Regionale statt System-Gastronomie

Von Stephan Herbert Fuchs
Mehr naturnahe Angebote sollen Gäste in die Tourismusgebiete locken, fordert die Tourismusexpertin der SPD-Landtagsfraktion Martina Fehlner. Das Fichtelgebirge macht es mit seinem Angebot des Schneeschuhwanderns vor.Foto: Archiv/
Manfred Sieber Foto: red

Schluss mit dem Kirchturmdenken im Tourismus. Das fordert die SPD-Landtagsfraktion. Bei einem tourismuspolitischen Gespräch in Wirsberg forderte Martina Fehlner, die tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, dass sich Organisationsstrukturen nicht länger an politischen Grenzen orientieren sollen. Mit kleinteiligen Organisationsstrukturen sei man nicht mehr wettbewerbsfähig.

 
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In Zukunft werde interkommunale Zusammenarbeit mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, sagte der Bayreuther Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein. Als Beispiel führte er die künftige Vermarktung des Markgräflichen Opernhauses in der Wagnerstadt an. Hier sollte sich Bayreuth mit Bamberg zusammentun und gemeinsam als Weltkulturerbe werben. Manfred Möschel, Stadtrat aus Schwarzenbach an der Saale sprach sich dafür aus, Kooperationen nicht nur gemeinde- oder landkreisübergreifend einzugehen, sondern auch länderübergreifend, etwa mit Thüringen oder mit Regionen in Tschechien. Davon sei man derzeit weit entfernt, so Ottokar Feulner aus Stammbach. In dem Markt am Schnittpunkt der drei Landkreise Bayreuth, Hof und Kulmbach sei es schon schwierig, eine gemeinsame Radwegekonzeption umzusetzen.

Ohne Internet läuft nichts

Die tourismuspolitische Sprecherin Martina Fehlner appellierte an alle Hoteliers, Gastronomen und Tourismusverantwortlichen, sich rechtzeitig auf neue Entwicklungen einzustellen. Das Reiseverhalten der meisten Menschen habe sich komplett verändert. So werde beispielsweise immer kurzfristiger gebucht, ohne Internet laufe gar nichts mehr und auch Faktoren wie demographischer Wandel oder Klimawandelt spielten künftig eine große Rolle.

Zu den Herausforderungen der Zukunft gehöre aber auch die Barrierefreiheit, schließlich werde im Jahr 2035 jeder dritte Urlauber älter als 65 Jahre sein. Darüber hinaus verlangten die Menschen Nachhaltigkeit im Tourismus, naturnahe Angebote wie Wandern auf qualifizierten Wanderwegen, Radfahren auf ausgebauten Radwegen oder spezielle Naturerlebnispfade, etwa für Kinder.

Urlauber wollen regionale Gastronomie

Zu all diesen Angeboten benötigen die Kommunen nach den Worten von Martina Fehlner mehr Unterstützung, eine bessere Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr und ein schnelles Internet. „Wenn das nicht funktioniert, dann ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil“, so die Politikerin. Ganz wichtig werde in Zukunft auch die enge Vernetzung der Regionen mit den heimischen Produkten, so wie das die Genussregion Oberfranken vormacht. Regionalität und Authentizität würden immer wichtiger. Fehlner: „Die Urlauber verlangen eine regionale Gastronomie und keine Dönerstände oder Fast-Food-Ketten.“

Als größtes Problem für die vielen familiengeführten Betriebe in Oberfranken bezeichnete Andrea Luger, die Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, die immer noch weiter zunehmende Bürokratie. Bei vielen Betrieben stehe die Nachfolgefrage an, doch junge Leute schrecken davor zurück, einen gastronomischen Betrieb zu übernehmen weil sie die Last der Bürokratie erdrückt, sagte Luger. Vielmehr sollte die Politik durch Vereinfachungen den jungen Leuten eine Chance geben und bei Auflagen beispielsweise zwischen Familienbetrieben und Großbetrieben unterscheiden.