Schlosstheater spielt „Venedig im Schnee“: Eine aberwitzige Komödie mit Helfern und Gutmenschen Schlosstheater mit Glanzstück der Regie

Von Sonny Adam
„Venedig im Schnee“ entpuppte sich als aberwitzige Komödie mit Aktualitätsbezug: Weil Patricia (Lisa Oertel) Streit mit ihrem Freund Christophe (Nico Jilka) hatte, sprach sie bei der Einladung kein Wort. Die Gastgeber Nathalie (Angélique Verdel) und Jean-Luc (Wolfgang Krebs) jedoch verstanden die Situation völlig falsch, glaubten, es handele sich um eine Migrantin. Foto: Sonny Adam Foto: red

Die Komödie „Venedig im Schnee“, die am Wochenende im Thurnauer Schlosstheater Premiere feierte, ist eine der gelungensten Aufführungen, die das kleine Theater in Thurnau je auf die Bühne gebracht hat: aberwitzig, komisch, ein bisschen böse und mit unglaublichem Realitätsbezug. Dem Regisseur Nico Jilka ist ein Glanzstück gelungen.

 
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Die Uraufführung der Komödie in Paris liegt nun schon 13 Jahre zurück. Und doch ist die Gesellschaftssatire aktuell. Denn sie nimmt das Helfersyndrom der Gutmenschen gegenüber Flüchtlingen auf die Schippe. Und zwar mit Esprit und Fingerspitzengefühl. Die Geschichte dreht sich um zwei Pärchen. Patricia (Lisa Oertel) und Freund Christophe (Nico Jilka) und Nathalie (Angélique Verdel) mit ihrem Bald-Ehemann Jean-Luc (Wolfgang Krebs). Jean-Luc hat seinen alten Studienfreund Christophe eingeladen, freut sich auf einen Abend mit vielen Erinnerungen.

Ein heftiger Streit bricht aus

Doch Christophes Freundin Patricia sagt nichts. Sie hatte vorher einen heftigen Streit mit ihrem Freund, will ihn so vor seinen Freunden bestrafen. Das Gastgeberpaar indes interpretiert die Situation völlig falsch und glaubt, Patricia sei keine Französin, sondern eine Migrantin. Sie sprechen in gebrochenen Worten, erklären selbst die einfachsten Dinge wie ein Kartoffelgratin. Aberwitzige Situationen entstehen. Die Gastgeber begeben sich auf das fälschlicherweise angenommene sprachliche Niveau der vermeintlichen Migrantin, tanzen wie will durch das Zimmer. Und am Ende startet das Gastgeberehepaar sogar eine Hilfsaktion. Als Jean-Luc dem Spiel ein Ende setzen möchte, eskaliert die Situation weiter.

Spiel um die Schneekugel

Eine wichtige Rolle in dem Stück spielte eine Schneekugel: Denn die vermeintliche Migrantin hatte mit ihrem Freund gewettet, dass sie auch die Venedig-Schneekugel bekommen würde, an der das Herz von Nathalie so hängt. „Wenn du die Schneekugel bekommst, dann heirate ich dich und mache dir ein Kind“, sagte ihr Freund. Ein witziges Spiel entbrannte – um eine Schneekugel, die gar nicht in Venedig gekauft worden ist, sondern bei „Ladl“ um die Ecke.

Premiere für Luisa Oertel

Die Schauspieler zeigten eine Super-Leistung. Luisa Oertel stand zum ersten Mal auf der Bühne des Schlosstheaters, spielte sich mit ihrer Art aber auf Anhieb in die Herzen der Zuschauer – und das, obwohl ihre Rolle doch eigentlich alles andere als Sympathiepotenzial besaß. Nico Jilka überzeugte als Regisseur und Schauspieler. Er war hin- und hergerissen zwischen Loyalität zu seinem Freund und der Zickerei seiner Freundin.

Je mehr Erklärungsversuche er auch unternahm, desto mehr verstrickte er sich. Und auch Angélique Verdel und Wolfgang Krebs gingen in ihren Rollen auf und überzeugten. Angélique Verdel spielte die etwas einfältige zukünftige Gattin, verwandelte sich im Laufe des Stückes jedoch. Und Jean-Luc ging ganz in seiner Rolle als zukünftiger Ehemann auf, der alles, nur keinen Ärger haben wollte. Urkomisch waren die Passagen, als Jean-Luc sich als Weltmann präsentierten wollte und die „Fantasieworte“ von Patricia nachahmte. „Gastrol“ – hieß Prost, „Struppie“ stand für „Danke“ in der erfundenen Sprache. Doch am Ende war es Patricia, die allen die Augen geöffnet hatte.

Info: Weitere Termine „Venedig im Schnee“: 16. Oktober (17 Uhr), 22. und 28. Oktober (Jeweils 20 Uhr), 29. Oktober (20 Uhr), 11. und 12. November (20 Uhr), 20. November (17 Uhr), 2. Dezember (20 Uhr). Kartenreservierung per E-Mail: info@schlosstheater-thurnau.de; Telefon: 0 92 03/9 73 86 80.

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