Assem Marei: Seine Vertragsverlängerung nach der zurückliegenden Saison wurde als großer Coup verkauft. Und das war sie auch. Noch einmal wird dieser Coup nicht gelingen. Der Center widerstand den Verlockungen anderer Clubs nicht nur deshalb, weil sich Medi im Rahmen seiner Möglichkeiten gestreckt hat, sondern auch wegen des privaten Umfelds. Marei hat nach Saisonende im benachbarten Tschechien geheiratet. Seine Frau Whitney und De’Mon Brooks Freundin Theresa verstehen sich blendend. Bayreuth als seine erste europäische Station war für den Ägypter aufgrund der hier vorherrschenden familiären Atmosphäre ein Volltreffer. Aber er ist Profi. Noch einmal greift dieses Argument nicht. Center seiner Klasse sind rar gesät, er kann an anderen Standorten vielfach mehr verdienen.
Bleibe-Wahrscheinlichkeit: 10 %.
John Cox: Seine Situation ist anders als bei den restlichen Ausländern. Der smarte, sympathische Routinier würde sicher bleiben, wenn er denn ein Angebot bekäme. Er und seine Familie fühlen sich sehr wohl in Bayreuth. Cox‘ Verpflichtung war laut Trainer Raoul Korner nicht nur das letzte, sondern auch das am schwersten zu findende Puzzleteil der aktuellen Medi-Mannschaft. Der Coach brauchte einen verlässlichen Backup auf der Guard-Position, der sich mit wenig Einsatzzeit zufrieden gibt, aber immer liefert, wenn er muss. Insofern erfüllt der Venezolaner das Anforderungsprofil hervorragend. Die Frage ist nur, wird dieses Puzzleteil auch in der neuen Medi-Mannschaft gebraucht?
Bleibe-Wahrscheinlichkeit: 40 %.
De’Mon Brooks: Forwards wie er – mit hervorragender Physis und hoher Spielintelligenz ausgestattet – wachsen nicht auf den Bäumen. Seine Weiterverpflichtung war ein ähnlich großer Coup wie die Vertragsverlängerung von Assem Marei. Ein wenig erhöht haben dürften sich die Chancen für die Bayreuther durch die kürzlich erlittene Knieverletzung des Sympathieträgers. Er selbst, aber auch seine Lebensgefährtin Theresa, fühlen sich hier bestens aufgehoben. Ob dieses Wohlfühlpaket allerdings reicht, um noch einmal zu verlängern, ist höchst fraglich. Logischer wäre für ihn der nächste Karriereschritt bei einem europäischen Club mit besserer finanzieller Ausstattung.
Bleibe-Wahrscheinlichkeit: 25 %.
Gabe York: 14 Punkte in der Bundesliga-Hauptrunde, knapp 17 in der Champions League – nicht nur aufgrund seiner herausragenden Statistikwerte zählt der 24-jährige „Shooter“ zur heißesten Ware im Medi-Team. Der 191 cm große US-Amerikaner kann Spiele im Alleingang entscheiden. Findet er seinen Wurf, ist er eine schwer zu stoppende Offensivwaffe. Bei all seiner individuellen Klasse ist er aber auch Teamplayer genug, um sich zurückzunehmen, wenn es nicht läuft, und dafür seine Mitspieler in Szene zu setzen. Diese große Qualität ist auch der finanzstarken Konkurrenz längst bekannt. Obgleich er bei Medi großes Vertrauen und enorme Wertschätzung genießt, ist sein Abgang ähnlich wahrscheinlich wie der von Marei – mit dem Unterschied, dass ein Spieler seines Formats leichter zu ersetzen sein wird.
Bleibe-Wahrscheinlichkeit: 10 %.
Robin Amaize: Der Nationalspieler hat noch Vertrag, dürfte aber bei entsprechendem Angebot wechseln. An Interessenten an einem deutschen Spieler mit seinen physischen Qualitäten dürfte es naturgemäß nicht mangeln – gerade aus den Reihen der Bundesliga-Konkurrenz. Ob die Begehrlichkeit an dem 24-jährigen Gießener allerdings so groß ist, dass die Bayreuther chancenlos bleiben, darf bezweifelt werden. Dafür war Amaizes Saison nicht außergewöhnlich genug. Der „Energizer“ war ein solider Faktor, war ab und an herausragend und steigerte sich insgesamt leicht im Vergleich zur Vorsaison – von 6,2 (durchschnittliche Spielzeit: 14:44 Minuten) auf 7,1 Punkte (16:43), einen Quantensprung vollzog er aber nicht. Hinzu kommt seine hohe Affinität zu seinem Mentor Raoul Korner und seine mittlerweile große private Bindung an den Standort. Beides zählt als gewichtiges Argument für sein weiteres Engagement.
Bleibe-Wahrscheinlichkeit: 70 %.
Steve Wachalski: Was für Amaize gilt, gilt auch für „Steeeve“. Der Publikumsliebling hat Vertrag mit Option. Ein Medi-Team ohne den zuverlässigen Routinier und Musterprofi ist schwer vorstellbar. Auch für ihn selbst. Er ist bestens integriert, fühlt sich privat pudelwohl und genießt hohes Ansehen. Raoul Korner weiß, was er an Wachalski hat. Und Wachalski weiß, was er an Bayreuth hat. Wäre der 202 cm große Forward nicht schon 35, man würde ihm wohl einen langfristigen Vertrag anbieten. Aber auch so ist es denkbar, dass der gebürtige Köthener auch nach seiner aktiven Zeit Bayreuth die Treue hält.
Bleibe-Wahrscheinlichkeit: 90 %.
Laut Statistik: Trainer Korner garantiert den Erfolg
Entwarnung: Sollte das Gros der Medi-Leistungsträger nach der Saison in der Tat den Hut nehmen – wie von der Kurier-Sportredaktion prognostiziert –, muss man sich als Bayreuther Anhänger nicht lange grämen, nächtelang in den Schlaf weinen schon gleich gar nicht. Die Medi-Mannschaft wird auch in der kommenden Saison mehr Siege feiern als Niederlagen betrauern. Das ist zwar zweifelsfrei wieder eine Prognose, allerdings basiert sie auf einer Statistik, die so simpel wie aussagekräftig ist. Sie hat mit Raoul Korner zu tun. Der Medi-Coach hat es in den zurückliegenden beiden Spielzeiten trotz eines Etats, der deutlich in der zweiten Hälfte der Bundesliga angesiedelt ist, geschafft, zu „overperformen“. Will heißen: Eingesetztes Kapital und sportlicher Ertrag stehen im krassen Missverhältnis. Korner hat wettbewerbsübergreifend in den zurückliegenden zwei Spielzeiten in 92 Spielen 55 Siege geholt – eine Quote von 61 Prozent. Wie bemerkenswert hoch dieser Anteil von Erfolgen ist, offenbart der Vergleich mit Korners Vorgängern seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2010. Bei vergleichbarem Etat holte Andreas Wagner in 38 Spielen 9 Siege (24 %), Marco Van den Berg in 57 Spielen 23 Siege (40 %), Predrag Krunic in 22 Spielen 6 Siege (27 %) und Michael Koch in 87 Spielen 30 Siege (34 %).