Schlechte Zeugnisse für Fernbus-Bahnhöfe

Der ADAC stellt Deutschlands Fernbus-Bahnhöfen ein überwiegend schlechtes Zeugnis aus. An vielen Stationen fehlten elektronische Anzeigetafeln und Dächer an den Bahnsteigen. Foto: Swen Pförtner/dpa Foto: red

Reisen mit dem Fernbus sind angesagt, die Branche boomt. Wie schaut es eigentlich an den Bahnhöfen aus? Diese Frage haben sich ADAC-Tester gestellt - ihre Antwort dürfte die Branche nicht erfreuen.

 
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Die Mängelliste an Deutschlands Fernbus-Bahnhöfen ist aus Sicht des ADAC sehr lang. An vielen Stationen fehlten elektronische Anzeigetafeln und Dächer über den Bahnsteigen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Autoclubs. Der Bürgersteig sei oft zu schmal für Rollstuhlfahrer, zudem mangele es in den Bahnhöfen an Service-Einrichtungen und automatischen Türen.

Nur wenige Fernbus-Stationen seien kundenfreundlich, so der ADAC. «Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die dazugehörige Infrastruktur», sagte der für Verbraucherschutz zuständige Geschäftsführer Alexander Möller. «Die Angebote der Städte bilden derzeit nicht die Mobilitätsbedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste ab.» Daher sollte dringend nachgebessert werden.

Der Autoclub hatte zehn Fernbus-Bahnhöfe getestet, von denen sechs nur die Note «ausreichend» oder schlechter bekamen. Die Fernbus-Bahnhöfe in Göttingen und Bremen wurden gar mit «sehr mangelhaft» bewertet, Dortmund mit «mangelhaft».

"Sehr gut" wurde keiner bewertet

Mannheim, Berlin-Südkreuz und Rostock bekamen die Note «ausreichend». Der Berliner Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) war nicht Teil des Tests, da die Anlage gerade umgebaut wird. «Gut» schnitten München, Hannover, Hamburg Bus-Port sowie der Testsieger Stuttgart ab. «Sehr gut» war keiner. Die Prüfer hatten nach den Kriterien Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit, Information und Komfort bewertet.

Das Testergebnis verdeutlich ein Dilemma: Vor allem Neubauten vor den Toren der Städte schnitten gut ab, etwa in Stuttgart, wo die Fernbusse seit Mai 2016 an einem neuen Terminal beim Flughafen halten. Mit der S-Bahn fahren Reisende ab Stadtmitte aber eine knappe halbe Stunde zum Fernbusbahnhof. Genau dies ist laut ADAC und Anbietern wie Flixbus ein Nachteil. Der Standort sei fernab von den Hauptzielen der Reisenden, so der ADAC.

In Stuttgart bewerteten die ADAC-Prüfer positiv, dass das Terminal komplett überdacht ist, Reiseinfos mehrsprachig angezeigt und Durchsagen gemacht werden. Auch ein zentraler Ticket- und Infoschalter sowie Duschen und Baby-Wickelplätze sind vorhanden.

Lange Mängelliste

Eine lange Mängelliste gab es indes für den Göttinger Fernbusbahnhof. Zwar liegt er direkt am Hauptbahnhof. Doch es fehlten elektronische Anzeigen mit aktuellen Infos, die Beschilderung sei schlecht, es gebe keinen zentralen Ticketschalter, keine Zebrastreifen sowie kein Dach. «Die lassen die Leute im Regen stehen», sagte ein ADAC-Sprecher. Ähnlich viele Minuspunkte bekam der Bremer Fernbusbahnhof.

Betreiber des Göttinger Halts ist die Bahn-Tochter DB Station & Service AG. Zu dem miesen Abschneiden des Fernbusbahnhofs in dem ADAC-Test sagte eine Bahn-Sprecherin, man habe die Infrastruktur von der Stadt übernommen. «Derzeit ist eine städtebauliche Maßnahme in Planung, in deren Zuge auch die Bushaltestelle verändert wird.»

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer mahnte Investitionen in gut gelegene Busbahnhöfe an. Etwa zwei Drittel der Reisenden nutzten vor dem Einstieg in einen Fernbus öffentliche Verkehrsmittel, dementsprechend wichtig sei eine zentrale Lage, sagte Verbands-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard. Besorgt äußerte sie sich über Gebührenerhöhungen. «Wir sind nicht prinzipiell gegen höhere Gebühren, aber dann muss es auch eine entsprechend bessere Gegenleistung geben», so Leonard.

dpa

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