Dr. Schneider steigt ein Loewe-Produktionssparte ist gerettet

Von Yannick Seiler und Roland Töpfer
Foto: David Ebener/dpa/Archiv Quelle: Unbekannt

KRONACH. Der Kronacher Automobilzulieferer Dr. Schneider hat die sogenannte EMS-Fertigung des zahlungsunfähigen Fernsehgeräteherstellers Loewe gekauft.  

 
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Als „wichtiger Schritt in Richtung Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit“ meldete Dr. Schneider seinen Mitarbeitern den Kauf, wie unsere Zeitung aus Unternehmerkreisen erfuhr. In dem Fertigungsbereich, der nun seinen Besitzer gewechselt hat, bauen Mitarbeiter elektronische Bauteile für andere Firmen zusammen. 

Den Verkauf der Unternehmenssparte bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung auch ein Sprecher der Insolvenzverwalterkanzlei Wallner-Weiß, der noch immer einen Investor für Loewe sucht. Einen Einfluss auf die Verhandlungen mit einem möglichen Geldgeber habe das nicht, sagte der Sprecher. „Die Investorensuche für Loewe läuft nach wie vor.“ Er würde sich freuen, wenn ein Unternehmen die Markenrechte des traditionsreichen Kronacher Fernsehherstellers kauft, der auch wieder TV-Geräte in Kronach produziert. 

Was geschieht mit den Markenrechten?

Das Ziel verfolgt auch Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU). „Loewe wird durch den Verkauf nicht unattraktiver für Investoren“, sagte Michelbach am Dienstag auf Nachfrage. Er habe die Entscheidung von Dr. Schneider unterstützt und begrüßt. Wer die Markenrechte an Loewe - sie sind an die in London sitzende Investmentgesellschaft Riverrock verpfändet - erhält, könnte sich schon am Donnerstag zeigen.

Dann hat Michelbach Investoren in die Staatskanzlei der bayerischen Staatsregierung eingeladen. Dort verhandeln sie zusammen mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) über eine Förderung der Staatsregierung, um in Kronach wieder eine Produktion von Fernsehern aufzubauen. Wie viele und welche Geldgeber dann mit Söder an einem Tisch sitzen werden, wollte Michelbach nicht verraten. Der Abgeordnete sagte: „Es wird mehrere Gespräche geben.“ 

Ein Interessent ist die Skytec-Gruppe mit Sitz in Zypern und der Slowakei. Zu ihr gehörte bisher auch das polnische Unternehmen UMC. Man plane die Übernahme, „um die globale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Traditionsherstellers langfristig zu sichern“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Das familiengeführte Beteiligungsunternehmen Skytec hat UMC gerade an Sharp verkauft. Der Verkauf werde bis zum Jahresende abgewickelt sein, bestätigte Jean Marc Behle von der Agentur Behle & Partner (Kolbermoor). UMC werde zu 100 Prozent von Sharp übernommen. Wo Skytec, sollte es zum Zug kommen, künftig Loewe-Fernseher produziert, bleibt offen. Eine Option neben Kronach wäre bei UMC in Polen. 

Skytec und Hisense aussichtsreich

Skytec ist neben dem chinesischen Elektronikkonzern Hisense der wohl aussichtsreichste Kandidat für eine Übernahme von Loewe. Skytec-Chef Vladislav Khabliev erklärte, Loewe habe sich mit einem besonderen Gespür für Innovation, Design und Qualität einen erstklassigen Ruf im deutschsprachigen Raum erarbeitet. „Wir betrachten es als großes Privileg, gemeinsam ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Loewe zu schreiben. Wir haben erfolgreich bewiesen, dass wir wertvolle Marken zukunftssicher machen können.“

Mehr als 30 Loewe-Mitarbeiter sollen deshalb künftig „wichtige Schlüsselpositionen“ besetzen, heißt es weiter. „Ihr Wissen ist für uns von unschätzbarem Wert.“ Natürlich sei es auch wichtig, neue Mitarbeiter wie Experten für Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung und Design zu gewinnen.

Man freue sich darauf, den Loewe-Standort in Kronach „neu zu beleben und zu entwickeln“, sagte der Skytec-Chef. Das Produktangebot soll erweitert werden. „Wir möchten Loewe als Manufaktur für luxuriöse Audio- und TV-Produkte neu aufbauen, inklusive signifikanter Investitionen in die globalen Marketing- und PR-Maßnahmen.“ 

Während Sktytec nun sein Interesse bekundet, geht Hisense einen Schritt weiter. Das Unternehmen legt seine Pläne für eine Übernahmen von Loewe offen. Laut einem Konzept des Konzerns, das unserer Zeitung vorliegt, sieht der chinesische Elektronikhersteller Loewe als eine Marke, die das Unternehmen vervollständigen wird.

Hisense kauft bereits seit einigen Jahren andere Elektronikhersteller auf, führt deren Produktion fort und die Markenrechte weiter. Hisense ist bereits seit fünf Jahren Zulieferer von Bauteilen für Loewe. Man verstehe die Geschäfte des Kronacher Unternehmens sehr gut.

Nutzung des Logistiknetzes

Zur Vermarktung von Loewe-Produkten möchte das Unternehmen sein Logistiknetzwerk nutzen, das laut Unternehmensangaben bereits Fernseher in alle wichtigen europäischen Märkte liefert. Zudem möchte Hisense der Marke Loewe in Asien, Amerika, Australien und Südafrika zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Dazu möchte Hisense Loewe als deutsches Unternehmen erhalten und vorerst mit bis zu 60 Mitarbeitern das Unternehmen in Kronach weiterführen. Anschließend soll laut der Mitteilung das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum von Düsseldorf nach Kronach verlegt werden und ein Team für die Produktentwicklung im Frankenwald eingestellt werden. 

Dazu möchte Hisense ehemalige Loewe-Mitarbeiter in seinen Forschungsstandort einladen. Das chinesische Unternehmen plant zwölf Millionen Euro in das geistige Eigentum und die Markenrechte von Loewe zu investieren. Bis zu 18 Millionen Euro sollen in die Lieferkette von Loewe fließen.

Hisense bittet für die Übernahme um eine staatliche Förderung von drei Millionen Euro. Dieser Betrag wird wohl auch bei den Gesprächen morgen zwischen den Investoren, unter denen auch Hisense sein könnte, verhandelt. Doch auch wenn die Staatsregierung die Wirtschaftshilfe bewilligt, hängt die Entscheidung darüber, wer den Zuschlag für Loewe erhält, an der Gläubigerversammlung. Dort kommen alle zusammen, die noch Zahlungen von Loewe erhalten.

Hauptgläubiger ist die Investmentgesellschaft Riverrock und kann die Entscheidung deswegen am meisten beeinflussen. Ob sie letztlich für oder gegen eine Fernsehproduktion in Kronach fällt, bleibt offen.