Sägewerk: "Eine härtere Geschichte"

Von Thorsten Gütling
Das Sägewerk Buckreus in Hollfeld fürchtet den Ruin. Hollfelds Bürgermeisterin Karin Barwisch erklärt den Bürgern jetzt, warum sie keine andere Wahl hat, als das zu riskieren. Archivfoto: Gerhard Leikam Foto: red

Seit 23 Jahren liegt das Gewerbegebiet Nord zwischen Bamberger- und Kulmbacher Straße brach, jetzt soll es erschlossen werden. Weil andernfalls zwei Betriebe Hollfeld den Rücken kehren wollen. Für das alteingesessene Sägewerk auf dem Gelände, könnte das den Ruin bedeuten. Warum sie keine andere Wahl hat, als das zu riskieren, hat Hollfelds Bürgermeisterin Karin Barwisch den Bürgern jetzt auf einer Versammlung erklärt. Und noch vieles mehr.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Gewerbegebiet müsse jetzt erschlossen werden, weil mit dem Landmaschinenhersteller Claas und Baywa zwei Interessenten bereit stünden, die andernfalls drohten, aus Hollfeld abzuziehen. An ihren derzeitigen Standorten an der Hollfelder Bahnhofsstraße könnten beide nicht weiter wachsen, sagt Barwisch. Die Firma Claas, weil kein Platz sei, Baywa, weil Nachbarn gegen eine Erweiterung gestimmt hätten. Hans-Peter Härtl, der sich als Bürger auf der Versammlung zu Wort meldet, befürchtet, dass mit dem Umzug eine weitere Industriebrache im Ort entsteht. Die Erschließung des Gewerbegebiets Nord hatte Anfang November für Ärger gesorgt, weil das dort bereits bestehende Sägewerk Buckreus mit rund einer halben Million Euro an den Erschließungskosten beteiligt werden soll. Die Eigentümerin fürchtet den Ruin. Barwisch sagt: „Wir dürfen auf dieses Geld nicht verzichten, sonst müssen wir Stabilisierungshilfe zurückzahlen.“ Alle Angebote der Stadt, beispielsweise die Kosten zu Stunden oder einen Teil des Grundstücks zu verkaufen, habe die Eigentümerin abgelehnt. Barwisch sagt: „Dass dort ein Gewerbegebiet entstehen soll ist 23 Jahre lang bekannt.“ Sie sagt aber auch: "Das ist eine härtere Geschichte."

Warum die Stadt nicht anders kann? Zur Schuldentilgung bekommt sie in diesem Jahr 700.000 Euro vom Freistaat. Weitere 90.000 Euro fließen zur Felssicherung in Krögelstein und in der Eiergasse. Insgesamt hat die Stadt Hollfeld damit bereits 1,29 Millionen Euro Stabilisierungshilfe bekommen. Eine Voraussetzung dafür, dass sie das Geld behalten darf: Die Stadt muss sparen und ihre Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen.

Das Geld hat Hollfeld bitter nötig. Die Stadt Hollfeld hat derzeit 5114 Einwohner und Ende des Jahres voraussichtlich 10,8 Millionen Euro Schulden. Das sind 2112 Euro pro Kopf. Der Durchschnitt bei Städten vergleichbarer Größe in Bayern liegt bei 735 Euro. Bürgermeisterin Karin Barwisch begründet den Schuldenstand mit Investitionen in den Kanalbau. So habe die Stadt seit 1996 bis heute rund 30 Millionen Euro in den Kanal investiert. Die Maßnahmen fielen in Hollfeld besonders teuer aus, weil die 20 Ortsteile bis zu 20 Kilometer voneinander entfernt lägen und über weite Strecken keine Anwohner an den Kosten beteiligt werden könnten. Entlang dieser Strecken müssten Pumpen installiert werden um den Abfluss aufrecht zu erhalten, während innerhalb bebauter Ortschaften die Einleitung des Schmutzwassers diese Aufgabe übernehme.

Die weiteren Themen auf der Bürgerversammlung:

Das Ärztehaus

Der frühere Hollfelder Arzt, Bernhard Braun, kritisiert, dass die Stadt weiter an den Plänen zum Neubau eines Ärztehauses am Gewerbegebiet Nord festhält. Braun, der seine Praxis erst im Herbst an Birgit Claus-Heuberger übergeben hatte, findet, die Stadt solle lieber das Ärztehaus in der Salvatorstraße unterstützen, das derzeit von Architekt Stefan Schwarzmann gebaut wird. In das Haus will Heuberger zusammen mit der Ärztin Evelyn Beya-Gonzalez im nächsten Jahr umziehen. Dort sei Platz für einen weiteren Arzt, die Stadt könne ihre Suche nach Ärzten und ihre Pläne zum Bau eines weiteren Ärztehauses daher aufgeben. Braun behauptet außerdem, der Headhunter, den die Stadt mit der Suche nach einem Arzt beauftragt habe, würde die Stadt im halben Jahr rund 6000 Euro kosten und hätte bis heute keinen Arzt für Hollfeld gefunden. Barwisch bestreitet das. Stadtrat Manfred Neumeister sagt: „Wir werden ihn in den Stadtrat laden und befragen.“

Licht aus

Das Abschalten der Straßenbeleuchtung zwischen 0:30 und 4:30 Uhr spare der Stadt jährlich rund 20.000 Euro, sagt Barwisch. Weil auch die Umstellung rund 20.000 Euro gekostet habe, rechne sich die Maßnahme ab dem zweiten Jahr.

Theater

Für das Theaterspektakel, das zum 1000. Geburtstag der Stadt und der umliegenden Dörfer am 1. und 2. Juli aufgeführt werden soll, werden noch Schauspieler gesucht. Derzeit hätten sich etwa 40 Akteure gefunden, der Fränkische Theatersommer, der das Spektakel organisiert, benötige aber etwa 150. Hans-Peter Härtl sagt: „Ich befürchte, das Jubiläum plätschert einfach so dahin.“ Er fordert, dass pünktlich zum Jahreswechsel die Schilder am Ortseingang verschönert werden und auf das Jubiläum hinweisen.