Schlaeger investiert Millionen

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Die Firma Schlaeger baut für die Zukunft. Um rund ein Drittel erweitert der Bayreuther Kunstofftechnik-Spezialist derzeit seine Produktionsfläche und nimmt dafür insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand. Zukunftsträchtig ist auch der damit verbundene Einstieg in die Elektromobilität.

 
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Die Geschäfte laufen gut bei Schlaeger, oder wie es geschäftsführender Gesellschafter Anton Fuchs ausdrückt: "Wir sind zufrieden." Zurückhaltend fränkisch ist wohl die richtige Umschreibung für diese Aussage, schließlich stemmt das Unternehmen gerade die größte Investition in Gebäude- und Betriebstechnik der Firmengeschichte.

Fünf sogenannte Minifabriken gibt es auf dem Gelände in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße bereits, die sechste erweitert die Produktionsfläche von derzeit 5400 auf dann 7200 Quadratmeter. Ab April soll dort im Dreischichtbetrieb gearbeitet werden. Hinzu kommt eine Erweiterung der Lager- und Büroflächen.

Rund acht Millionen Euro werden allein in den Neubau investiert. Hinzu kommen Ausgaben für neue Maschinen, die zum Teil aber sowieso angestanden hätten. "Im Durchschnitt der vergangenen Jahre waren das jeweils rund sechs Millionen Euro", sagt Stefan Thiem, der bei Schlaeger für die Prozessentwicklung zuständig ist. Macht zusammen also einen zweistelligen Millionenbetrag.

Zwei Millionen Teile für 70.000 Elektromotoren

Die neue Halle schafft auch Platz für den Einstieg des Unternehmens in die Produktion von Teilen für die Elektromobilität. Gerade erst wurde ein erster Großauftrag an Land gezogen: Schlaeger produziert für einen großen deutschen Automobilzulieferer Baugruppen für einen Elektromotor, der in Hybridfahrzeuge eingebaut wird. Es handelt sich um zwei Millionen Teile, die für 70.000 Motoren reichen.

"Wir haben uns dabei nach zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit gegen namhafte Konkurrenz aus Europa und Asien durchgesetzt - und das als Newcomer auf dem Gebiet", sagt Fuchs mit sichtlichem Stolz, und: "Kunststoff, Kupfer und Eisen, das können wir nun mal."

"Wir sind bereit in Sachen Elektromobilität"

Man stehe zwar erst am Beginn des Wandels, gut 85 Prozent des Umsatzes macht Schlaeger nach wie vor mit Teilen für den Verbrennungsmotor, dem Fuchs durchaus noch eine längere Zukunft prophezeit. Doch jetzt habe man ein Zeichen an die Kunden gesandt nach dem Motto: "Wir sind bereit in Sachen Elektromobilität, auch wenn sich hier schlagartig etwas tun sollte."

Erstes Projekt für autonomes Fahren

Ein weiterer Bereich mit Zukunftspotenzial ist das autonome Fahren. "Die Entwicklung ist hier sehr dynamisch", sagt Fuchs und ergänzt fast ein wenig erstaunt: "Da melden sich neue, uns vorher oft unbekannte Kunden und fragen, ob wir was zusammen machen können."

Die Sensorik, "wo sich auch was bewegt", sei dabei durchaus ein mögliches Betätigungsfeld für Schlaeger. Ein erstes Entwicklungsprojekt laufe jetzt im Haus.

Bekenntnis zum Standort Bayreuth

Investitionen wie neue Technologien seien auch ein Zeichen der Sicherheit an die Mitarbeiter - und ein eindeutiges Bekenntnis zum Standort Bayreuth. 480 Menschen beschäftigt Schlaeger hier, hinzu kommen gut 40 in einem Zweigwerk in Tschechien.

"Es gibt natürlich immer fordernde Kunden, die anfragen, ob wir ihnen nicht in die Märkte in Übersee oder Fernost folgen wollen. Doch wir glauben, dass wir die Herausforderungen der Globalisierung auch von Bayreuth aus meistern können - trotz des sehr harten Wettbewerbs. Wir wollen hier nicht nur entwickeln, sondern weiter auch produzieren", sagt Fuchs und nennt ein Beispiel. Bei einer weltweiten Auktion um einen Auftrag für insgesamt 16 Millionen Bauteile habe Schlaeger den Zuschlag für zwölf Millionen Teile bekommen, der Rest sei nach Korea gegangen. "Das zeigt, dass wir weltweit wettbewerbsfähig sind."

Viele Millionen Teile ohne Beanstandung

Was an der Hightech-Produktion, den guten Mitarbeitern und der von ihnen abgelieferten Qualität liege. Beim weltweiten Qualitätsleitertreffen des Bosch-Konzerns, an den rund 30 Prozent der Schlaeger-Produktion gehen, habe er kürzlich als "Stimme der Lieferanten" vortragen dürfen, erzählt Fuchs. Nicht zuletzt deshalb, weil man über Jahre viele Millionen Teile ohne Beanstandung geliefert habe. "Da darf man auch mal ein bisschen stolz auf die Mannschaft sein", sagt Fuchs - mit typisch fränkischer Zurückhaltung.

 

Das Unternehmen

Der Bayreuther Autozulieferer Schlaeger beliefert nicht die Autohersteller selber, sondern die großen Zulieferer wie Conti, Pierburg und vor allem Bosch - und zwar vor allem mit Bauteilen für die Steuerung von Turboladern, Ventilen oder die Einspritzung und mittlerweile auch für Elektromotoren. Am Stammsitz sind rund 480 Mitarbeiter beschäftigt, darunter rund 130 Facharbeiter. Gerade für dieses wichtige Kernteam wird Verstärkung gesucht.

Die Ausbildungsquote liegt knapp unter zehn Prozent, "weil es viel einfacher ist, sich den Nachwuchs selber heranzuziehen, als Fachkräfte auf dem freien Markt zu finden", sagt Stefan Günther. Unter den technischen Auszubildenden sind auch mehrere Frauen und ein Flüchtling, freut sich der Personalleiter. Mit der neuen Produktionshalle soll sich die Mitarbeiterzahl in Bayreuth Richtung 550 entwickeln. Hinzu kommen gut 40 Beschäftigte in einem Zweigwerk in Tschechien.

2015 lieferte das Unternehmen 90 Millionen Teile aus, 2017 waren es schon 110 Millionen. Entsprechend entwickelt sich der Umsatz, der spätestens 2019 die 100-Millionen-Euro-Schwelle knacken soll.

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