Schwellenland-Krise Währungen schwächeln, Gewinne bröckeln

Von Wolfgang Karl
Die türkische Lira befindet sich momentan in einer großen Krise. Foto: Lefteris Pitarakis/AP/dpa Foto: Verfügbar für Kunden mit Rechnungsadresse in Deutschland und Österreich.

PEGNITZ. Viele Schwellenländer kämpfen mit einer Entwertung ihrer Währungen. Das schadet auch der deutschen Importwirtschaft und den Unternehmen in Pegnitz und Umgebung. Der Kurier hat nachgefragt.

 
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Die Auswirkungen der Weltwirtschaft zeigen sich auch bei den Firmen in Pegnitz und Umgebung: KSB, Baier und Köppel und ZF sind international tätige, exportorientierte Unternehmen, die natürlich auch Schwächen der internationalen Konjunktur merken, wie die aktuelle Währungskrise in den Schwellenländern.

Direktinvestitionen gehen zurück

Die Türkei kämpft mit einem dramatischen Verfall der Lira, Argentinien hatte in den letzten fünf Jahren eine Inflation von insgesamt gut 30 Prozent. Auch Brasilien und Südafrika schwächeln wirtschaftlich bereits seit geraumer Zeit. Doch wenn das Geld fehlt, gehen Direktinvestitionen zurück. Eine Entwicklung, unter der in anderen Länder die exportabhängigen Branchen leiden, Branchen, wie der deutsche Maschinenbau.

Keine "spürbare Steigerung"

So weist KSB in der Konzern-Halbjahresbilanz an mehreren Stellen darauf hin, dass Auftragseingang und Umsatzwachstum unter den Erwartungen lägen, die für das Jahr 2018 vorhergesagt worden seien. So stieg der Auftragseingang um 12,6 Millionen Euro auf 1194,6 Millionen Euro - eine Steigerung von rund einem Prozent. Nicht die „spürbare Steigerung“, die man sich erhofft habe.

Weniger Umsatzsteigerung im ersten Halbjahr

„Ursächlich waren negative Währungseinflüsse in Höhe von 61,9 Millionen Euro. Die resultierten vor allem aus veränderten Wechselkursen des Euro gegenüber US-Dollar, brasilianischem Real und argentinischem Peso sowie der indischen und pakistanischen Rupie. Ohne diese starken Währungseffekte hätten wir einen Zuwachs um 6,3 Prozent verzeichnet. Diese Steigerung des Auftragseingangs ging im Wesentlichen auf die Bestellungen der Kunden aus Industrie, Bauwirtschaft und Bergbau zurück“, heißt es dazu im Halbjahresbericht.

Baier und Köppel sagt nichts Konkretes

Baier und Köppel hält sich bedeckt: Der Schmiersystemhersteller schreibt lediglich, „direkte Auswirkungen hinsichtlich Auftragseingang oder Umsatzentwicklung sind zum aktuellen Zeitpunkt nicht feststellbar“. Ansonsten könne es sich zu einer weltweiten Finanzkrise, wie 2008 auswachsen, aber auch nur regionale Auswirkungen haben. Ansonsten müsse man sich eben breit aufstellen und solle sich darauf konzentrieren, den eigenen Marktanteil zu erhöhen.

Aussage für Auerbach lässt sich nicht treffen

Andreas Kohlmeyer sagt: „Eine Aussage zu Währungsrisiken isoliert auf den Standort Auerbach bezogen lässt sich nicht treffen.“ Das Problem selbst sieht er für ein Unternehmen der Größe von ZF als nicht so schlimm an. Man sei immer mit schwankenden Wechselkursen konfrontiert, Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung von ZF sehe er nur in geringem Umfang.

Auswirkungen deutlich spürbar

Dabei sind die Auswirkungen der Wechselkurseffekte durchaus deutlich spürbar, wie aus der Halbjahresbilanz des Automobilzulieferers hervorgeht. So wuchs der Umsatz von ZF im ersten Halbjahr 2018 um zwei Prozent. Ohne die Wechselkurseffekte hätte das Plus sogar bei acht Prozent gelegen. Ein deutlich spürbarer Effekt von fast sechs Prozent Der Gewinn ging sogar von 1,2 Milliarden auf 1,1 Milliarden Euro zurück.

Der Transaktionseffekt

Man kann Währungseffekte in mehrere Kategorien einteilen. Im täglichen Wirtschaftsleben merkt man vor allem den Transaktionseffekt. Der entsteht im Zahlungsverkehr mit dem Ausland: Kaufte ein Unternehmen aus Deutschland zum Beispiel eine Maschine für 100.000 Dollar in den USA, so hätte die Maschine am 2. Februar 2018 nur 79.930 Euro gekostet, am 16. August aber 88.170 Euro.

Deutsche Exporte in Schwellenländern teurer

Das gilt natürlich auch für Exporte ins Ausland: So verteuert sich eine Ausfuhr aus der Eurozone nach Brasilien für die Brasilianer, wenn deren Währung fällt, weswegen dann oft weniger Konsumgüter aus Ländern gekauft werden, deren Währung hoch zur eigenen Währung steht.

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