Preis für Wissenschaftler Ein unbekannter Meister aus Bayreuth

Von Michael Weiser
Ausgezeichnet! Emir von Dubai Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum überreicht Prof. Jonathan Owens seinen Preis. Foto: red Foto: AL BAYAN

BAYREUTH. Jonathan Owens erforscht arabische Dialekte in Afrika. Jetzt erhielt er in Dubai dafür eine wichtige Auszeichnung.

 
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Die Welt der Wissenschaft folgt eigenen Gesetzen. Dazu gehört, dass man nicht weltbekannt sein oder zu einem Thema von allgemeinem, jedermann bewussten Interesse forschen muss, um auf großer Bühne zu landen. Es muss allerdings jemanden geben, der die Bedeutung des Geleisteten richtig einzuschätzen weiß. Sagen wir’s so: Jonathan Owens ist das, was man in der Wirtschaft einen Hidden Champion nennt. Eine Spitzenkraft, die auch ohne viel Aufmerksamkeit auskommt.

„Ich glaube, die wollten einfach einen Sprachwissenschaftler“, sagt Jonathan Owens. Jonathan Owens lehrte an der Uni Bayreuth arabische Linguistik. Jetzt ist er Professor im Ruhestand und wirkt noch immer angemessen überrascht. Er wurde nämlich nach Dubai eingeladen, um sich dort den Sheikh-Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum-Preis für Arabische Sprache abzuholen. ach was, nicht einfach abzuholen, sondern vom Emir von Dubai Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum persönlich überreicht zu bekommen. So lang der Name der Auszeichnung, so kurz die Botschaft: Hohe Ehre für einen Wissenschaftler.

Als erster Ausländer ausgezeichnet

Was den Preis so besonders macht: Der Preis wird normalerweise an Einrichtungen oder Gruppen verliehen. Professor Jonathan Owens ist nicht nur der erste einzelne Mensch, der diesen Preis erhält. Er ist auch noch der erste Ausländer, der sich in den Augen des Herrschers und seiner Berater so sehr um die arabische Sprache verdient gemacht hat, dass sein Name in die Annalen eingehen soll.

Owens Forschungsgebiet ist im buchstäblichen wie übertragenen Sinne abgelegen. Er beschäftigt sich bevorzugt um Arabisch in Afrika. Owens kam mit seinen Eltern nach Uganda, da war er zwölf Jahre alt. „Unsere Familie war 1963 für ein Jahr dort, nur ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Landes. Eine interessante Zeit.“ Owens blieb dem Kontinent verbunden, besuchte Anfang der 70er Jahre die Universität in Kampala (Uganda). Dort fing er an, Nubi zu studieren, eine Kreol-Arabische Sprache und daher mit Arabischen verwandt. Nach der Promotion in London dachte er sich, wenn man schon eine dem Arabischen verwandte Sprache studiert hatte, „ warum dann nicht die echte Sache?“ Die Methodik, die er sich mit der Linguistik angeeignet hatte, erleichtert es ihm, sprachen zu lernen. Und so stürzte er sich auf libysches Arabisch. Nach zwei Jahren wechselte er zu einer Uni in Maiduguri in Nigeria, wo er sich mit dem lokalen arabischen lokalen Dialekt von Nigeriabeschäftigte – die Grundlage seiner späteren Beschäftigung in Bayreuth. Fünf Jahre verbrachte er aber auch in Jordanien, wo er Hocharabisch studierte. Für ihn ist die Sprache der arabischen Halbinsel noch immer die schönste Ausformung des Arabischen, „weil es so melodisch ist.“

Das Fundament der Sprache

Owens konzentriert sich auf die Tradition der arabischen Grammatik, was für ihn das „Fundament des Arabischen überhaupt“ ist. Mit der Expansion des Islam verbreitete sich Arabisch über weite Teile Afrikas, aber auch Asiens, bis nach Usbekistan. Wie ein Archäologe forscht Owens nach sprachlichen Belegen dafür, sozusagen nach Hochwassermarken, die das Vordringen der Araber markieren. Ein solches Sprachdenkmal ist Nubi. Aber auch in Nigeria, vor allem im Norden, wird Arabisch gesprochen. Darauf hat sich Owens spezialisiert. In einer Region der Welt, in der schriftliche Quellen erst aus späterer Zeit stammen, stellen Sprachen ein wichtiges Forschungsfeld auch für Historiker dar.

Dass der Rest der Welt mit seinem Forschungsgebiet zumindest nicht unmittelbar etwas anfangen kann, ist ihm gleich. Er freut sich um so mehr, die Anerkennung von Experten gewonnen zu haben. „Ich bin sehr stolz, denn diese Auszeichnung wird in der arabischen Welt durchaus wahrgenommen.“

Auch mit seiner Karriere ist er sehr zufrieden. „Ich konnte etwas abenteuerliche Länder besuchen, dort forschen und damit auch noch mein Geld verdienen“, sagt er. „Meine Frau zeigte in dieser Hinsicht viel Geduld.“ Owens ist, wie gesagt, im Ruhestand. Mit Sprache beschäftigt er sich selbstredend weiter. „Ich spiele auch Tennis sehr gern“, sagt er, „seit das der Ellbogen nicht mehr erlaubt, versuche ich mich fit zu halten und auf Reisen zu gehen. Ich bin glücklich, mein Forschungsinteresse mit Tourismus verbinden zu können.“