Rund 100 Wanderer in Wolfsbach kritisieren Trasse – Rabenstein: „Dürfen nicht zu sicher sein“ Protest gegen geplante Stromtrasse

Von Norbert Heimbeck
Landtagsabgeordneter Christoph Rabenstein zeigt auf der Landkarte den geplanten Verlauf der umstrittenen Stromtrasse.Fotograf Peter Kolb Foto: red

Kaum jemand vermag sich vorzustellen, wie hoch die Masten der geplanten Stromtrasse Süd-Ost tatsächlich sein werden. „Schauen Sie sich diese Bäume an,“ ruft Thomas Kreil, „die sind etwa 25 Meter hoch. Stellen Sie sich jetzt das Dreifache vor.“ Gut 100 Menschen haben sich am Sonntag der Protestwanderung der Bayreuther SPD gegen die Stromtrasse angeschlossen.

 
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Der Vergleich des Emtmannsberger Bürgermeisters löst unter den Zuhörern Kopfschütteln aus. Gut hundert Menschen haben sich am Sonntag der Protestwanderung gegen die Stromtrasse angeschlossen. Eingeladen hat die Bayreuther SPD mit Landtagsabgeordnetem Christoph Rabenstein an der Spitze. Auch CSUler und Mitglieder der Bayreuther Gemeinschaft marschieren mit. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe samt Ehemann Thomas begleitet die Wanderer auf den ersten Metern durch Wolfsbach.

Durch den Ort zieht die Schar, viele tragen knallig-gelbe T-Shirts mit einem Stop-Schild auf der Brust. Plakate oder Banner sucht man vergeblich. Bayreuth protestiert auf leisen Sohlen. Am Ortsrand von Wolfsbach geht der Blick nach Norden über Wiesen und Wälder bis nach Emtmannsberg. Thomas Kreils Hinweis auf die Masthöhe erschreckt die Wanderer.

Christoph Rabenstein fordert die Zuhörer auf: „Und jetzt schauen Sie nach Süden. Die Trasse verläuft vermutlich links der Autobahn, Richtung Pegnitz. Da sind auch ein paar schöne Wirtshäuser betroffen. Weiglathal liegt mitten drin!“ Dieser Hinweis löst unwilliges Raunen aus.

Die Schönheit der Landschaft, die touristische Attraktion und die wirtschaftliche Bedeutung – diese Argumente werden am Sonntag immer wieder als Gründe genannt, weshalb die Trasse nicht gebaut werden dürfe. Die Protestwanderung führt genau innerhalb des einen Kilometer breiten Streifens, der für Masten und Leitungen benötigt wird. Durch Wolfsbach hindurch, dann in den Wald hinein, ins Maintal, das sich an diesem Nachmittag im strahlenden Sonnenschein besonders romantisch zeigt, dann die Anhöhe hinauf zur Gaststätte Schlehenmühle – niemand mag sich vorstellen, dass hier irgendwann Strommasten in den blauen Himmel ragen werden.

Christoph Rabenstein verweist bei der Schlusskundgebung auf die Resolution des Bayreuther Stadtrats zur Stromtrasse. Der Politiker erinnert an die Probleme mit den Windkraftanlagen: „Aber von denen haben wenigstens die Menschen vor Ort etwas.“ Die geplante Stromtrasse bringe jedoch nur Nachteile. Die drei wichtigsten Gründe für Rabenstein: Die Landschaft wird verunstaltet, Häuser und Grundstücke entlang der Stromtrasse verlieren an Wert, gesundheitliche Beeinträchtigungen seien nicht auszuschließen: „Wenn jemand ständig in Angst lebt, kann das dazu führen, dass er tatsächlich krank wird!“. Beifall für jedes Argument Rabensteins.

Und dann schiebt er nach: „Die Notwendigkeit der Trasse ist nicht geklärt.“ Deshalb wollen die Gegner auch keinen anderen Verlauf vorschlagen: Man könne nicht verlangen, dass die Trasse etwa in Speichersdorf gebaut werde, wenn sie ohnehin überflüssig sei. Wer eine umweltverträgliche Energiewende wolle, dürfe die Energie nicht in Mitteldeutschland erzeugen und sie dann nach Bayern transportieren: „Der beste Strom ist der, den wir nicht verbrauchen. Der zweitbeste ist der, den wir selbst erzeugen.“ 26 Prozent, also ein Viertel der Strommenge, komme im Landkreis Bayreuth bereits aus regenerativer Energie.

Zum Schluss mahnt Rabenstein seine Zuhörer eindringlich: „Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. Wo die Leute am wenigsten auf die Straße gehen, da kommt die Trasse hin.“

Auch die weiteren Redner des Nachmittags, Bürgermeister Thomas Kreil, der Wolfsbacher CSU-Vorsitzende Matthias Unger, Neu-Stadtrat Thomas Bauske und der Weidenberger Gemeinderat Horst Zwing greifen Rabensteins Argumente auf: die Trasse werde energiepolitisch nicht gebraucht, die Landschaft werde verschandelt, das Profitstreben der Konzerne sei wichtiger als das Wohl der Bürger. Ihr Appell: Stadt und Land müssten an einem Strang ziehen, um die Trasse zu verhindern.

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