In Schnabelwaid wurde bis 1941 Eisenerz auf die Bahn verladen – Rohstoff für den Zweiten Weltkrieg Riesiger Betonbunker in Schnabelwaid abgerissen

Peter Engelbrecht

SCHNABELWAID. „Kein Problem“, sagt Thomas Krauß, und lässt den Motor seines Kettenbaggers aufheulen. Das letzte Relikt, das an den Eisenerzabbau bis August 1941 in der Grube in Langenreuth erinnert, ist platt gemacht: Der riesige Erzbunker gegenüber dem Bahnhof Schnabelwaid wurde jetzt in zwei Tagen abgerissen.

 
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Für den routinierten Baumaschinenführer ist es ein Klacks: Krauß hat vorne an seinem Bagger eine vier Tonnen schwere Betonabbruchschere montiert, die sich problemlos durch den Stahlbeton frisst. Dabei schaut der Bunker recht mächtig aus: Neun Meter hoch, 15 Meter lang und fünf Meter breit ist das Monster aus grauem Beton, das eingewachsen zwischen Bäumen und Büschen versteckt liegt. Idyllisch wuchert der Efeu, und leise rieselt der Putz. Die 73 Jahre Standzeit sind nicht spurlos vorbeigegangen.

Sicherheitsgründen„Die Betonqualität ist mal gut, mal schlecht“, berichtet der Abrissexperte. Oben am Bunker ist die Wand 20 Zentimeter stark, unten sind es 40 bis 60 Zentimeter. „Armierter Stahlbeton“, fügt Krauß hinzu. „Der Bunker musste aus Sicherheitsgründen abgerissen werden“, sagt Mitbesitzer Franz Petrasch. Denn immer mal wieder nutzten Kinder das marode Bauwerk als Spielplatz.Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges wurde die Grube Langenhöh auf Anordnung der Nationalsozialisten 1937 wieder in Betrieb genommen, berichtet Jörg Wettengel vom Bergknappenverein Pegnitz. Der Bau der Verladestation wurde im November 1937 geplant. Eine neue, 2,5 Kilometer lange Drahtseilbahn zwischen Langenreuth und dem Bahnhof Schnabelwaid folgte Ende Dezember 1937, um den Rohstoff zu transportieren.

Insgesamt 245.000 Tonnen Eisenerz wurden zwischen 1937 und August 1941 über Tage abgebaut, lautet die Bilanz des Bergbauexperten Wettengel. Zum Vergleich: Die Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ in Pegnitz lieferte allein 1940 stolze 569.400 Tonnen. Das Erz wurde per Eisenbahn ins Ruhrgebiet zum Ruhrhütten-Konsortium transportiert und dort für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Die Grube gehörte zur Bergverwaltung Süddeutschland der Vereinigten Stahlwerke GmbH Dortmund. Die endgültige Stilllegung dauerte bis Ende Juli 1942.

71 Menschen über Tage beschäftigt1940 waren dort im Durchschnitt 65 Männer und sechs Frauen für Arbeiten über Tage eingesetzt. Hinzu kamen fünf Angestellte. Diese Zahlen ergeben sich aus Unterlagen aus dem Staatsarchiv in Bamberg. Betriebsführer war Diplomingenieur Karl-Heinz Knackstedt. der im Dorf, Hausnummer 19, wohnte. Löhne und Gehälter wurden 1940 insgesamt 148.300 Reichsmark gezahlt. Der Wert des geförderten Eisenerzes wurde auf 229.800 Reichsmark beziffert.Der Erzabbau in Langenreuth war während des Zweiten Weltkrieges nur möglich, weil Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit im Einsatz waren. Nach Unterlagen des Staatsarchivs waren dort im Dezember 1940 genau 30 französische Kriegsgefangene eingesetzt. Die Mehrzahl der Gefangenen sei bei Planierungsarbeiten eingesetzt worden, hieß es in einem Bericht. Vier Gefangene hätten die Seilbahn bedient. Die Arbeitsleistung sei, solange die Witterung günstig war, befriedigend gewesen. Bei starkem Frost und Schneetreiben habe diese aber merklich nachgelassen, weil die meisten der Franzosen keine Wollhandschuhe hatten. „Ihr Verhalten war friedlich“, hieß es.

ExekutionEnde November 1941 leisteten in der Grube schließlich 23 russische Kriegsgefangene Fronarbeit. Die Geheime Staatspolizei in Regensburg hatte das Arbeitskommando am 29. November 1941 überprüft, acht der Kriegsgefangenen als „unbrauchbare Elemente“ ausgesondert. Am 17. Dezember 1941 wurden die Opfer ins KZ Flossenbürg überstellt und am gleichen Tag exekutiert.

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