Schatten der Vergangenheit Festspiele: Pressesprecher Emmerich früher Stasi-IM

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Der Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, Peter Emmerich, war ab 1977 inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi.

 
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Der derzeitige Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, Peter Emmerich, er ist 1958 in Dresden geboren, war ab 1977 für einige Jahre inoffizieller Mitarbeiter(IM)des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Dies ergibt sich aus Unterlagen, die der Fränkischen Zeitung vorliegen.

Der Deckname Emmerichs: Frank Weber. Angeworben wurde Emmerich vor Beginn seiner Militärzeit bei der NVA. Anfang der 80er Jahre endete nach den vorliegenden Unterlagen die Zusammenarbeit. Pressesprecher der Festspiele ist Emmerich seit 1989, er durfte bereits vor der deutschen Wende ausreisen.

Schon im Jahr 1986 befürworteten die Behörden seine Zugehörigkeit zum "Reisekader", im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern der DDR durfte er in das westliche Ausland reisen. In den Akten heißt es: „Während seines Dienstes in den Grenztruppen der DDR arbeitete der Obengenannte aktiv mit dem MfS zusammen. Er zeichnete sich während dieser Zeit durch objektive, sachliche und aussagekräftige Berichterstattung aus."

Das Ende der Stasi

Vor zwanzig Jahren, am 15.Januar 1990, haben die Menschen in der DDR das Stasi-Hauptquartier in Ber
lin besetzt. Dies war das Ende der Geheimpolizei mit rund 91.000 hauptamtlichen Mitarbeitern und geschätzten fast 200.000 Spitzeln. Auch zwanzig Jahre später sind noch nicht alle Akten erschlossen, rund 15.000 Säcke, zum Teil mit Papierschnitzeln und Papierfetzen, muss die Bundesbeauftragte für die
Stasi-Unterlagen (Birthler-Behörde) in Berlin noch rekonstruieren.

Emmerich distanziert sich

Gegenüber der Fränkischen Zeitung sagte Peter Emmerich: „Damals war ich 19 bzw. Anfang 20. Die Erinnerungen an jene Jahre sind naturgemäß bruchstück- und lückenhaft. Vorausgesetzt,
das Dokumentarmaterial ist zumindest teilweise authentisch, so distanziere ich mich heute vollständig davon. Wer innerhalb des DDR-Systems und -Regimes aufgewachsen ist und gelebt hat, konnte rasch in Situationen geraten, die eine Zwangslage darstellten. Und nicht immer war der Mut vorhanden, sich `richtig`zu verhalten. Schuldzuweisungen sind im nachhinein oft allzu leicht. Was mich bewog, meine Unterschrift zu geben, weiß ich heute nicht mehr, bedaure es aber außerordentlich.

Gleichwohl steht fest, dass die Vorgänge jener Zeit nicht im Geringsten irgendetwas mit meiner Tätigkeit bei den Bayreuther Festspielen oder diesen selbst zu tun haben. Auch ich wurde im Zuge meines Wechsels von Dresden nach Bayreuth intensiv bespitzelt und ausgeforscht. Als ich 1989 in Bayreuth ankam, hatte ich längst mit der DDR innerlich gebrochen und abgeschlossen. Heute nun stehe ich seit Jahrzehnten fest auf dem Boden des Grundgesetzes und bin voller Scham für einstige Verfehlungen."

Bayreuther Festspiele wollen Vergangenheit aufarbeiten

Der Anwalt der Bayreuther Festspiele, Michael Brand, sagte gegenüber der Fränkischen Zeitung: „Wir sind am 19. Januar 2010 erstmals mit dem Vorgang konfrontiert worden. An einer Aufarbeitung der Vergangenheit sind die Bayreuther Festspiele interessiert, insbesondere natürlich auch an der, die das mögliche Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit in Bezug auf die Festspiele betrifft. Aus den vorliegenden Dokumenten ergibt sich keinerlei Zusammenhang zu den Bayreuther Festspielen.

Vielmehr stehen die Dokumente wohl ausschließlich in direktem Bezug mit der Zeit des Wehrdienstes von Herrn Emmerich. Seitens der Bayreuther Festspiele bedarf der Umgang mit solch sensiblen Informationen sicherlich einer genaueren Betrachtung. Mit Herrn Emmerich verfügen die Bayreuther Festspiele seit mehr als zwei Jahrzehnten über einen sowohl im Haus als auch von den Medien geschätzten Mitarbeiter."

aus der FZ, 3. Jahrgang/Nr 3/20. Januar 2010

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