Nicht alles ist gut
Auf der anderen Seite gibt es laut Enste auch Mitarbeiter, die sich sowohl mit konstruktiven als auch innovativen Ideen hervortäten. Sie äußerten ihre Kreativität. Dennoch: Nicht jedes Querdenkertum ist gut, wie Enste sagte. Jede Handlung und jeder Vorschlag müsste unter dem Prinzip des von Ernste als „intuitiver Imperativ“ bezeichneten Konzepts betrachtet werden. Bewusst lehnt er sich dabei an Kants „kategorischen Imperativ“ an.
Nur wenn ein Querdenker in Selbst-, Fremd- und Betroffeneneinschätzung zu dem Ergebnis kommt, dass sein Vorhaben gut ist, ist es auch gerechtfertigt. Vereinfacht gesagt: Der Entscheider muss sich noch im Spiegel in die Augen schauen können, muss seinen Mitmenschen nachvollziehbar erklären können, warum er sich für etwas entschieden hat, und er muss fähig sein, dem Betroffenen seine wahren Motive mitzuteilen.
Rosenthal und Geißler
Um Querdenker im Unternehmen zu ermutigen, braucht es nach Auffassung Enstes auch führungsstarke Vorgesetzte. „Sie müssen Vorbild sein, den Querdenkern Zeit geben, Vertrauen haben und Räume schaffen, in denen diese sich austoben können.“
Für Hanns-Peter Ohl, stellvertretender oberfränkischer VBW-Vorsitzender, sind vor allem Personen wie der Selber Unternehmer Philip Rosenthal oder der jüngst verstorbene Politiker Heiner Geißler herausragende Beispiele für erfolgreiche Querdenker. „Das waren Persönlichkeiten, die selbst zum Nachdenken anregten.“
Zu satt
„Schaffen Sie Räume, in denen Mitarbeiter frei arbeiten können“, gab Enste den Zuhörern mit auf den Weg. In der Diskussion gingen die Besucher des Unternehmergesprächs der Frage nach, wieso sich gerade Deutschland, das Land, das in Motor-, Medizin- und Elektrotechnik jahrzehntelang zur Weltspitze gehört, von anderen Ländern derzeit abhängen lässt.
„Wir sind zu satt geworden“, antwortete Enste. Deutschlands Konjunktur befinde sich seit Ende des Zweiten Weltkriegs auf konstant gutem Weg. Schlechte Zeiten hat es seither nicht mehr gegeben. Dadurch habe es auch weniger Anreize gegeben, revolutionäre Ideen auszuprobieren und dadurch Neues zu schaffen.