Vier Stunden Uni statt vier Stunden Schule
Die Schule erlässt den Schülerstudenten vier Stunden Unterricht pro Woche - vier Stunden, die die Schüler an der Uni verbringen. Das wöchentliche P-Seminar entfällt komplett. Die wissenschaftliche Hausarbeit für das W-Seminar schreiben die Schüler außerdem nicht an der Schule, sondern an der Uni.
Mit der Idee für das Projekt rühmen sich sowohl die Schule als auch die Uni. "Da es unser gemeinsames Anliegen war, haben wir den Schulterschluss gesucht", sagt Schulleiterin Elisabeth Götz. Seit Frühjahr 2014 arbeite man daran, dass Projekt umzusetzen.
Uni will Projekt auf die gesamte Region ausweiten
Die Technische Universität in München kooperiert bereits ähnlich mit einem Gymnasium – allerdings beschränkt sich die Zusammenarbeit auf naturwissenschaftliche Fächer – sogenannte MINT-Fächer. „Das besondere an dem Bayreuther System ist, dass die Schüler ihr Studienfach frei wählen dürfen.“, sagte Martin Huber, Vizepräsident der Uni. Afrikanistik, Jura, Chemie - das Feld sei bunt.
Das Bildungsministerium teilt sich die Kosten für die Stelle eines Schülerbetreuers mit der Uni. Dirk Hahn ist Lehrer am MWG und wird künftig an zwei bis drei Tagen in der Woche für die Schüler an der Uni da sein. Darüber hinaus wirbt er bei anderen Gymnasien für das Projekt. „Wir wollen auch mit anderen Schulen aus der Region kooperieren, um die begabtesten Köpfe an die Bayreuther Uni zu holen“, sagt Hahn.
Das sagen die Jungstudenten
Gloria Griebel, 16, Biologie:
Ich habe bereits im vergangenen Jahr Biologie studiert. Da ich Medizin studieren möchte, nutze ich das Biostudium, um die Grundlagen zu lernen. Außerdem ist es natürlich cool, wenn man unter der Woche mal aus der Schule rauskommt. Die Uni Bayreuth bietet Medizin nicht an, darum zieht es mich nach München oder Heidelberg.
Stephan Hamisch, 17, Chemie:
Ich nutze das Schülerstudium, um mich zu orientieren. Ich weiß zwar, dass mir Naturwissenschaften liegen. Logisches Denken gefällt mir. Aber ob ich Physik, Chemie oder Medizin studieren werde, weiß ich noch nicht. Nur Biologie kann ich schon ausschließen – zu viel auswendig lernen. Ich habe bereits zwei Semester Physik hinter mir. Das Fach war schwierig, aber wahnsinnig spannend. Leider schränkt das Schulsystem uns in puncto Interessen vertiefen stark ein. An der Uni kann ich mich ausprobieren.
Verena Müller, 16, Jura:
Ich habe bereits zwei Semster Jura studiert, weil mich das Thema einfach interessiert. Jura ist nicht so trocken, wie alle glauben. Wir besprechen auch viele Alltagssituationen. In diesem Semester habe ich sogar zwei Prüfungen geschrieben. Auf ein Ergebnis warte ich noch, bei der anderen bin ich froh, bestanden zu haben. Ob ich in Bayreuth bleibe, weiß ich noch nicht.
Vincent Reichenberger, 16, Chemie:
Das Fach Chemie fand ich eigentlich schon immer spannend. Genau erklären kann ich mir das nicht, vielleicht habe ich mal was im Fernsehen gesehen. Leider kommen wir mit dem Stoff in der Schule nur relativ langsam voran. Ich war nicht in einer Begabtenklasse, im Vergleich zu denen hängen wir sogar noch ein Jahr zurück. Normalerweise lerne ich nicht so viel, aber für die Uni werde ich sicher mehr machen.