Rechtsstreit um die Rosenau droht

Von Thorsten Gütling
Kämpfen gegen einen Wiederaufbau der Rosenau als Disco und eine Änderung des Kerngebietes in ein Mischgebiet (von links): Wieland Woidig, Martina Groh-Walter, Andreas Pimpl, Klaus Fuchs und Hans-Peter Hoppe. Foto: Thorsten Gütling Foto: red

Kann ein Gebäude im Bestand geschützt werden, von dem kein Stein mehr steht? Diese Frage wollen die Nachbarn der Rosenau jetzt vor Gericht klären.

 
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Es sind vor allem drei Unternehmer aus der Badstraße, die sauer auf die Mitglieder des Bauausschusses sind. Martina Groh-Walter betreibt das Hotel Lohmühle, Andreas Pimpl eine Schreinerei, und Klaus Fuchs ist Raumausstatter. Alle drei sagen, dass sie kein Problem mit einem neuen Tanzsaal hätten. Es sei auch in Ordnung, wenn dort an zehn Tagen im Jahr bis in die Morgenstunden gefeiert würde – beim Kneipenfestival zum Beispiel. Was die drei aber nicht wollen, ist, dass in ihrer Nachbarschaft wieder eine Diskothek einzieht. Zu schlecht seien die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte.

Zu viel Lärm, zu viel Müll. Die Nachbarn erzählen von Partygängern, die ihre Notdurft vor fremder Leute Haustüren verrichtet hätten. Und davon, dass immer weniger Sicherheitspersonal eingesetzt geworden sei, das die Lage immer seltener im Griff gehabt habe. Ein Jahr nach dem Brand der Rosenau sagt Groh-Walter: „Wir haben einen wundervollen Sommer hinter uns. Ganz ohne Beschwerden von Übernachtungsgästen.“

Dass der Bauausschuss diese Woche signalisiert hat, dass sich das bald wieder ändern könnte, ist ein Grund für den neuerlichen Ärger in der Badstraße. Weitaus mehr Unverständnis als über die Entscheidung an sich herrscht aber über die Begründung dafür.

Unternehmer sprechen von Ungerechtigkeit

Die drei Unternehmer sagen, dass sie für teuer Geld Parkplätze für ihre Betriebe nachweisen mussten. Andernfalls hätte die Stadt ihre Geschäfte nicht genehmigt. Groh-Walter spricht von 30 Stellplätzen, Pimpl von zehn und Fuchs von vier. Während Pimpl die Stellflächen auf einem Grundstück, das er geerbt habe, unterbringen konnte, müsse Groh-Walter jeden Monat gut 1000 Euro zahlen, um die Flächen von Dritten zu anzumieten. Fuchs hingegen habe die Stellplätze bei der Stadt ablösen müssen. Groh-Walter sagt, müsste sie das tun, wären 5200 Euro pro Stellplatz fällig – in ihrem Fall also 156.000 Euro.

Brauerei müsste über 300.000 Euro zahlen

Für die Bayreuther Bierbrauerei AG soll das aber nicht gelten, wie der Bauausschuss signalisiert hat. Im Falle eines Wiederaufbaus der Rosenau wären zwar 76 Parkplätze nötig und nur 14 davon könnten derzeit vor dem Haus nachgewiesen werden. Auf die restlichen Stellplätze könnte mit Verweis auf den Bestandsschutz aber verzichtet werden. Das liege im Ermessensspielraum der Stadt, der Eigentümer könne schließlich nichts für den Brand der Disco. Müsste die Brauerei über 300.000 Euro an Parkplatz-Ablöse zahlen, wäre ein Wiederaufbau unwirtschaftlich.

Die Nachbarn halten dagegen: Von einem Bestandsschutz könne keine Rede mehr sein. Schließlich sei die Diskothek restlos abgebrannt und abgeräumt. Ein solcher Schutz könne allenfalls für die benachbarte Gaststätte samt Biergarten gelten, gegen die auch niemand etwas habe. Darum haben die Nachbarn einen Anwalt beauftragt, gegen die Auslegung des Begriffs durch die Stadt vorzugehen.

Vom Kern- zum Mischgebiet?

Denn an diesem Begriff hänge mehr als nur die Zukunft der Diskothek. Mit Verweis auf den Bestandschutz der Rosenau habe der Stadtrat nämlich auch einen Antrag der Nachbarn nicht behandelt, wonach das Gebiet rund um die Badstraße vom Kern- zum Mischgebiet werden sollte. Damit wollten die Nachbarn sogenanntes „störendes Gewerbe“ aus dem Gebiet grundsätzlich verbannen. „De facto sind wir ein Wohngebiet, das muss der Stadtrat endlich mal verstehen“, sagt Wieland Woidig, der an der Badstraße Wohnungen vermietet. Er kämpft genauso an der Seite der drei Unternehmer wie Hans-Peter Hoppe. Der Vorsitzende des Eigentümerbeirats des benachbarten Hochhauses sagt: „Krach, Müll und Dreck von unseren Eigentümern fern zu halten, ist meine Aufgabe.“ Von den etwa 40 Eigentümern, seien die meisten gegen einen neuerlichen Diskothekbetrieb.

Solidarisch mit Groh-Walter und ihren Mitstreitern haben sich unter anderem auch die Betreiber des Restaurants Wiegner, des Hotels Goldener Anker sowie Robert Pfeifer erklärt, der an Bad- und Dilchertstraße 16 Wohnungen vermietet.

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