Reinhard Fendrich kritisiert Fremdenhass

Von Susanne Will
Nicht mehr katholisch, aber gläubig: Rainhard Fendrich hat ein Anliegen. Foto: Andreas Harbach/Archiv Foto: red

Rainhard Fendrich züchtet Ohrwürmer. Gerade ist der jüngste dabei, sich neue Wohnungen zu suchen: „Schwarz oder Weiß“ heißt das neue Album und der gleichnamige Song, in dem es um Rassismus geht. Fendrich ist Singer-Songwriter, seit 35 Jahren. Mit „Macho Macho“ schaffte es der Österreicher in jeden Haushalt, jede Disco. Zum Herz, das wie ein Bergwerk arbeitet, wird noch heute geknutscht. Im Februar geht Fendrich auf Tour. Er startet in Hof.

 
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„Die Angst vorm schwarzen Mann fängt schon in der Kindheit an“, heißt eine Zeile aus Ihrem Lied „Schwarz oder Weiß“. Es klingt, als ob da einer noch was zu sagen hätte…

Rainhard Fendrich: Ja. Ich suche mir die Themen nicht aus, die kommen zu mir. Als Singer-Songwriter – Liedermacher ist mir zu unmusikalisch -, also als was auch immer setze ich mich mit den Dingen auseinander. Das tut jeder Künstler. Ich reflektiere. Jetzt ist die Fremdenangst das Thema. Und die wird schon früh in uns eingeimpft: Wenn du nicht brav bist, holt dich der schwarze Mann. Es kann doch nicht sein, dass wir nach hunderten von Jahren wieder so weit sind. Flüchtlinge brauchen unsere Hilfe, gerade deren Würde muss unantastbar sein. Ja, es sind auch Kriminelle darunter, und Terror ist furchtbar. Aber da versagen die Regierungen, die europaweit die Entwicklungen verschlafen haben.

Welche Fehler sehen Sie noch?

Fendrich: Dass auch jetzt nicht reagiert wird: Flüchtlinge aus Afrika kommen nicht, um hier Urlaub zu machen. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dieses Land auf eigene Füße zu stellen, rollt eine Katastrophe auf uns zu.

„Schwarz oder Weiß“ funktioniert wieder wie das Fendrichsche Erfolgsrezept: kritischer Text, eingängige Musik ist gleich Ohrwurm.

Fendrich: Ich mache da aus der Not eine Tugend: Ich kann keine Noten schreiben. Also summe ich die Melodie in mein Diktiergerät, das ist mein trojanisches Pferd. Denn mit dem Ohrwurm transportiere ich meine Geschichten in die Hirne. Wenn mir das gelingt, freut mich das.

Weiter heißt es: „Wir beten doch alle zum gleichen Gott“ – sind Sie gläubig?

Fendrich: Ich bin nicht mehr katholisch, aber ein gläubiger Mensch. Den Verein habe ich aus persönlichen Gründen verlassen, wegen solcher Sachen wie der Erbsünde und auch wegen der Vatikan-AG. Aber die christliche Philosophie will ich leben. Den Verein brauche ich dazu nicht – der hat zu viel Schuld auf sich geladen, auch in jüngerer Vergangenheit.

Sie geißeln auch die sozialen Netzwerke auf Ihrem neuen Album.

Fendrich: Ich kritisiere nicht das Handy an sich, sondern den Umgang damit. Es kann doch nicht sein, dass eine Familie in den Urlaub fährt, die vermeintlich schönste Zeit im Jahr zusammen verbringt und dann alle auf ihr Handy starren. Andererseits bieten die sozialen Netzwerke ungeheure Möglichkeiten: Ich kann ein Lied posten, das innerhalb kürzester Zeit meine Zielgruppe erreicht. Aber ich glaube, dass die sozialen Netzwerke am Ende Vereinsamung fördern. Da hat einer 1317 Freunde, aber wer ist denn bei dir, wenn es dir schlecht geht? Heute kann ich jemanden ruckzuck entfreunden, früher war eine Freundschaft was für Dick und Dünn.

Macht Ihnen die Welt Sorgen?

Fendrich: Die Natur kennt keine Probleme, nur Lösungen. Ich sehe für die Krankheit Mensch eine große Gefahr. Die Natur wird irgendwann sagen: So, jetzt reicht’s. Die Welt ist ein Lebewesen, wir sind nur ein Teil.

Sie stehen seit 35 Jahren auf der Bühne, jetzt alleine. Von 1997 bis 2007 haben sie Millionen von Menschen als Teil von „Austria 3“ mit den Kollegen Georg Danzer und Wolfgang Ambros begeistert. Wird es ein solches Format wieder geben?

Fendrich: Nein. Vielleicht mal zu caritativen Zwecken. Wir Drei haben nur reproduziert. Ich schreibe lieber Neues, mein Eigenes.

Tourauftakt zu „Schwarzoderweiss“  ist am 9. Februar 2017 in der Hofer Freiheitshalle.