Seehofer soll CSU-Wahlerfolge sichern

Von Christoph Trost und Marco Hadem,
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) spricht am 24.04.2017 in München bei einer CSU-Vorstandssitzung. Foto: Sven Hoppe/dpa Foto: red

Auf Horst Seehofer folgt Horst Seehofer: weil er im ungleichen Team mit der Kanzlerin die Wahlchancen von CSU und Union maximieren soll. Und weil alles andere die CSU zerrissen hätte - derzeit jedenfalls.

 
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Endlich. Das ist am Montag eines der meistgebrauchten Wörter in der CSU. Endlich herrscht auch offiziell Klarheit, werHorst Seehofer beerben soll: Horst Seehofer. Allerdings: nur vorerst.

Was intern längst alle erwartet hatten, macht der 67-Jährige in einer Vorstandssitzung am Montag offiziell: Er will im Herbst wieder als CSU-Chef und 2018 noch einmal als bayerischer Ministerpräsident antreten. Er habe sehr viel Freude an beiden Ämtern, sagt Seehofer in
der Sitzung nach Angaben mehrerer Teilnehmer. Er könne diese  gesundheitlich voll erfüllen, und er wolle gewinnen. Und er sagt: «Es ist die Liebe, das Herz dabei zu dieser Partei, zu diesen Ämtern.»

Die besten Chancen

Seehofers neuerliche Doppel-Kandidatur wird quer durch alle Lager begrüßt, von seinen glühenden Anhängern ebenso wie von seinen internen Kritikern. Letztlich ist es so wie bei der CDU und Kanzlerin Angela Merkel: Man weiß, dass man mit dem amtierenden Chef die besten
Wahlchancen hat. Weil es derzeit viele nur Seehofer zutrauen, das Unions-Ergebnis bei der Bundestagswahl und den CSU-Einfluss in Berlin zu maximieren, und dann ein Jahr später die absolute Mehrheit in Bayern zu sichern. Tatsächlich sprechen Seehofers Zustimmungswerte in
der Bevölkerung für sich - da kommt kein anderer CSU-Politiker ran.

Hinzu kommt: Ein Abgang Seehofers zum jetzigen Zeitpunkt hätte die CSU in eine Zerreißprobe gestürzt. Es hätte ein veritabler Machtkampf gedroht, zwischen Finanzminister Markus Söder, dem aussichtsreichsten Nachfolgekandidaten, und dessen Kritikern. Eine verheerende Vorstellung aus CSU-Sicht, so nahe an den beiden so wichtigen Wahlen.

Söder muss warten

CSU-Vize Manfred Weber sagt deshalb: «Ich finde es gut, dass er weitermacht.» Seehofer sei ein exzellenter Ministerpräsident. «Ich bin überzeugt, dass die Basis und die Bevölkerung das auch so sieht.» Und auch Söder, der sich nun noch länger in Geduld üben muss, sagt: «Ich finde es gut, dass wir jetzt dann Klarheit haben. Ich denke, es ist wichtig für die CSU, dass wir die zwei schwierigen Wahlgänge sehr geschlossen angehen.» Seehofer habe seine «ehrliche Unterstützung».

Fakt ist: Seehofers neuerliche Kandidatur versetzt die CSU nicht in Euphorie und Jubelgeschrei - auch wenn es im Vorstand kräftigen Applaus gibt. Dass man sich nun hinter ihm schare, sei eine Vernunft-Entscheidung, keine Entscheidung mit glühendem Herzen, sagt einer. Zu groß sind etwa manche Verletzungen, die Seehofer den Seinen zugefügt hat, beispielsweise Teilen der eigenen Landtagsfraktion.

Zwei Szenarien

Es gibt deshalb auch zwei Zukunftsszenarien. Das eine geht so: Seehofer soll die CSU-Ergebnisse bei der Bundes- und der Landtagswahl maximieren. Dann aber soll er bitteschön in nicht allzu ferner Zukunft, jedenfalls in deutlichem Abstand zu darauffolgenden Wahlen, den Weg für seine Nachfolger frei machen. Der Dank der CSU und - je nach Ausgang der beiden so wichtigen Wahlen - auch ein glorreicher Abschied wären ihm gewiss. Seehofer könnte am Ende als erfolgreicher Parteichef und Ministerpräsident in die CSU-Annalen eingehen.

Die anderen, Seehofers Anhänger und Vertraute, setzen darauf, dass er noch lange weitermacht. Sie schwärmen von seiner Durchsetzungskraft in Berlin, an die doch niemand anderes herankomme, auch nicht Söder. Nur Seehofer, sagen sie, könne Merkel auch in Zukunft Paroli bieten.

Andererseits ist ja das genau ein Problem für die Union insgesamt: Merkel kandidiert bereits zum vierten Mal, Seehofer strebt seine dritte Amtszeit an. Allzu lange dürften beide also nicht mehr machen - doch in beiden Schwesterparteien ist die Nachfolgefrage offen.

Nicht die klügste Idee

Seehofer schweigt zu seinen zeitlichen Plänen. Es sei nicht die klügste Idee gewesen, seinen Abschied einst für 2018 anzukündigen, sagt er in der Vorstandssitzung. Das werde nicht mehr erfolgen.

Viele in der CSU glauben aber, dass Seehofer keinesfalls die ganze Legislaturperiode bis 2023 machen wird. Und wenn Seehofer aufhöre, stehe Söder bereit - sagen vor allem die Söder-Anhänger. Klar ist: Die Nachfolge-Debatte dürfte spätestens 2019 oder 2020 - dann ist Halbzeit zwischen den Bundestagswahlen - neu beginnen.

Das ist für Seehofer ohnehin das erste entscheidende Datum: die Bundestagswahl am 24. September. Der 67-Jährige werde am CSU-Ergebnis gemessen, heißt es in der Parteispitze. Dass die Wahl für die CSU so verheerend ausgeht, dass Seehofer doch wackelt, glaubt aber keiner.

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