Seit 30 Jahren kommt das Himmelfahrtskommando auf den Zeltplatz Waldesruh – Ursprungsgruppe stammt vom Bodensee Das Himmelfahrtskommando ist da

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Die Campinggruppe "Hilmmelfahrtskommando" macht seit 30 Jahren Urlaub auf dem Campingplatz Waldesruh in Eichenbirkig. Foto: Ralf Münch Foto: red

Die Kinder laufen schreiend über die Wiese, ein Mann geht mit dem schwitzenden Hund in den Schatten, andere stehen in Gruppen zusammen, unterhalten sich und trinken etwas, ein paar spielen Federball – das Himmelfahrtskommando ist wieder da. „Wir sind die Gruppe Null“, sagt Eva Müller-Dannecker. Seit 30 Jahren, so lange wie der Zeltplatz Waldesruh im Waischenfelder Ortsteil Eichenbirkig besteht, kommen sie immer vom Mittwoch vor, bis zum Sonntag nach Himmelfahrt.

 
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Die 60-Jährige gehört zu denen, die 1988 in der ersten Gruppe dabei waren. Deren Wurzeln liegt in einer katholischen Jugendgruppe aus Tettnang am Bodensee. Inzwischen kommt die dritte Generation her, die Kinder von damals sind inzwischen selbst Eltern, manche von den Älteren sind auch schon verstorben, erzählt Müller-Dannecker. Sie selbst ist aus Berlin, ihr Mann stammt vom Bodensee. Viele haben die Heimat Tettnang in alle Himmelrichtungen verlassen, leben jetzt eben in Berlin, Stuttgart, im Sauerland und München. Jemand kannte die Burg Rabeneck und man schlug anfangs hier seine Zelte auf, dann entdeckte man den Zeltplatz Schmidt – idyllisch mitten im Wald liegend, rundum grüne Natur, nicht gleich zu finden. Anfangs standen hier nur ein paar Baracken, es gab ein Plumpsklo und eine Openair-Dusche. „Wenn es regnete, haben wir wilde Konstruktionen aus Stangen und Planen gebaut“, erinnert sie sich. Doch mittlerweile ist es fast luxuriös.

Auf dem Platz groß geworden

„Das sind alles schon richtig Freunde geworden“, sagt Jürgen Schmidt (48), der zusammen mit seiner Frau Erika (53) den Platz betreibt. Auch er ist hier groß geworden, hat den Zeltplatz 2012 von seinem Vater Willi übernommen. Vorher hatte ihn dessen Mutter. Der Platz ist ihr Hobby, ihr Baby, sagt Erika Schmidt. Eigentlich arbeitet Jürgen Schmidt in der Autoindustrie. Und 99 Prozent des erwirtschafteten Geldes fließen wieder in den Platz hinein, sagt er. Mittlerweile gibt es behindertengerechte Sanitäranlagen, einen richtigen Wasseranschluss und für heuer ist ein Kühlraum an die Küchenhalle geplant. „Wir haben alles in Eigenleistung gebaut“, erzählt er. Ständig ist er am Werkeln und Bauen. Auch seine Frau hat schon gemauert, mäht den Rasen.

Schwerpunktmäßig sind Jugend- und Familiegruppen auf dem Platz, aber auch Therapiegruppen und Firmen waren schon da, es werden Hochzeiten und Geburtstage hier gefeiert. Auch Jürgen und Erika Schmidt haben auf dem Zeltplatz ihre Hochzeit gefeiert. Und es kommt eben regelmäßig das Himmelfahrtskommando, etwa 15 Familien, rund 70 Personen sind es diesmal. Sie kommen ohne Anmeldung, haben den Platz die Tage um Himmelfahrt für sich. „Das ist das Paradies für uns“, sagt Müller-Dannecker. Die Landschaft, Wandern, Höhlen, Kanufahrten und Brauereien – für die Ärztin ist das Ausgleich und Entspannung pur.

Zelten, Ski fahren und Paddeln

Sie spielen mit den Kindern, abends wird am Lagerfeuer gegrillt und gesungen. Ein Bäcker aus dem Ort liefert die Brötchen, alles andere besorgen sie selbst. Die Autos bleiben meist stehen, sie machen fast alles zu Fuß. „Wir haben einen festen Zusammenhalt, mehr Kontakt untereinander, als manchmal mit unseren Geschwistern, die am gleichen Ort wohnen“, so die 60-Jährige. Dass sich der Zeltplatz im Laufe der Jahre verändert hat, einen gewissen Luxus aufweist, empfindet sie als angenehm. „Wir sind ja auch älter geworden“, sagt sie lächelnd. Das Himmelfahrtskommando trifft sich auch noch unter dem Jahr – einmal geht es zum Ski fahren auf eine Berghütte und einmal zum Paddeln nach Mecklenburg-Vorpommern. Da fahren die Männer mit den Söhnen Kanu und die Frauen sind einfach so mit dabei.

Und auch Bürgermeister Edmund Pirkelmann freut sich, dass die Gruppe seit 30 Jahren regelmäßig kommt. „Der Platz ist ein Geheimtipp“, sagt er. Heute würde so ein Anwesen gar nicht mehr von den Behörden genehmigt werden. Aber in Waischenfeld sei das kein Problem, auch mit den Jagdpächtern gibt es keine Schwierigkeiten. Er preist dem Himmelfahrtskommando noch einmal die Vorzüge der Landschaft, Natur und Umgebung an. Und als er dann etwas über die heimischen Brauereien erzählt, sind auch die Männer der Gruppe auf einmal ganz Ohr und planen gedanklich den ersten Ausflug.

91344 Waischenfeld

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