu. Menschen, die sich für diese Ideen begeistern, schließen sich zusammen und finanzieren einen Bauern, der wiederum nach den Wünschen seiner Kunden produziert.

41 Ernteteiler hat die Solawi Bayreuth im ersten Jahr. Sie zahlen rund 50 Euro im Monat für das Gemüse, das Philipp Minier auf etwa 10000 Quadratmetern für den Verein anbaut. Der Landwirt hat die Gruppe beraten, welche Fruchtfolge sinnvoll ist, welche Gemüsesorten hier überhaupt gut gedeihen und gibt denjenigen praktische Tipps, die zum Arbeitseinsatz aufs Feld kommen. Er sagt: "Für mich ist das ein Experiment, aber ein spannendes. Ich hatte früher schon von der solidarischen Landwirtschaft gehört und denke, das ist ein weiterer Entwicklungsschritt für meinen Betrieb." Der direkte Bezug zum Verbraucher bleibe bei der industriellen Landwirtschaft oft auf der Strecke, sagt Minier, dessen Betrieb nach Bioland-Richtlinien arbeitet. Die Idee der solidarischen Landwirtschaft hält er für grundsätzlich gut. Im ersten Jahr der Kooperation mit den Bayreuthern geht es um Gemüseanbau: "Aber da steckt noch mehr drin. Man könnte zum Beispiel Mobilställe für die Geflügelhaltung errichten."

Gerlinde Wagner nennt einen weiteren Grund, der sie und ihre Vereinsmitglieder antreibt: "Wir wollen zeigen, dass eine krumme Gurke genauso gut schmeckt wie eine genormte EU-Gurke. Und wenn der Apfel einen Fleck hat, macht das überhaupt nichts." Klar, die Mitarbeit auf dem Feld ist anstrengend. Kein Vergleich mit einem Gemüseeinkauf im Supermarkt. "Nennen Sie es Idealismus," sagt Gerlinde Wagner. Es gehe bei dem Projekt aber auch um die Zukunft der Kinder. Und deshalb wollen die Bayreuther Solawi-Pioniere noch viel mehr Menschen für ihre Idee gewinnen. Auf der Landesgartenschau haben sie ein eigenes Beet, wo sie den Verein vorstellen. Im Transitionhaus in der Ludwigstraße sind imemr wieder Vereinsmitglieder zu finden. Es gibt auch regelmäßige Treffen, zu denen auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind.

Info: Termine und Wissenswertes rund um die Solidarische Landwirtschaft gibt es auf www.solawi-bayreuth.org.

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