Prozessauftakt in Hof Ministrantin droht lebenslange Haft

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Das qualvolle Sterben von Manfred J. zog sich über zwei Wochen hin. Er ist in seinem Heimatort im Grab seiner Mutter bestattet. Foto: Archiv Foto: Markus Roider

HOF/REGENSBURG. Am Montag beginnt vor dem Hofer Landgericht der Prozess gegen eine 39-Jährige. Sie soll den Partner einer Freundin vergiftet haben. Das Motiv klingt unglaublich.

 
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Größer könnte der Gegensatz kaum sein: In der Pfarrei Sankt Josef im Regensburger Stadtteil Ziegetsdorf galt Miriam P. als eine der Frömmsten. Trotz des fortgeschrittenen Alters von damals 38 Jahren unterstützte die Frührentnerin den Pfarrer als Ministrantin, trug das Kreuz bei Beerdigungen, hatte als Mitglied eines Franziskaner-Laienordens bei einem Katholikentag sogar ein "lebenslanges Versprechen" abgegeben.

Von kommendem Montag an steht Miriam P. vor dem Landgericht in Hof und wieder geht es um ein Lebenslänglich. Das ist die einzig mögliche Strafe, wenn Miriam P. tatsächlich als Mörderin verurteilt werden sollte. Sie soll am 13. November des vorigen Jahres den damals 64-jährigen Manfred J. in dessen Haus in einem Ortsteil von Nagel im Landkreis Wunsiedel einen tödlichen Gift-Cocktail verabreicht haben.

Vor allem das mutmaßliche Motiv macht fassungslos: Manfred J. soll aus dem Weg geräumt worden sein, weil er einer von Miriam P. gewünschten Liebesbeziehung zu Angelika O., einer Freundin aus Regensburger Zeiten, im Wege stand. Dies berichtete Angelika O. in Interviews mit mehreren Zeitungen, darunter der "Bild". Als die Frau im Frühling 2017 aus Regensburg fort- und bei Manfred J. einzog, habe sie die ihrerseits verheiratete Miriam P. mit Aufmerksamkeiten und Blumen überschüttet. Dass das Liebeswerben nicht beantwortet wurde, konnte sie nicht stoppen.

Am 13. November besuchte Miriam P. das Paar im Fichtelgebirge. Dabei soll sie Manfred J. ein Glas eines Mixgetränks angeboten haben, das sie aus Regensburg mitgebracht hatte. Was der 64-Jährige nicht ahnte: Der Drink war mit Glykol versetzt. Dabei handelt es sich um eine dem Alkohol eng verwandte Chemikalie, die vor allem als Frostschutz verwendet wird. Wenige wissen: Glykol ist ein ganz besonders tückisches Gift. Ein Schluck ist für Kinder lebensgefährlich, zwei Schlucke für Erwachsene. Die Flüssigkeit ist sowohl geruchlos als auch farblos.

Noch in derselben Nacht wurde Manfred J. mit dem Rettungswagen in das Fichtelgebirgsklinikum nach Marktredwitz gebracht. Dort kämpften die Ärzte zwei Wochen lang um sein Leben - ohne Chance, denn sie wussten nicht, woran der Mann litt. Damit es bei einer Glykol-Vergiftung überhaupt eine Rettung gibt, muss die gezielte Behandlung jedoch schnell beginnen. Miriam P. soll sogar einen Besuch am Krankenbett von Manfred J. absolviert haben, ohne den Grund für den dramatischen Verfall zu offenbaren. Das klägliche Sterben von Manfred J. zog sich über zwei Wochen hin. Immer mehr Organe wurden angegriffen und versagten ihren Dienst. Als er am 1. Dezember starb, war er vollständig erblindet.

Zu diesem Zeitpunkt saß Miriam P. schon in Untersuchungshaft. Die Polizei hatte die Flasche sichergestellt, in der sie den tödlichen Drink nach Nagel transportiert haben soll. Den Sachverhalt an sich soll die 39-Jährige im Laufe der Ermittlungen bereits eingeräumt haben.

Im am Montag beginnenden Prozess wird es ganz maßgeblich um das Motiv gehen. Die erste Strafkammer unter der Leitung des Vize-Präsidenten des Landgerichtes, Bernhard Heim, hat fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte demnach schon am Freitag gesprochen werden. Zuvor will das Gericht 16 Zeugen und zwei Gutachter hören.

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