Senioren: Was wird aus dem Bürgerhospital?

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Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) ist zugleich Kulmbacher Kommunalpolitikerin und Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Diese zieht sich als der Träger der Bürgerhospitalstiftung zurück. Und das gefällt nicht jedem. Foto: Archiv/Harald Judas Foto: red

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat ihren Vertrag als Träger des Bürgerhospitals in Kulmbach gekündigt. Die zentral gelegene Seniorenwohnanlage und Pflegeeinrichtung steht damit vor einer ungewissen Zukunft.

 
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Die AWO entschloss sich einem Bericht der „Frankenpost“ zufolge, bereits vor zwei Jahren, das Bürgerhospital aufzugeben. Denn für rund 14 Millionen Euro wird derzeit das Heiner-Stenglein-Seniorenheim umgebaut, das künftig 116 Plätze anbietet. Zudem setzt die erneuerte Verordnung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes hohe Hürden, was zum Beispiel die Barrierefreiheit anbelangt.

Aures: „Absolut korrekt verhalten“

Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble hätte nicht mehr den aktuellen Pflegerichtlinien entsprochen. Alle 33 Bewohner und die Pflegekräfte haben jedoch die Möglichkeit, in anderen AWO-Einrichtungen unterzukommen, sagt die Kreisvorsitzende und frühere Oberbürgermeisterin Inge Aures (SPD). „Ich denke, wir haben uns da absolut korrekt verhalten und rechtzeitig Alternativen angeboten.“ Aures zufolge hatte bislang ungefähr die Hälfte der Bewohner Interesse, in eine andere AWO-Einrichtung zu ziehen. Viele hätten durchaus Verständnis für die Entscheidung der AWO.

FDP: „Menschen aus den Augen verloren“

Die drohende Schließung des Bürgerhospitals veranlasste die Kulmbacher FDP dennoch zu deutlicher Kritik. „Die Arbeiterwohlfahrt ist längst als Unternehmen angekommen und verliert die Menschen aus den Augen“, schreiben Bezirksvorsitzender und Stadtrat Thomas Nagel und Kreisvorsitzender Michael Otte in einer Pressemitteilung. Unternehmerische Entscheidungen seien nachvollziehbar, jedoch lasse Aures den Respekt gegenüber den betroffenen Menschen vermissen. Die älteren Menschen, die im Herzen der Kulmbacher Innenstadt verwurzelt seien, schätzten die angrenzende Grünzone und die kurzen Wege zum Arzt, Bäcker oder Apotheker. Bisher habe die AWO signalisiert, dass es eine gemeinsame Lösung geben könne.

Verwaltung und OB auf Suche nach neuem Träger

Jetzt entstehe der Eindruck, die Stadt Kulmbach, Verwalter der Bürgerhospitalstiftung, habe die Entscheidung „leichtfertig übersehen und in Kauf genommen, dass ältere Menschen künftig nicht mehr im Herzen Kulmbachs gepflegt werden und hier ihr Zuhause haben.“ Nun müsse Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) versuchen, einen neuen Träger und Betreiber zu finden. Der Vertrag mit der AWO läuft Ende Juni aus. Die FDP fordert eine längere Übergangsfrist. Damit Nichtschwerstpflegebedürftige das Leben im Herzen der Stadt weiterhin genießen könnten.

CSU: Bewohner vor vollendete Tatsachen gestellt

Auch die CSU-Stadtratsfraktion sorgt sich um die Zukunft des Bürgerhospitals. Deshalb habe die Fraktion am Dienstag die Einrichtung besucht, wie Sprecher Michael Pfitzner mitteilt. Verunsicherte Angehörige, Nachbarn und Bewohner hätten sich unter anderem bei Drittem Bürgermeister Frank Wilzok (CSU) gemeldet. In den Gesprächen mit den Senioren habe sich herausgestellt, dass die Bewohner in ihrer gewohnten Umgebung bleiben wollten, so Pfitzner. Viele Angehörige hätten sich bewusst für die Innenstadtlage entschieden. Die Kündigungen seien eingegangen, ohne dass vorher Gespräche stattgefunden hätten. Die Bewohner seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, behauptet die CSU.

Wilzok: BRK als neuer Partner denkbar

Die CSU will nun prüfen lassen, ob Befreiungen und Fristverlängerungen von der Heimaufsichtsbehörde am Landratsamt genehmigt würden. Wäre dies der Fall, so müsse man alles tun, um das Seniorenheim mit einem neuen Partner weiter zu betreiben. ″Wir haben starke Wohlfahrtsverbände in der Stadt“, so Wilzok. „Ich denke hier zum Beispiel an das BRK, das einen weiteren Betrieb nach Prüfung der Sachlage vielleicht aufrecht erhalten könnte. Nachdenken sollte man darüber auf jeden Fall.″ Der Stadtrat werde am Donnerstag darüber diskutieren.

Der historische Altbau aus dem 15. Jahrhundert nahm einst die Armen der Stadt auf. Besonders schön ist die angrenzende Grünanlage. Ein zweites Gebäude ist auf der gegenüberliegenden Seite der Spitalgasse zu finden. Beide Häuser wurden in den neunziger Jahren renoviert. Später lebten dort häufig ehemalige städtische Mitarbeiter im Ruhestand.

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