Sauermann-Kuh: Berühmte Plastik wird 100

Von Stefan Linß
 Foto: red

Dass einer Kuh ein Denkmal gewidmet wird, geschieht schon selten genug. Dass dieselbe Kuh – oder zumindest ein Teil von ihr – Jahrzehnte später die ganze Stadt in Aufregung versetzt, ist einmalig. Vor fast 100 Jahren hat der renommierte Münchner Akademieprofessor Georg Roemer die Bronzeplastik geschaffen.

 
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Das Kunstwerk zeigt den Stellenwert, den das Rindvieh für die große Kulmbacher Fleischfabrik Sauermann genossen hat. Es müssen nicht immer Löwen, Adler oder Pferde sein. Dass sich auch die Kuh für ein Denkmal bestens eignet, daran gab es im Stadtteil Blaich nie einen Zweifel. Am Fuße des Krankenhausbergs – zwischen Mönchshof, der Malzfabrik Zeitler und dem Handwerkerhof – steht das aus Bronze gegossene Tier so genügsam, wie es eben seine Art ist.

Plastik nach dem Ebenbild einer echten Kuh

Die Stadt plant dort in den kommenden Jahren einen verbesserten Hochwasserschutz für den Purbach. Dafür wird die viel befahrene Kreuzung zu einem Kreisverkehr umgebaut. Oberbürgermeister Henry Schramm hat nicht ausgeschlossen, dass künftig die Sauermanns-Kuh um ein paar Meter versetzt werden und die Mitte des Kreisels zieren könnte. Der neue Standort würde die Symbolkraft des Blaicher Wahrzeichens sicher noch unterstreichen.

Es stammt aus den 1920er-Jahren. Damals hat es eine echte Kuh gegeben, nach deren Ebenbild das Kunstwerk geschaffen worden ist. Ihr Name ist nicht überliefert. Aber es heißt, sie soll bei einer landwirtschaftlichen Ausstellung mit hohen Preisen ausgezeichnet worden sein. Die Kulmbacher Fleischwarenfabrik beauftragte Georg Roemer, eine Bronzeplastik zu schaffen.

Kunstwerk hält Erinnerung an Fleischwerke wach

Werke des Künstlers sind heute unter anderem in Lübeck, Bremen und München zu sehen. Im Münchner Bavariapark steht eine Skulptur, die der Sauermanns-Kuh in der Darstellungsform ähnelt. Es sind zwei wilde Pferde. Sie stehen auf ihren Hinterbeinen und strahlen Kraft und Dynamik aus. Kräftig ist die Blaicher Kuh auch. Statt dynamisch wirkt sie aber eher robust und in sich ruhend. Bis heute ist sie der Garant dafür, dass das Unternehmen Sauermann nicht in Vergessenheit gerät. Die Fabrik hat ihre Wurst- und Fleischwaren in alle Welt exportiert.

Dank der Konservendosen, in die der gelernte Spengler Heinrich Sauermann seine Produkte verpackte, erlebte der Betrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen großen Aufschwung. 1976 musste er dicht machen, genau 111 Jahre nach der Gründung. Der Großteil der Firma wurde abgerissen, nur der ehemalige Verwaltungstrakt hat überlebt und heißt heute Handwerkerhof. Das Gebäude ähnelt mit Torhaus und Walmdach einer Burg. Es stammt aus dem Jahr 1880, teilt das Landesamt für Denkmalpflege mit.

Kuhschwanz vor 20 Jahren gestohlen

Die Kuh ist später berühmt geworden und hat es in den 1990er-Jahren zur besten Sendezeit ins Fernsehen geschafft. Als ein Scherzbold vor ziemlich genau 20 Jahren den Kuhschwanz gestohlen hatte, war in Kulmbach die Aufregung groß. Moderatorin Carolin Reiber sprach dem Dieb während ihrer Sendung ins Gewissen.

Und tatsächlich erhielt die damalige Oberbürgermeisterin Inge Aures das Endstück der Bronzekuh zurück. Die Rückkehr wurde groß gefeiert und die Kuh endgültig zum Kult. Der Schwanz fehlt aktuell schon wieder. Aber die Blaicher vertrauen darauf, dass er wie beim letzten Mal irgendwann auftaucht.

Entwurf für das Kunstwerk von Professor Georg Roemer aus München

Die Sauermanns-Kuh als Zeichen der prosperierenden Kulmbacher Fleischwirtschaft hat Generaldirektor Hans Sauermann die Bronze-Kuh in den 1920er-Jahren aufstellen lassen. Wie es auf der Tafel neben dem geschützten Denkmal weiter heißt, stammt der Entwurf für das Kunstwerk von Professor Georg Roemer aus München.

Den Bronzeguss hat die Firma Ferdinand V. Miller aus München geschaffen. 1979, drei Jahre nach dem Ende der Sauermann-Fabrik, ist die Kuh entfernt worden. 1989 hat die Firma Färber aus Emmendingen der Stadt Kulmbach die Sauermanns-Kuh als Geschenk übertragen. Die Bürgergemeinschaft zur Rettung der Sauermanns-Kuh hat das Denkmal restauriert und wieder aufgestellt.

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