Sanierungsfall mit Aha-Effekt

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Am Sonntag ist der letzte Gottesdienst in der Schlosskirche, schon am Montag fangen die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an. Die beinhalten auch eine Neugestaltung des Innenraums, der deutlich freundlicher werden soll. Inklusive eines Deckengemäldes mit Aha-Effekt, wie Architekt Michael Fränkel, Pfarrer Christian Karl Steger und Michael Erhard vom Staatlichen Bauamt (von links) zeigen. Foto: Eric Waha Foto: red

Jetzt wird es ernst für die Schlosskirche: Seit zwei Jahren wird geplant, ab Montag wird gebaut. Was dringend nötig ist. Vorher allerdings feiert die Gemeinde am Sonntag noch einmal einen festlichen Gottesdienst mit Musik aus der Markgrafenzeit. Im Anschluss wird neun Monate lang saniert. Ergebnis soll ein neues Raumgefühl in der Kirche sein.

 
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Bei Schlosskirchenpfarrer Christian Karl Steger schwingt Wehmut mit: „Es ist schon etwas unwirklich, dass wir ab Montag die Kirche nicht mehr zur Verfügung haben werden“, sagt Steger im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ein Dreivierteljahr wird die Kirche geschlossen sein, wir müssen in den Pfarrsaal umziehen und dort unsere Gottesdienste abhalten.

Auch Regionalkantor Christoph Krückl, sagt Steger, „kann es sich gar nicht vorstellen, wie es für ihn in den nächsten Monaten werden soll ohne Orgel“. Die ursprüngliche Planung, dass die Schlosskirchengemeinde in der evangelischen Stadtkirche ihre Gottesdienste abhalten könne, habe sich zerschlagen. „Das ließ sich aus organisatorischen Gründen nicht durchhalten“, sagt Steger auf Nachfrage.“

Zu Ehren Wilhelmines

Zu Ehren der Markgräfin Wilhelmine und zur Eröffnung des Markgräflichen Opernhauses „und in Dankbarkeit an die Stifter der Kirche, Wilhelmine und ihren Mann Friedrich“, die in der Gruft der Kirche ihre letzte Ruhestätte haben, wird Krückl am Sonntag um 11 Uhr Werke von Georg Philipp Telemann und Johann Adolph Hasse spielen.

Die ersten Gerüste stehen schon

Die ersten Gerüste stehen bereits auf der Seite an der Kirche. Es muss auch schnell gehen, sagen Michael Erhard vom Staatlichen Bauamt Bayreuth und Michael Fränkel, der für die Planungen zuständige Architekt. „Der Statiker spricht gerade beim Dach von dringendem Handlungsbedarf“, sagt Erhard. „Der Dachstuhl schiebt auf der Traufe nach außen.“ Starke konstruktive Mängel, die unterem Ergebnis „von Altreparaturen sind, die nicht sachgemäß gemacht wurden“, sagt Erhard.

Neben konstruktiven Problemen hat auch die Stadtkirche – nicht ganz so massiv wie das Welterbe Opernhaus – mit Schadstoffbelastung im Holz zu kämpfen: „Wir haben PCP und Lindan in den Hölzern, deswegen hat man auch ein Lüftungsloch in der Decke schon schließen müssen“. Außerdem muss man an die Fassade ran: „Starke Schäden am Natursteinmauerwerk. Man musste bereits Steine herausnehmen, dass sie nicht aus der Fassade stürzen“, sagt Erhard.

Allein für die Sanierung der Fassade sind rund 150.000 Euro Sanierungskosten angesetzt. Insgesamt werden für die Hülle Kosten von 1,4 Millionen Euro veranschlagt. „570.000 Euro übernimmt der Staat, 830.000 Euro muss die Kirche tragen“, sagt Erhard am Freitag.

Das Deckengemälde öffnet die Kirche zum Himmel

Fast ebenso viel Geld – 1,1 Millionen Euro, die die Kirche alleine tragen muss – wird im Innenraum verbaut. Obwohl die statische Sanierung Vorrang hat, wird fast zeitgleich begonnen: „Am Montag kommen die Bänke raus. Sie werden eingelagert. Dann wird die Orgel eingehaust. Noch im April wird ein Gerüst im Innenraum aufgebaut“, sagt Architekt Fränkel. „Die Heizung und alle elektrischen Anlagen stammen aus den 60er Jahren. Sie müssen auf den neuesten Stand gebracht werden.“

Ebenso wichtig – und anschließend der wohl größte Unterschied zu jetzt: „In der Kirche werden alle Oberflächen neu gefasst. Die Säulen, die Empore. Der Altar wird umgebaut, die Madonna mit dem Strahlenkranz rückt nach vorne, der eingelagerte Tabernakel wird restauriert und neu positioniert.“

Was aber besonders wichtig ist: Die Kirche bekommt wieder ein Deckengemälde. Das hat die Kommission für Liturgie und Kunst der katholischen Kirche jetzt auf Betreiben der Gemeinde genehmigt. „Die denkmalpflegerische Erlaubnis ist beantragt“, sagt Fränkel.

Jetzt stehen die Stuckaturen ohne Aussage

Entwürfe des Pondorfer Malers Franz Fersch zeigen: Die Schlosskirche bekommt den Himmel zurück. Mit dem Gemälde wird eine schmerzliche Lücke geschlossen. Denn seit um 1864 das Rokoko-Deckengemälde von Ernst-Wilhelm Wunder übertüncht wurde, stehen die kunstvollen Stuckelemente von Giovanni Battista Pedrozzi alleine – ohne Aussage.

Keine Imitation des Rokoko

„Fersch ist niemand, der das Rokoko imitiert. Wir werden einen neuzeitlichen Himmel bekommen, horizontal ausgerichtet, mit viel Blau und einer sehr zurückhaltenden Figurenausstattung. Wir wollen der Decke keine Gewalt antun“, sagt Steger. Im Gegenteil: Man werde als Ergebnis „den besonderen Raumeindruck zurück bekommen“, der der einzigen katholischen Markgrafenkirche seit über 150 Jahren fehlt. Ostern 2019 soll die Kirche fertig sein.

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