Premiere für Tim Pargent (21): Er wünscht sich mehr Generationengerechtigkeit Bayreuth: Weihnachtswünsche des jüngsten Stadtrats

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Tim Pargent (Grüne) hat als jüngster stadtrat jetzt zum ersten Mal die Rede zum Abschluss des Stadtratsjahres gehalten. Foto: Köpplinger Foto: red

Weise Worte, manchmal auch eine ordentliche Gardinenpredigt. Meistens aber doch Versöhnliches. All das prägte bislang die Reden der Stadtratsältesten zum Abschluss eines Jahres. Die letzte Sitzung vor dem Weihnachtsfest soll schließlich etwas Dampf aus dem Kessel der Lokalpolitik nehmen. Tim Pargent wich von der bisherigen Linie wenig ab. Er fand aber doch frischere Worte. Und sportliche Vergleiche.

 
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Es war eine Premiere. Nicht nur für ihn. Denn seit Mai, seit der neue Stadtrat seine Arbeit aufgenommen hat, ist es beschlossene Sache, dass sich die Stadtratsjüngsten und die -ältesten abwechseln bei den Worten zum Fest und zum Jahreswechsel.

Stadtratsarbeit, sagte Pargent, sei genauso wenig ein Wunschkonzert wie Weihnachten. „Ich kann mich an kein Weihnachtsfest erinnern, an dem wirklich alle meine Wünsche in Erfüllung gegangen wären. Und das liegt nicht daran, dass sich meine Familie keine Mühe gegeben hat.“ Man könne die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit auch recht gut auf die Arbeit des Stadtrats übertragen: Man dürfe nicht fragen, ob alle Wünsche in Erfüllung gehen können, sondern müsse hinterfragen: „Geht unsere Reise in die richtige Richtung? Und so sehr ich Politik der kleinen Schritte gut finde, müssen wir wissen, wo das Ziel steht.“

Pargent sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, er wolle den Kollegen „nicht den Marsch blasen“ mit seiner Rede. Im Gegenteil. Er wolle „sie überzeugen, sie zum Nachdenken anregen“. Der 21-Jährige, der für die Grünen in den Stadtrat eingezogen ist, stellte deshalb auch die Frage nach der Generationengerechtigkeit in den Mittelpunkt seiner Ansprache. „Eine Entscheidung im Stadtrat ist aus meiner Sicht nur dann generationengerecht, wenn wir die Folgekosten bestenfalls gleich ausschließen oder direkt mittragen. Sie gegebenenfalls möglichst gering halten. Oder wir zukünftige Generationen in die Lage versetzen, entweder die Kosten tragen oder die Entscheidung revidieren zu können“, sagte Pargent am Nachmittag im Stadtrat in seiner Ansprache. Eine Entscheidung sei nur dann tatsächlich generationengerecht, wenn „Menschen sie in Zukunft wieder genauso treffen würden“, sagte er. Und er sagte das mit Blick auf Entscheidungen wie die Parklandschaft der Landesgartenschau, deren Pflege nach 2016 Jahr für Jahr rund 400 000 Euro kosten soll.

Seine Kollegen im Stadtrat ermunterte er, sich auch für den Abbau der städtischen Schulden einzusetzen. Auch, wenn sie dafür kein direktes Lob ernten würden: „Für Schuldentilgung wird uns niemand ein Schreiben außen ins Fach legen. Es wird uns auf den nächsten Hauptversammlungen unserer Vereine niemand dafür auf die Schulter klopfen.“ Aber: Weniger Schulden bedeute weniger Last für die künftigen Generationen. Das bedeute: „Dafür müssen wir den Mut allerdings selbst aufbringen.“ Mit dem Ziel, dass die Stadt auch in zehn, 20 oder 30 Jahren „noch genauso handlungsfähig sein kann“.

Pargent, der mit seinen 21 Jahren der jüngste Stadtrat aller Zeiten ist, sagte, er habe begonnen, sich vor etwa zwei Wochen Gedanken über die Rede zu machen. Und er habe die Rede zum Teil in Brüssel geschrieben, wo er in den vergangenen Wochen ein Praktikum absolviert hat. „Die Distanz zu Bayreuth war gefühlt nicht schlecht bei der Vorbereitung.“ Er sei, sagte er in seiner Ansprache – und auch im Gespräch – nach der Freude über seine Wahl „durchaus in der Realität angekommen. Ich habe schnell gemerkt, dass es recht schwierig werden wird, die Welt verändern zu wollen“. Er habe sich von den Kollegen im Gremium gut aufgenommen gefühlt. Die persönliche Ebene stimme.

Allerdings: Statt verstärkt eigene Ziele umsetzen zu können, sei nicht nur er als Stadtratsneuling von „Entwicklungen eingeholt worden, die von außen kamen – wie etwa das Thema Stadtmarketing“. Andererseits, sagte Pargent, könne man „durchaus was erreichen. Wenn man sich reinhängt. Wenn man die Unterlagen durchpaukt. Wenn man recherchiert“.

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