Skeptisch stehen die Anlieger dem Regenwasserrückhaltebecken in Hegnabrunn gegenüber Hochwasserschutz oder Schildbürgerstreich?

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 Foto: red

Wenn es um sie geht, ist gern schon mal von „Wutbürgern“ die Rede in Hegnabrunn. Schließlich sind sie es, die seit dem Hochwasser im August 2014 immer wieder Finger in Wunden legen. Nicht nur in Bezug auf das nach ihrer Überzeugung unzureichende Kanalsystem der Gemeinde. Auch die Sache mit den teils seit vielen Jahren nicht mehr geeichten Wasseruhren haben sie aufgedeckt.

 
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Doch von Wut ist nicht die Rede, als Dieter Sachs, Detlef Beyerlein, Rudolf Aknai, Manfred Berger, Gerlinde Kastner und Reinhold Demus diese Woche die Medien an dem erst vor wenigen Monaten fertiggestellten Regenwasserauffangbecken in Hegnabrunn empfangen. Eher sehen die Hegnabrunner Bürger erheitert aus, gemischt durchaus mit einer ordentlichen Portion Fassungslosigkeit.

Detlef Beyerlein sagt schon vorab, weshalb er und seine Nachbarn die Medien eingeladen haben: „Das ist wieder ein neuer Neuenmarkter Schildbürgerstreich.“ Rund 90 000 Euro hat das Regenwasserrückhaltebecken gekostet, das die Gemeinde in Hegnabrunn gebaut hat. Im November war es feierlich eingeweiht worden. Eine Million Liter Wasser, wurde damals gesagt, soll das Becken fassen können. Bei der Einweihung habe das Becken nur einen Zugang gehabt, sagen die Anlieger. Etwa eine Woche später seien dann Mitarbeiter des Bauhofs gekommen und hätten einen Durchstich in die Dammkrone gegraben. Von Graben am Schulweg führt jetzt eine stattliche Zuleitung ebenfalls zum Becken.

Das Problem: Der Durchstich liegt satte 1,25 Meter unterhalb der Dammkrone und auch mehr als 80 Zentimeter tiefer als der betonierte Überlauf, der das Wasser im Becken zurücksteuern soll. Insgesamt sei das Becken auf 2,50 Meter Tiefe ausgelegt, die würden nun aber nie mehr erreicht. „Das heißt, dass das Fassungsvermögen des Beckens mehr als halbiert wurde, sich das Wasser im Bereich des Grabeneinlaufs zusammenstaut und sich über den Schulweg, den maroden Kanal oder direkt in die angrenzenden Grundstücke Kaiser und Wanderer seinen Weg suchen wird“, fassen die besorgten Anlieger besorgt zusammen. Ihr Schluss: „Dieses Becken ist kein Rückhalte-, sondern ein Durchlaufbecken.“

Die Hochwasseropfer fragen süffisant: „Oder sollte sich das Wasser in Neuenmarkt anders verhalten als wir alle mal in der Grundschule gelernt haben?“ Die „Wutbürger“ verweisen auf Zeitungsausschnitte, die von der Einweihung des Beckens im November berichten. Mit dem Bauwerk habe man das Überflutungsrisiko bei Starkregen deutlich reduziert, hatte Bürgermeister Siegfried Decker damals gesagt. Frustriert kommentieren die Anlieger: „Seine gewohnt leeren Phrasen, die jeden, der sich diese ‚Wasserlache‘ anschaut, nur mit dem Kopf schütteln lässt.“

Nur ein Provisorium? Warum kurz nach der Einweihung, von der die Bürger nichts erfahren hatten, nicht etwa die beauftragte Firma, sondern der Bauhof angerückt sei, um den zweiten Einlass zu graben, fragen sich die Nachbarn. Natürlich haben sie nachgefragt. Werkleiter Robert Behrendt habe ihnen auf Nachfrage erklärt, dass die Arbeiter der Gemeinde eine Ergänzung geschaffen hätten.

„Man fragt sich, welcher Schelm für diese irrwitzige Entscheidung verantwortlich ist. Bürgermeister Siegfried Decker hat sich auch zu diesem jüngsten Kritikpunkt seiner Bürger nicht selbst geäußert. Er nahm zwar das Telefon ab, verwies aber, nachdem er das Thema zur Kenntnis genommen hatte, auf seinen Verwaltungsleiter.

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