Die Werke Ingolstadt und Neckarsulm spüren die WLTP-Lücke und den andauernden Trend zu Stadtgeländewagen (SUV) auf Kosten von Limousinen. Nur der kleine Q2 wird in Ingolstadt gebaut, alle anderen SUV-Modelle kommen aus Mexiko, Bratislava und Brüssel. Die SUV-Modelle machen rund 40 Prozent der Audi-Verkäufe aus. Seitz sagte, Audi löse historisch gewachsene Doppelstrukturen auf, entwickle effizienter und entschlacke sein Portfolio. Audi habe schon jede dritte Motor-Getriebe-Variante gestrichen.
Die VW-Eigentümerfamilie Porsche hatte vergangene Woche gefordert, Audi müsse wieder profitabler werden. Dass es schlecht läuft, spüren auch die Mitarbeiter bei ihrer Gewinnbeteiligung: Sie sinkt für einen Facharbeiter bei Audi in Deutschland um 1100 auf 3630 Euro.
Im Gegensatz zu BMW und Mercedes kann Audi aktuell wegen der WLTP-Probleme keinen einzigen Hybrid liefern. Erst im April seien wieder alle Modellvarianten verfügbar, sagte Schot. Die WLTP-Probleme belasteten aber das erste Halbjahr. Audi habe hier den "Stresstest nicht bestanden". Weitere Belastungen im laufenden Jahr seien hohe Anlaufkosten für neue Modelle, die schwierigere Wirtschaftslage und hohe Investitionen für Elektroautos.
Von 2023 an will Audi zwölf, von 2025 an rund 30 Hybrid- und vollelektrische Autos anbieten. Der erste vollelektrische Audi, der große SUV e-tron aus dem Werk in Brüssel, kommt soeben in den Handel und werde extrem positiv aufgenommen, sagte Schot. Die Kunden stiegen schneller auf Elektroautos um als erwartet. Die große Welle komme jedoch erst in drei, vier Jahren, dann werde Audi "die Früchte ernten", sagte Seitz.
Schadenersatzklagen von Audi-Diesel-Käufern sowie eine mögliche Kartellstrafe der EU wegen Absprachen mit anderen Herstellern könnten die VW-Tochter noch belasten. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt weiterhin nicht nur gegen Schots Vorgänger Rupert Stadler, sondern auch gegen einen amtierenden Audi-Vorstand.
Schot hatte nach Stadlers Festnahme im vergangenen Juni die Führung von Audi übernommen und weitet dessen Spar- und Elektrifizierungspläne jetzt drastisch aus. Damit ist Audi auf einer Linie mit dem VW-Konzern, der bei seiner Kernmarke VW ebenfalls Stellen streicht und kräftig in E-Autos investiert - auch mit Blick auf China, wo Volkswagen und Audi mehr als ein Drittel ihrer Autos verkaufen. In China ist Audi Marktführer bei Oberklasse-Autos, dort will die VW-Tochter ihren Absatz von heute 660.000 bis 2022 auf eine Million Autos steigern.